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    Die nackte Kanone 33 1/3
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Die nackte Kanone 33 1/3
    Von Lars-Christian Daniels

    Ob nun „Star Wars: Episode I - Die dunkle Bedrohung", „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" oder der in Kürze im Kino startende „Scream 4" – wirklich sicher kann man sich schon seit Jahren nicht mehr sein, dass der dritte Teil einer ursprünglich als Trilogie konzipierten Erfolgsreihe auch tatsächlich deren endgültigen Abschluss darstellt. Bei „Die nackte Kanone 33 1/3" liegen die Dinge da zweifelsohne etwas anders: Der dritte Leinwandauftritt von Chaos-Cop Frank Drebin bildet für alle Zeiten das Finale der Reihe – nicht zuletzt weil eine angesichts des Todes von Klamaukkönig Leslie Nielsen nötige Neubesetzung der Hauptrolle völlig undenkbar erscheint. Die Spoof-Experten David Zucker („Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug"), Pat Proft („Police Academy") und Robert LoCash („High School High (High School High)") übernahmen 1994 das Drehbuch für das dritte Drebin-Abenteuer und gaben die Regie an Peter Segal („Get Smart") weiter. Weil der Film letztlich nur das Erfolgsrezept der ersten beiden Teile „Die nackte Kanone" und „Die nackte Kanone 2 ½" aufwärmt und mit frischen Ideen geizt, erreicht „Die nackte Kanone 33 1/3" nicht ganz die Qualität seiner Vorgänger, erweist sich aber trotz seiner Mängel als sehenswerter Abschluss der Parodie-Trilogie.

    Frank Drebin (Leslie Nielsen) befindet sich mittlerweile im Ruhestand. Statt in eigenwilliger Manier Gangster und Drogenbosse umzunieten und dabei seine Vorgesetzten zur Verzweiflung zu bringen, genießt der pensionierte Cop das unbeschwerte Hausmann-Leben an der Seite seiner großen Liebe Jane (Priscilla Presley). Die Zeit vertreibt er sich mit Bügeln, Einkaufen und dem Kochen von vietnamesischer Tapir-Suppe. Es dauert nicht lange, bis seine Ex-Kollegen Ed (George Kennedy) und Nordberg (O.J. Simpson) einmal mehr vor der Tür stehen und den alten Kumpel um Hilfe bitten: Der im Gefängnis einsitzende Schwerverbrecher Rocco Dillon (Fred Ward) plant nicht nur seinen Ausbruch, sondern auch einen Bombenanschlag auf die nahende Oscar-Verleihung. Drebin wird undercover auf Dillon angesetzt und macht schon bald Bekanntschaft mit dessen vollbusiger Geliebter Tanya Peters (Anna Nicole Smith) und Dillons argwöhnischer Mutter Muriel (Kathleen Freeman)...

    Schon die berühmte Blaulichtsequenz, die diesmal einleitend durch eine Wasserrutsche, einen Flipper-Automaten und den engen Luftschacht des berühmten Todessterns („Krieg der Sterne") führt, macht deutlich, dass auch der dritte Teil der Reihe wieder auf das bewährte Konzept setzt, das „Die nackte Kanone" zu einer der beliebtesten Spoof-Komödien des 20. Jahrhunderts avancieren ließ. Das Drehbuch nimmt gnadenlos einen Hollywood-Moment nach dem nächsten aufs Korn – gleich zum Auftakt muss in einer köstlichen Zeitlupensequenz Brian De Palmas Mafiaklassiker „The Untouchables" dran glauben. Später parodiert „Die nackte Kanone 33 1/3" vor allem Steven Spielbergs Dino-Actioner „Jurassic Park" und Ridley Scotts Road Movie „Thelma & Louise", deren Kinostart 1994 erst wenige Monate zurückliegt.

    Das offensichtlich bei der James-Bond-Reihe abgeschaute Pendant zu Wissenschaftler „Q" präsentiert den staunenden Kollegen der Spezialeinheit die neuste Entwicklung seiner Abteilung, die spaßigen Knastszenen mit Drebin und Dillon verweisen augenzwinkernd auf die Ausbrecherdramen „Flucht von Alcatraz" und „Gesprengte Ketten". Dass der Film aber selten den originellen Witz des ersten Teils erreicht, liegt nicht zuletzt daran, dass sich die Drehbuchautoren nicht nur bei berühmten Hollywoodfilmen, sondern auch häufig bei sich selbst bedienen: Der Busengrapscher-Gag beim Melonenkauf im Supermarkt ist eine müde Variation des spaßigen Fehlgriffs aus „Die nackte Kanone", bei dem Fassadenkletterer Drebin versehentlich das Dekolletee eines weiblichen Hotelgasts prüfte.

    Auch anatomische Kuriositäten halten nicht zum ersten Mal für die Pointen her: während Jane in „Die nackte Kanone 2 1/2" plötzlich über eine ominöse dritte Hand verfügte, um dem Lieutenant eine Ohrfeige zu verpassen, lassen die atemberaubend langen Beine von Tanya Peters jeden NBA-Basketballer vor Neid erblassen und verfügen gar über ein zweites Paar Kniescheiben. Die Tanzshoweinlage auf der Oscar-Verleihung, das plötzlich zuklappende Ehebett – mehr als einmal erlebt der Zuschauer in „Die nackte Kanone 33 1/3" ein Déjà-Vu. So punktet der Film eher dank der köstlichen Oneliner und der amüsanten Vergleiche, die Drebin – einmal mehr herrlich trocken von Leslie Nielsen verkörpert – immer wieder lässig aus dem Ärmel schüttelt: „Wie ein Blinder beim Gruppensex musste ich mich an die Dinge herantasten." Die gewohnt unterhaltsame Mischung aus völlig absurdem Hintergrundgeschehen und geschliffenem Dialogwitz muss jedoch vor allem in der zweiten Filmhälfte zunehmend hinter Klamauk und Slapstickeinlagen zurückstehen.

    Subtilere Gags sind spätestens mit Beginn der Preisverleihung rar gesät. Der „Wo ist Walter"-Verschnitt, der sich unter die Gäste gemischt hat, bildet da eine erfrischende Ausnahme. Stattdessen wird die Oscar-Verleihung ausgiebig dazu genutzt, den tollpatschigen Drebin von einem Malheur ins nächste stolpern zu lassen, Gaststars wie Weird Al Yankovic oder James Earl Jones im Plot unterzubringen und reichlich Seitenhiebe auf die Academy auszuteilen - Spaß macht das ganze trotzdem. Denn Frank Drebin ist eine zeitlos amüsante Figur. Schließlich unterhält der sympathische Chaos-Cop auch nach der x-ten Sichtung des Films noch besser als heutige Spoof-Ergüssse von Aaron Seltzer und Jason Friedberg, die ahnungslosen Kinogängern Jahr für Jahr das Geld aus der Tasche ziehen, ohne dabei auch nur ansatzweise den Witz von Drebin, Nordberg und Co. zu versprühen.

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