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    Mimic - Angriff der Killerinsekten
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Mimic - Angriff der Killerinsekten
    Von Christopher Dröge

    Durch "Pans Labyrinth" und die "Hellboy"-Filme ist Guillermo del Toro inzwischen auch einem größeren Publikum ein Begriff. Das Frühwerk des Mexikaners ist dabei allerdings ein wenig in Vergessenheit geraten, darunter auch sein 1997 gedrehtes Hollywood-Debüt "Mimic – Angriff der Killerinsekten". Aus der Reihe diverser Creature Features wie "Das Relikt" oder "Octalus", die in der zweiten Hälfte der Neunziger begannen, die Möglichkeiten des damals neuen Spielzeugs CGI auszutesten, ragt "Mimic" deutlich heraus. Denn obwohl del Toro damals noch nicht die künstlerische Freiheit späterer Filme besaß, ist sein visuelles Gespür schon deutlich zu erkennen, so dass der Film trotz mancher Schwächen eine dichte, unheimliche Atmosphäre erzeugt.

    Eine mysteriöse Seuche sucht New York heim, die vor allem Kinder befällt und in den meisten Fällen zum Tod führt. Überträger der Krankheit sind ausgerechnet die in New York praktisch allgegenwärtigen Kakerlaken. Um der Plage Herr zu werden, wendet sich Dr. Peter Mann (Jeremy Northam) an die Insektenforscherin Dr. Susan Tyler (Mira Sorvino), die daraufhin eine Super-Kakerlake züchtet: Die "Judas-Züchtung", deren Ausscheidungen ihre gewöhnlichen Vettern ins Gras beißen lassen soll. Die Strategie ist erfolgreich: Innerhalb von sechs Monaten ist die Krankheit eingedämmt. Drei Jahre gehen ins Land – Peter und Susan sind mittlerweile verheiratet – als auf einmal immer wieder Menschen verschwinden, und eine unheimliche Gestalt in einem schwarzen Mantel in den Straßen gesichtet wird. Susan schenkt dem zunächst keine Beachtung, bis ihr zwei Straßenjungen ein Insekt bringen, dass sie in den U-Bahntunneln gefunden haben. Mit Schrecken stellt Susan fest, dass das Tier zu der von ihr gezüchteten Spezies gehört – die unfruchtbar sein sollte und längst ausgestorben sein müsste. Stattdessen vermehrt sie sich und entwickelt sich dabei rasend schnell weiter, wie Susan und Peter bei einer Expedition in New Yorks Unterwelt feststellen müssen: Die auf Menschengröße herangewachsenen Mutanten haben damit begonnen, ihre äußere Form und ihr Verhalten ihrem größten Feind anzupassen: Dem Menschen.

    "Mimic" ist ein mustergültiger Vertreter seines Sub-Genres, der die eng gesteckten Grenzen des Monsterfilms nie verlässt. Dabei bedient er sich bei einer ganzen Reihe klassischer B-Movies, angefangen bei den Rieseninsekten-Filmen der 50er Jahre bis hin zu Cronenbergs "Fliege" und natürlich den besonders einflussreichen Monsterfilmen der "Alien"-Reihe. Dass "Mimic" dennoch nicht wie lieblos zusammengeschustertes Flickwerk wirkt, sondern auf originelle Weise fesselt, liegt in erster Linie an del Toro, der aus den beschränkten Möglichkeiten seiner ersten Hollywood-Produktion das Maximum herausholt. Effektiv setzt er die schummrigen Sets in Szene und nutzt die weit verzweigten Tunnel des New Yorker Untergrunds für atmosphärische Bilder. Besonders in der ersten Hälfte, in der sich die Helden Schritt für Schritt immer tiefer in die verfallene, unterirdische Welt der Monster vorwagen, gelingt es del Toro mit schnörkelloser Inszenierung für Tempo und Spannung zu sorgen.

    Demgegenüber fällt "Mimic" in der zweiten Hälfte ab. Die Konventionen des Monsterfilms sorgen für eine zunehmend vorhersehbare Handlung, plakative Schockeffekte nehmen überhand und das Finale ist dann endgültig hanebüchen. In manchen Szenen kann del Toro zwar andeuten, wie man auch solch eine bekannten Geschichte überzeugend zum Ende bringen kann doch der Einfluss der Produzenten ist überdeutlich. Mit dem Endergebnis war del Toro lange unglücklich, was kaum verwundert, da er praktisch als Befehlsempfänger behandelt wurde. Seit diesem Jahr gibt es jedoch einen Director's Cut auf BluRay, der die Schockeffekte sehr viel sparsamer einsetzt und den Fokus noch mehr auf die bedrohliche Atmosphäre legt.

    Im Gegensatz zu späteren Filmen del Toros bleiben die Charaktere in "Mimic" eindimensional und geben den Schauspielern wenig Ansätze, um ihre Figuren auszugestalten. Wie so oft bleiben die Hauptfiguren – hier Mira Sorvino und Jeremy Wortham Wissenschaftlerpaar – besonders blass, während die Nebenfiguren interessanter sind. Hier sind besonders Charles S. Dutton als übelgelaunter, fluchender Cop und der junge Josh Brolin als zynischer Detective zu nennen. Doch letztlich spielen die Menschen ohnehin nur die zweite Geige neben den Riesenkakerlaken, deren Design gerade in ihrer menschlichen "Verkleidung" sehr gelungen ist – hier lässt sich del Toros Faible für abgründige Kreaturen schon erahnen.

    Fazit: „Mimic" ist ein weiterer Vertreter des "Wissenschaftler pfuscht aus Übereifer/ Überheblichkeit/Dummheit der Natur ins Handwerk und wird von einer Horde schleimiger Mutanten/ Aliens / Dinosaurier verputzt"-Genres. Da del Totro die Regeln des Genres aber beherrscht und sie mit großer Effektivität einsetzt, ist "Mimic" ein fesselndes Guilty Pleasure, das auch beim zweiten und dritten Mal noch Spaß macht.

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