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    Manic - Weggesperrt
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Manic - Weggesperrt
    Von Christian Roman

    Innerlich zerrissener Underdog trifft auf missverstandenen Mentor und wird obendrein mit einem süßen Mädchen und dem Ausweg aus seinem verkorksten Leben belohnt. Genreproduktionen wie Good Will Hunting oder Forrester folgen in mehr oder minder guter Qualität den ewig gleichen Erzählmustern. Das hinderte Jordan Melamed im Jahr 2001 nicht daran, in seinem Regiedebüt „Manic – Weggesperrt“ eine gleichsam konventionelle Geschichte zu erzählen. Entstanden ist ein solides Jugenddrama über den Alltag in einer Psychiatrie, das zwar mit tollen Darstellern glänzt, aber nicht zuletzt wegen seiner pseudo-dokumentarischen Inszenierung nicht gänzlich überzeugt.

    Der Auftakt ist gelungen: Lyle Jensen (Joseph Gordon-Levitt, Brick, Killshot) hat etwas verbrochen, so viel ist klar. Sein Gegenüber will herausfinden warum. Der Dialog zwischen den beiden wird jäh unterbrochen: Auf Schwarz folgt der erste Name der Opening Credits. Im Hintergrund sind Schreie zu hören, jemand wird übel zusammengeschlagen. Harter Schnitt, wieder Dialog, dann der zweite Name. Schnell wird klar, dass Lyle ausgetickt ist und einen Schulkameraden mit einem Baseballschläger den Kopf zertrümmert hat. Nicht seine erste Entgleisung dieser Art. Eine Therapie in der Jugendpsychiatrie des Northwood Instituts soll Besserung bringen. Was nun folgt ist wenig überraschend. Keine Spur von Reue zeigend, fühlt sich Lyle hier deplatziert. Inmitten von Vergewaltigungsopfern, notorischen Prügelknaben und versuchten Selbstmördern holt Lyle langsam aber sicher die schmerzhafte Erkenntnis ein, dass auch er einen gefährlichen Weg eingeschlagen hat. Einen Ausweg aus seiner zwanghaften Wut scheint allein der Therapeut Dr. Monroe (Don Cheadle) zu bieten…

    Das harte Intro von „Manic – Weggesperrt“ stimmt packend auf die Thematik ein. Aber im Grunde genommen passiert die folgenden neunzig Minuten wenig, die Handlung spielt sich allein in der Anstalt ab. Das Drehbuch aus der Feder von Michael Bacall und Blayne Weaver (treten beide selbst als Insassen auf) versammelt dabei eine stereotype Gruppe von psychisch kranken Teenagern um den zornigen Rebellen Lyle. Da wären sein depressiver Zimmergenosse Kenny (Cody Lightning), der überreife Schläger und Lyles Konterpart Michael (Eldon Henson), die tätowierte Gothic-Dame Sara (Sara Rivas) und natürlich Tracy (Zooey Deschanel, The Happening, Der Ja-Sager). Zwischen ihr und Lyle entwickelt sich im Laufe der Geschichte die obligatorische Romanze. Die Truppe wird von Dr. David Monroe zusammengehalten, der in den zahllosen Therapiesitzungen verbissen um das Wohl seiner Schützlinge kämpft. Hier spielt „Manic – Weggesperrt“ sein Potenzial voll aus. So oberflächlich einige Charaktere auch gezeichnet sind, die Chemie zwischen den Jungdarstellern und dem Charaktermimen Cheadle (Hotel Ruanda, Traitor) stimmt. Nach und nach fügen sich die verstörenden Einblicke in die Psychen der labilen Jugendlichen zu einem Ganzen zusammen. Wer auf eindringliches Gefühlskino steht, wird hier voll bedient.

    Wäre da nicht der nervtötende Inszenierungsstil. Allem Anschein nach wollte Jordan Melamed seinem Erstlingswerk auf Biegen und Brechen einen pseudo-dokumentarischen Charakter verleihen, schoss dabei aber weit über das Ziel hinaus. Die wackelige Handkamera ist immerzu in Bewegung, zieht Schärfe nach und die vielen Reißschwenks bringen unnötig Unruhe in das sonst so harmonische Erzähltempo. Die Folge: Anstatt ein atmosphärisches Maß an Authentizität zu schaffen, lenkt die ausufernde Inszenierung unnötig von den eigentlichen Stärken des Films ab.

    Fazit: Regisseur Jordan Melamed verpackt eine konventionelle Geschichte gekonnt in ein einfühlsames Kammerspiel. Dazu trägt vor allem die hervorragende Leistung des (jungen) Ensembles bei. Umso bedauerlicher, dass der Regisseur einen derart aufdringlichen Inszenierungsstil wählt. Hier wäre weniger mal wieder mehr gewesen.

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