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    Fire From Below
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Fire From Below
    Von Jens Hamp

    Ende der 1990er war die Welt stetig in Gefahr: Feuerbrünste fegten über Wälder hinweg („Firestorm“), monsunartige Regenfälle überfluteten ganze Städte („Hard Rain“), riesige Asteroiden rasten auf die Erde zu (Deep Impact, Armageddon), Tornados wirbelten Kühe durch die Luft (Twister) - und selbst in Los Angeles brachen urplötzliche Vulkane aus (Volcano). Glücklicherweise ebbte Hollywoods Hang zu todbringenden Katastrophen in den vergangenen Jahren ab. Abgesehen von einer kurzzeitigen Kältewelle (The Day After Tomorrow) durften die Erdenbürger ihr beschauliches Leben ohne die ständige Angst vor den Launen der Natur genießen. Doch damit ist nun Schluss. Kevin Sorbo („Hercules“, „Walking Tall 2 + 3“) rettet in Andrew Steven‘ und Jim Wynorskis Actionstreifen „Fire From Below“ die USA vor hochentzündlichem und intelligentem (!) Lithium. Das hört sich strohdumm an? Und das ist es - unter Garantie - auch!

    Der Seismologe Jake Denning (Kevin Sorbo) plant mit seiner Verlobten Karen (Maeghan Albach) einen hochverdienten Urlaub zu genießen. Doch in unmittelbarer Nachbarschaft des Ferienhauses betreibt der skrupellose Industrielle Taylor Drake (Matthew Tompkins) ein Bergwerk, in dem er nach Lithium graben lässt und ausgerechnet bei den letzten Bohrungen eine Ader des Alkalimetalls freigelegt wurde. Dieses reagiert nun äußerst feurig mit Wasser und beginnt „Jagd“ auf unschuldige Bürger zu machen. Die einzige Möglichkeit, die Welt vor dem Untergang zu bewahren, liegt für Denning darin, in die Tiefen des Bergwerkes vorzudringen und durch gezielte Sprengungen dem Lithium den Weg an die Erdoberfläche abzuschneiden…

    Offensichtlich haben sich die C-Movie-Legenden Andrew Stevens (Halb tot 2, The Foreigner - Der Fremde) und Jim Wynorski (Crash Landing, „Cheerleader Massacre“) bei den Dreharbeiten zu „Fire From Below“ gehörig in die Wolle bekommen. Anfangs nahm Wynorski auf dem Regiesessel Platz, doch kurz vor dem Abschluss der Dreharbeiten übernahm Stevens plötzlich das Ruder und taucht nunmehr als einziger Regisseur des Films im Vorspann auf. Ob es „Fire From Below“ vor dem qualitativen Ausbrennen gerettet hätte, wenn Wynorski seine Vision zu Ende gebracht hätte? Wohl kaum - dafür ist das Drehbuch, das beide noch in trauter Zweisamkeit gemeinsam geschrieben haben, einfach von Beginn an zu hohl.

    Schon der Gedanke an intelligentes Lithium verursacht leichte Kopfschmerzen. Vermutlich haben die Drehbuchautoren hier einfach etwas zu sehr nach den großen Produktionen der Traumfabrik geschielt. Schließlich war der Wirbelsturm in „Twister“ auch nicht gerade dumm und richtete sich immer danach, wo Helen Hunt und Jim Paxton gerade hinrannten. Doch im Vergleich zu diesem lauen Lüftchen ist der lithiumgetränkte Feuerschweif wirklich der Albert Einstein unter den Naturkatastrophen. Auf der Suche nach menschlichen Opfern findet er stets die klügsten Wege. In Windeseile schwirren die Flammen durch die Luft, entzünden zahlreiche Bergarbeiter und hetzen gar einem Motorboot hinterher. Der Schauwerte wegen verzichtet das Lithiumgemisch sogar darauf, mit dem Wasser des Sees zu reagieren. Stattdessen tötet es eine Wasserskifahrerin sowie Bootsinsassen genüsslich nach einer „rasanten“ Fahrt über das kühle Nass. Spätestens nach dieser Szene bereitet die unendliche Ignoranz bezüglich chemischer Grundkenntnisse dem Betrachter körperliche Schmerzen. Das Drehbuch wartet mit einer abstrus-grotesken Situation nach der anderen auf, bei denen man sich einfach gegen die Stirn schlagen muss. Und zu allem Übel scheinen die Macher diesen Humbug auch noch bierernst zu meinen.

    Zeitgleich strapaziert es die Lachmuskeln, wenn hoffnungslos überforderte Nebendarsteller versuchen, Todespanik zu verbreiten oder einen halbwegs glaubhaften Dialog zustande zu bringen. Angeheizt wird der Trashfaktor zudem durch geistreiche Konversationen („Alle Mann von Bord.“„Oh scheiße, wir sind viel zu schnell.“) und Szenen, in denen Wissenschaftler in Schutzanzügen und Gasmasken herumstiefeln – obwohl die neben ihnen marschierenden Soldaten mit ihren gewöhnlichen Tarnanzügen offensichtlich schon ausreichend geschützt sind. Gekrönt wird diese Tour-de-Schwachsinn mit einem armen Kerl, der feststellen muss, dass das fiese Lithium auch mit Urin reagiert.

    Kevin Sorbo ist mit großem Abstand der beste Darsteller des Ensembles. Man mag es kaum glauben, aber der muskelbepackte B-Movie-Held nimmt Denise Richards ihren Titel als unglaubwürdigster Wissenschaftler der Filmgeschichte nicht ab, den diese für ihre Rolle als Dr. Christmas Jones in James Bond 007 - Die Welt ist nicht genug eingeheimst hat. Zwar gleicht auch Sorbo die Unzulänglichkeiten des Drehbuchs und die Einfallslosigkeit der Regisseure nicht aus – aus dem großen Haufen aus Schwachfug geht der ehemalige TV-Hercules jedoch als Sieger hervor. So können dickfellige Freunde des schlechten Geschmacks durchaus ihren Spaß haben, wenn Sorbo durch die stets gleichen, hell beleuchteten Höhlengänge flüchtet und im Finale zum faszinierendsten Tauchgang aller Zeiten ansetzt.

    „The laws of nature have just been broken.“

    „Fire From Below“ ist eine unterirdische Direct-to-DVD-Gurke. Abgesehen von Kevin Sorbo verweigern die Darsteller jegliches Schauspiel, die Effekte wirken angestaubt und die spannungsarme Story wartet an allen Ecken und Enden mit schockierend-dämlichen Wendungen auf. Aber es kann Entwarnung geben werden: Das intelligente Lithium greift nur vorübergehend die Gehirnaktivität des Zuschauers an und hinterlässt – nach dem momentanen Stand der Forschung - keinerlei bleibenden Schäden.

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