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    K-20: Die Legende der schwarzen Maske
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    K-20: Die Legende der schwarzen Maske
    Von Jens Hamp

    Selbst jemand wie Andrzej Bartkowiak darf nach gleich mehreren Verbrechen gegen den Verstand (Doom, Street Fighter 2) noch weiterhin Filme machen. Sobald man aber zwei X-Chromosomen in sich trägt, ist das Regieleben plötzlich kein Zuckerschlecken mehr. Mit knirschenden Zähnen werden Komödien (Lost In Translation von Sofia Coppola), dramatische Frauenschicksale (Das Piano von Jane Campion) und Kinderfilme („Pünktchen und Anton“ von Caroline Link) dem weiblichen Geschlecht anvertraut. Sobald es aber an explosivere Stoffe geht, setzen die Geldgeber lieber auf den altbekannten Grundsatz, keine Frau ans Steuer zu lassen. Kathryn Bigelow hat nach Gefährliche Brandung zwar gerade erst mit dem Oscar-Favoriten The Hurt Locker ein weiteres Stück Testosteron-Kino nachgelegt, aber als einzige Ausnahme bestätigt sie lediglich die Regel. In Japan läuft der Hase hingegen völlig anders. Nachdem sich Shimako Sato in den Neunzigern mit Horrorfilmen („Tale Of A Vampire“) die Hörner abgestoßen hat und später für die Zwischensequenzen des vierten Resident Evil-Spiels verantwortlich zeichnete, darf sich die Mittvierzigerin nun mit „K-20 – Die Legende der schwarzen Maske“ hemmungslos austoben. Bereits nach wenigen Minuten des prächtig ausgestatteten Steampunk-Abenteuers ist klar, dass sich selbst einige gestandene Blockbuster-Regisseure noch eine große Scheibe von Satos virtuoser Leichtfüßigkeit abschneiden können.

    Wieder einmal müssen die gutgefüllten Geldbeutel der Tokyoer Oberschicht herhalten. Doch der maskierte Meisterdieb K-20 hat nicht nur sein eigenes Auskommen im Sinn, mit einer gigantischen Teslaspule will er außerdem ein für alle Mal die japanische Ständegesellschaft zersprengen – auch wenn dafür einige unschuldige Menschen ihr Leben lassen müssen. Zur Ausführung seines verwegenen Planes lockt er den jungen Zirkusakrobaten Heikichi (Takeshi Kaneshiro, Red Cliff, House Of Flying Daggers) in eine Falle, damit die Polizei glaubt, den lang gesuchten Großkriminellen endlich gefunden zu haben. Um seinen Namen wieder reinzuwaschen, muss Heikichi aus dem Gefängnis ausbrechen und selbst zum maskierten Schatten der Nacht mutieren...

    Shimako Sato kreuzt „Die Maske des Zorro“ mit Batmans Allzweckgürtel und dem Schlapphut von Indiana Jones, um dann mit ein wenig schwarzer Farbe aus diesen Utensilien das Outfit ihres unfreiwilligen Helden zu schneidern. Dennoch wäre es völlig verfehlt, die Regisseurin als einfallslose Plagiatorin zu verschreien. Mit stilsicherer Hand verknüpft sie nostalgisches Hollywood-Entertainment mit asiatischen Klischees zu einem halsbrecherisch-amüsanten Abenteuer.

    Für das richtige Flair sorgt der Handlungsort eines alternativen Tokyos. Zwar spielt der Film im Jahr 1949, der Zweite Weltkrieg hat allerdings nie stattgefunden und auch einige wissenschaftliche Errungenschaften haben einen anderen Verlauf genommen. So erinnert die von einer Zwei-Klassen-Gesellschaft dominierte japanische Hauptstadt visuell an ein kleines Steampunk-Fantasieland. Die ausladenden Kostüme sind dem viktorianischen Zeitalter entliehen, über den Dächern der Stadt kreisen riesige Polizei-Zeppeline und Heikichi wird mehrfach mit einer kleinen Flugmaschine aus brenzligen Situationen gerettet. In dieser fantastischen Vergangenheit fühlt sich Hauptdarsteller Takeshi Kaneshiro sichtlich wohl. Erfolgreich becirct er das Publikum mit seinem zwischen Schlitzohrigkeit und Melancholie wankenden Charme.

    Das wahre Prunkstück des Filmes ist allerdings der Score von Naoki Sato. Die Pauken donnern bedrohlich, die Saiten der Streicher schwingen hektisch und in den richtigen Momenten schwellen die Bläser euphorisch an, während das famose, mit einem Chor untermalte Titelthema selbst Bombast-Komponist John Williams (Krieg der Sterne, Der weiße Hai) vor Neid erblassen lässt.

    Fazit: „K-20“ ist die Quintessenz eines rastlosen Abenteuers aus den goldenen Tagen Hollywoods. Dank opulenter Steampunk-Optik und eines selbstironischen Untertons kommt man aus dem wohligen Staune kaum heraus und verzeiht bereitwillig die etwas zu lang geratene Spielzeit.

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