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    Stand By Me - Das Geheimnis eines Sommers
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,5
    hervorragend
    Stand By Me - Das Geheimnis eines Sommers
    Von Daniel Jacobs

    1982 erschien die Novellensammlung „Frühling, Sommer, Herbst und Tod" von Stephen King, bei der jede Geschichte einer Jahreszeit zugeordnet ist. Bisher wurden zwei der Storys für die Leinwand umgesetzt, wobei beide Adaptionen ein Stück Kinogeschichte geschrieben haben. Während die Frühlingsgeschichte „Pin-up" als „Die Verurteilten" (aktueller Spitzenreiter der imdb-Top-250 der besten Filme aller Zeiten) verfilmt wurde, basiert „Stand By Me – Das Geheimnis eines Sommer" (immerhin noch Platz 159) auf der Herbstsonate „Die Leiche". Die wunderbar sensible Kinoadaption von Regisseur Rob Reiner hat sich ihren Stellenwert als Jugendfilm-Klassiker redlich verdient. Lässt sie den kleinen Jungen in jedem von uns doch wieder von großen Abenteuern und perfekten Sommern träumen.

    Die Freunde Gordie (Wil Wheaton), Chris (River Phoenix), Teddy (Corey Feldman) und Vern (Jerry O'Connell) beschließen, sich auf die Suche nach ihrem vermissten Mitschüler Ray Brower zu begeben. Der etwas trottelige und dickliche Vern hat zufällig ein Gespräch zwischen seinem Bruder (Casey Siemaszko) und einem befreundeten Mitglied einer ansässigen Gang aufgeschnappt, in dem sich die beiden über den Aufenthaltsort des Jungen unterhielten, der beim Beerenpflücken von einem Zug tödlich erfasst wurde. Mit nur einigen wenigen Cent ausgestattet, machen sich der um Anerkennung ringende Gordie, der exzentrische Teddy, der aus einer kriminellen Familie stammende Chris und der ängstliche Vern auf, um die Leiche zu finden. Während ihres beschwerlichen Weges, der zwei Tage immer entlang den Bahngleisen führt, stolpern die Jungs von einem Abenteuer ins nächste und sehen dabei ihre Freundschaft zunehmend auf eine schwere Probe gestellt. Ein Schrottplatz-Wachhund, Blutegel und heranrauschende Züge stellen dabei noch die kleinsten Hindernisse dieser Reise dar, auf der sich die unschuldigen Kinder langsam, aber sicher zu jungen Erwachsenen entwickeln...

    Rob Reiners Inszenierung ist herausragend authentisch. Er malt seine Charaktere so präzise und detailliert aus, dass sich wohl jeder zumindest mit einem von ihnen identifizieren kann. „Stand By Me" gelingt es, die Magie einer Kindheit, diese aufregende und sich ständig neu erfindende Zeit wieder auferstehen zu lassen. Er erinnert den Zuschauer mit einer mitunter schmerzhaften Melancholie daran, wie schnell dieser unbekümmerte Abschnitt zu Ende gehen kann. Die Charaktere reifen von Gespräch zu Gespräch, von Erlebnis zu Erlebnis und ihre kindliche Sensationslust, der eigentliche Grund für ihre Reise, ist ihnen am Ende selbst fast schon unangenehm.

    Natürlich funktioniert eine Coming-of-Age-Geschichte nur dann, wenn die Hauptdarsteller miteinander harmonisieren und die Eigenarten ihrer Rollen glaubhaft rüberbringen. Will Wheaton, River Phoenix, Corey Feldman und Jerry O'Connell erfüllen diese Voraussetzungen mit Leichtigkeit erfüllen. Während Jerry O'Connell als Angsthase in seiner sympathischen Art für den einen oder anderen Lacher sorgt, überzeugt der viel zu früh verstorbene River Phoenix als Draufgänger Chris ebenso wie Corey Feldman als gefühlter Anführer der Bande. Wil Wheaton verkörpert mit Gordie einen eher ruhigen und bedachten Junge, der sich nach familiärer Anerkennung sehnt, seitdem seine Familie ihren geliebten Sohn und Bruder Denny (in Rückblenden: John Cusack) durch einen tragischen Unfall verloren hat. Die Reise der Jungs wird aus seinen Erinnerungen (als älterer Mann: Richard Dreyfuss) erzählt.

    Die oscarnominierte Adaption der Drehbuchautoren Raynold Gideon und Bruce A. Evans fängt mit Unterstützung einer grandios bebilderten amerikanischen Sommerlandschaft, stimmungsvoll den Charme der 50er Jahre einzufangen. Dabei ist fast jeder Dialog von eigenständiger Bedeutung - oder schafft es zumindest, ein Lächeln auf die Lippen des Zuschauers zu zaubern. Vor allem die fantasievolle Story vom fetten, sich bitterböse rächenden Jungen, die der leidenschaftliche Schriftsteller Gordie seinen Freunden als Gutenachtgeschichte erzählt, ist zum Schreien komisch.

    Fazit: „Stand By Me – Das Geheimnis eines Sommer" hat sich als eines der besten Jugend-Dramen völlig zu Recht einen Platz in der Filmgeschichte gesichert. Selten agierten jugendliche Darsteller so bewegend und glaubhaft, dass man nach einiger Zeit meinen könnte, sie schon ewig zu kennen. Ein Film, der dem Zahn der Zeit standhält und auch heute noch für eineinhalb Stunden das erfrischende Gefühl einer unbeschwerten Kindheit vermittelt.

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