Natürlich sind Jugend- und Gesundheitsschutz noble Anliegen. Aber das sind die Kunst und das Kino auch – und in der Kunst geht es eben keinesfalls nur um das Schaffen blütenreiner Industrieprodukte, sondern eben immer auch um das Durchstoßen der glatten Oberfläche. Zigaretten gehören ebenso zu unserer Lebenswirklichkeit wie Handys und Cola-Dosen – sie von der Leinwand zu verbannen bedeutet, unsere eigene Welt zu verleugnen, sich zum Kino als losgelöste Utopie zu bekennen (und dann kann man natürlich leicht nach und nach noch weitere Dinge verbieten, die man auch auf der Straße gerne nicht mehr sehen würde). Es gruselt, es gruselt.
Etwas überspitzt formuliert könnte man sogar sagen: Das Rauchverbot im Film ist ein verklärendes, auf falschverstandener politischer Korrektheit fußendes Reinwaschen, das an das Vertreiben der Obdachlosen vor den Olympischen Spielen erinnert. Nur der makellose Eindruck zählt – nicht die Lebensrealität widerspiegelnde oder kommentierende wahrhaftige Momente.
Apropos Lebenswirklichkeit: Wenn wir das Rauchen rabiat aus allen Filmen verbannen, dann sind wir auch gezwungen, historische Tatsachen und kulturelle Traditionen zu ignorieren, außerdem berauben wir uns damit zugleich wunderbarer erzählerischer Möglichkeiten. Man stelle sich nur mal Sherlock Holmes ohne Pfeife vor! Oder keinen Tabak mehr in Western. Und bei Frauen wie Marlene Dietrich war das Rauchen natürlich auch ein über das Kino weit hinausreichendes Zeichen der Emanzipation – sie eroberten eine Männerdomäne und trugen mit dazu bei, dass etwa die gemeinsame Zigarette im Bett zur eleganten Leinwand-Metapher moderner Intimität werden konnte. Und die Frage nach einem Feuerzeug oder einem Streichholz hat nicht zufällig immer wieder die schönsten Liebesgeschichten in Gang gesetzt.
Und damit sind wir noch nicht mal beim ästhetischen Aspekt – denn Rauchen sieht eben im Kino oft auch einfach verdammt geil aus (wovon ihr euch auch oben in der Bildergalerie überzeugen könnt)!
Zigarettenqualm ermöglicht es, eine Figur zur gleichen Zeit zu zeigen und zu verbergen – ein unverzichtbares stilistisches Element der großen (und großartigen) Film noirs der 1940er und 1950er Jahre! Mitchum, Bogart, Bacall ohne Kippe? Nein, danke!


Die Zigarette steht aber nicht nur für Sexappeal oder Gefahr, sondern auch für eine Auflehnung gegen die gesellschaftlichen Konventionen (also doch ganz passend, dass ausgerechnet Disney es verboten hat). Bestes Beispiel dafür: Jugend-Ikone James Dean in seinem Kultfilm „… denn sie wissen nicht was sie tun“.
