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    Cold Prey 2 Resurrection - Kälter als der Tod
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Cold Prey 2 Resurrection - Kälter als der Tod
    Von Björn Helbig

    Ein mörderischer Almöhi, der in einer Schneelandschaft eine Gruppe vom Wege abgekommener Touristen dezimiert: Das klingt nicht gerade nach einer sonderlich originellen Slasher-Story. Was der norwegische Regisseur Roar Uthaug in Cold Prey aus diesem Szenario gemacht hat, geriet dann allerdings so überzeugend, dass man sich entschloss, eine Fortsetzung nachzuschieben. Doch auch wenn Uthaugs Nachfolger auf dem Regiestuhl, Mats Stenberg, das Original von 2006 mit „Cold Prey 2“ auf der rein visuellen Ebene sogar noch toppt, gelingt es ihm nicht, an die packende Atmosphäre des Vorgängers anzuknüpfen.

    Der zweite Teil beginnt genau dort an, wo der erste aufgehört hat: Jannicke (Ingrid Bolsø Berdal) schleppt sich mit letzter Kraft von dem verlassenen Berghotel zu einer Straße, wo sie gefunden und ins Krankenhaus gebracht wird. Hier schieben die Ärzte Herman (Fridtjov Såheim), Camilla (Marthe Snorresdotter Rovik) und Audhild (Johanna Mørck) ihren Dienst. Als Patienten sind nur noch eine ältere Frau (Inger Johanne Ravn) und der kleine Daniel (Vetle Qvenild Werring) übrig, denn das Hospital soll bald geschlossen werden. Währenddessen suchen Polizisten nach Jannickes Peiniger und entdecken die Gletscherspalte, in der der Killer seine Opfer verscharrt hat. Auch der vermeintlich verschiedene Mörder wird gefunden und ins Krankenhaus gebracht. Als dessen Herz plötzlich wieder zu schlagen anfängt, setzt er sein blutiges Werk direkt fort. Die Krankenhausbesatzung ist mit der Situation völlig überfordert. Nur Jannicke durchschaut, mit wem sie es zu tun hat. Dieses Mal hat die gebeutelte Frau nicht vor, sich unterkriegen zu lassen...

    Gleich zu Beginn fällt auf, dass „Cold Prey 2“ handwerklich hervorragend umgesetzt ist. Die Regie hat der Debütant Mats Stenberg übernommen und man lehnt sich sicherlich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man ihm eine erfolgreiche Zukunft vorhersagt. Im Vergleich zum Vorgänger legt er deutlich mehr Stilwillen an den Tag. Originelle Perspektiven und spannende Regieideen finden sich zuhauf. Auch Tempo und Schnittfrequenz sind merklich erhöht. Wie schon der erste Teil benötigt auch „Cold Prey 2“ einen sehr langen Vorlauf, bis es endlich ans Eingemachte geht. Doch aufgrund der hohen handwerklichen Qualität und der atmosphärisch dichten Inszenierung gerät die Exposition trotzdem nicht langweilig. Im Gegenteil: Gerade der bedächtige Aufbau ist in der Retrospektive besonders gelungen.

    Ist der Killer aber erst einmal aufgewacht und beginnt mit der Dezimierung der Krankenhausinsassen, wandelt „Cold Prey 2“ nur noch auf ausgetretenen Pfaden. Zwar ist die Qualität der Inszenierung nach wie vor hoch, doch leider bemüht Drehbuchautor Thomas Moldestad nicht nur sämtliche Slasher-Klischees, sondern versäumt es auch, die große Stärke des ersten Teil in die Fortsetzung hinüberzuretten: nachvollziehbare Charaktere. Dass die psychisch schwer gezeichnete Jannicke sich wie ein Terrier in die Jagd nach dem Killer verbeißt, ist genauso unmotiviert dahin behauptet wie der Umstand, dass alle Klinikinsassen auch nach Bekanntwerden der Gefahr keine Anstalten machen, sich außerhalb des Gebäudes in Sicherheit zu bringen.

    Als weiteres Minus – gerade im Vergleich mit Teil eins – erweist sich die Ausarbeitung des Killers oder vielmehr der Mangel an einer solchen. In Sachen Mordmethoden ist er zwar etwas kreativer geworden, dafür wird seine menschliche Seite, die ihm im Original eine interessante Note verlieh, zugunsten Slasher-typischer Eigenschaften aufgegeben, wie man sie von Michael Myers (Halloween) oder Jason Vorhees (Freitag, der 13.) zur Genüge kennt.

    Obwohl der Zuschauer vorwiegend mit Genrestandards abgespeist wird und das eine oder andere unglaubwürdige Detail den Slasher-Spaß doch erheblich mindert, bleibt „Cold Prey 2“ ein Film, der sich zumindest in mancherlei Hinsicht merklich aus der Masse an ähnlichen Genre-Produktionen heraushebt. Das liegt nicht nur an den handwerklichen Stärken in den Bereichen Regie, Kamera und Schnitt, sondern auch am überzeugenden Cast. Die in ihrer Heimat Norwegen sehr bekannte Ingrid Bolsø Berdal verkörpert als traumatisierte Jannicke eine Heldin der etwas anderen Art und wird darüber hinaus als am schlechtesten angezogene Slasher-Heroine in die Geschichte eingehen.

    Fazit: Die handwerklich tadellose Fortsetzung des Überraschungserfolgs „Cold Prey“ verlässt sich leider zu sehr auf Slasher-Standards und kann dem Vorgänger deswegen in Sachen Atmosphäre nicht das Wasser reichen. Trotzdem bleibt auch der zweite Teil zumindest für Fans des europäischen Horrorkinos immer noch sehenswert.

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