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    Fletch - Der Troublemaker
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,5
    hervorragend
    Fletch - Der Troublemaker
    Von Carsten Baumgardt

    Jedes Jahrzehnt hat seine Stars... große, kleine, unscheinbare oder auch aufdringliche. Chevy Chase gehört sicherlich zu letzterer Kategorie. Der Komiker, dessen Zenit in den Achtzigerjahren lange zurückliegt, spielt in den meisten Fällen mehr oder minder sich selbst. Müsste seine Karriere auf einen charakteristischen Film reduziert werden, wäre dies zweifelsohne Michael Ritchies ironische Thriller-Komödie „Fletch – Der Troublemaker“. Chase chargiert als Superzyniker bis an die Schmerzgrenze und liefert dabei eine famose, zum Brüllen komisch One-Man-Show ab.

    Irwin „Fletch“ Fletcher arbeitet bei einer Zeitung in Los Angeles, für die er unter dem Alias Jane Doe Enthüllungsberichte schreibt. Aktuell recherchiert er undercover an den Stränden von L.A., wo fleißig Drogen vertickt werden. Fletch hat es aber nicht auf die kleinen Fische abgesehen, sondern will den gesamten Ring hochgehen lassen - was ihm schnell eine Menge Ärger einbringt, denn die Spuren führen in offizielle Kreise. Plötzlich eröffnet sich noch ein interessanter Nebenkriegsschauplatz: Der erfolgreiche Geschäftsmann Alan Stanwyk (Tim Matheson) bietet dem als Penner verkleideten Fletch 50.000 Dollar, damit dieser ihn umbringt. Stanwyk gibt vor, an einer tödlichen Krankheit zu leiden, seine Lebensversicherung zahle aber nur bei Mord. Fletch wird hellhörig und nimmt den Auftrag an. Er beginnt in Stanwyks Umfeld zu schnüffeln, um der ungewöhnlichen Offerte auf den Grund zu gehen. Dabei stößt er auch auf Stanwyks Ehefrau Gail (Dana Wheeler-Nicholson), für die er sofort entbrennt…

    Es ist Gregory McDonald, dem Autor der Romanvorlagen, zu verdanken, dass tatsächlich Chevy Chase („Caddyshack“, „Jagd auf einen Unsichtbaren“, „Hero“) in der Titelrolle brilliert. Jener McDonald sorgte mit seinem Veto nämlich für die Absetzung der zunächst vorgesehenen Stars Mick Jagger und Burt Reynolds. Für „Fletch – Der Troublemaker“ ist diese Casting-Entscheidung ein Segen. Der Komiker aus der legendären „Saturday Night Live“-Schmiede tobt sich nach Herzenslust aus. Bereits in den ersten Szenen wird klar, wo Regisseur Michael Ritchie („Cops And Robberson“) seinen Bartel den Most holen lässt: Fletch kurvt mit groteskem Ayatollah-Bart und wehendem Gewand Rollschuh laufend an der Strandpromenade umher und klopft mit ausdruckslosem Gesicht zynische Sprüche – begleitet von Harold Faltermeyers typisch-scheußlichem Achtziger-Synthiescore. Was folgt, ist eine komödiantische Tour de Force, die Verkleidungskünstler Fletch in abenteuerlichen Maskeraden zeigt.

    Obwohl die Komödie nebenbei auch eine Thriller-Story transportiert, die sogar einigermaßen ernst genommen wird, gibt es immer wieder Slapsticknummern, die wie Sketche aufgebaut sind. Das funktioniert prima, da Chevy Chase in diesen Phasen zu Hochform aufläuft. Die Höhepunkte sind Fletchs unfreiwilliger Einsatz als Chirurg, der kein Blut sehen kann, und sein kurioser Auftritt als Festredner eines Banketts, das er auf der Flucht mit großem Helau sprengt. Stanwyks Gattin stellt sich Fletch nonchalant als John McPimmel vor, was in einen köstlichen Running Gag mit immer obskureren Namenskreationen ausartet.

    Neben Chevy Chase bleibt den anderen Darstellern kaum mehr Raum zum Glänzen. Mehr als Pflichtaufgaben werden ihnen nicht zugestanden. Macht aber nichts. „Fletch – Der Troublemaker“ ist eine Chevy-Chase-Show – und das ist auch gut so. TV-Schauspielerin Dana Wheeler-Nicholson gibt einen soliden Love Interest und Tim Matheson („Das turbogeile Gummiboot“, Dirty Harry 2) einen aalglatten Bösewicht, während Nebendarsteller vom Dienst Joe Don Baker (James Bond 007 - GoldenEye, Congo) als Sherriff betont zwielichtig auftritt. Sie alle arbeiten Chase zu, der die Vorlagen genüsslich lakonisch verwertet. In einer kleinen Rolle ist auch noch die junge Geena Davis (Thelma And Louise, Stuart Little) als Redaktionsassistentin zu sehen.

    Neben all dem beißenden Zynismus, den Ritchie über seinen Protagonisten an den Zuschauer bringt, funktioniert der Film in einigen Szenen im Farmland Utah sogar als Satire auf den ländlich-amerikanischen Lebensstil. Hier ist „Fletch – Der Troublemaker“ für kurze Zeit nicht laut, polternd und grob, sondern hintersinnig, still und leise - so dass dieser Aspekt im Feuerwerk der Haupthandlung fast untergeht.

    Fazit: „Fletch – Der Troublemaker“ ist eine jener vergessenen, höchst sonderbaren Comedy-Perlen, die es trotz starker Verortung in den Achtzigern auch heute noch wert sind, (wieder-)entdeckt zu werden. Wer Chefzyniker Chevy Chase in Bestform sehen will, kommt um diesen Film nicht herum. Die Fortsetzung „Fletch 2“ unterhält zwar nach dem gleichen Muster immer noch ordentlich, erreicht dabei aber nie die Eigenwilligkeit des zum Kultfilm avancierten Originals.

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