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    Die Hochzeit meines besten Freundes
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Die Hochzeit meines besten Freundes
    Von Thilo Podann

    Der Bund fürs Leben: Kaum eine romantische Komödie kommt ohne die Ehe aus, vom Cary Grant/ Katherine Hepburn-Klassiker „Die Nacht vor der Hochzeit" bis zum zeitgenössischen „Brautalarm". Eines der produktivsten Jahrzehnte von Vermählungskomödien waren jedoch die 90er Jahre: „Die Braut die sich nicht traut", „Der Vater der Braut" oder „Muriels Hochzeit" waren allesamt erfolgreich Vertreter des Subgenres. Erfolgreichster und vielleicht auch bester Vertreter der romantischen Hochzeits-Screwball-Komödie dieses Jahrzehnts ist jedoch P.J. Hogans „Die Hochzeit meines besten Freundes" – mit Julia Roberts als ebenso bezaubernde wie eifersüchtige beste Freundin des Bräutigams.

    Julianne Potter (Julia Roberts) ist eine karriereversessene Restaurantkritikerin. Für einen Mann an ihrer Seite hat sie keine Zeit und an die große Liebe glaubt sie sowieso nicht. Nur ihr bester Freund Michael (Dermot Mulroney) und ihr schwuler Agent George (Rupert Everett) spielen eine wichtige Rolle in ihrem Leben. Mit ersterem hatte sie zu Collegezeiten einen Pakt geschlossen: Sollten beide mit 28 noch nicht verheiratet sein, wollen sie gemeinsam vor den Traualtar treten. Kurz vor Ablauf dieser Frist meldet sich Michael aus Chicago und verkündet, dass er in wenigen Tagen die Millionärstochter Kimmy (Cameron Diaz) heiraten wird. Erst jetzt wird Julianne bewusst, dass sie weit mehr für ihren besten Freund empfindet, als sie bisher glaubte. Sie macht sich auf den Weg nach Chicago um die Hochzeit zu verhindern und Michael ihre Liebe zu gestehen.

    Bekommt sie ihn? Bekommt er sie? – Oder nicht? Das sind die drei Fragen auf die sich eine romantische Komödie in aller Regel reduzieren lässt. Wie diese Suche nach der großen Liebe dann im Einzelfall abspielt, bleibt der Originalität von Drehbuchautor und Regisseur überlassen. Den Klischees des Genres zu entgehen ist jedoch leicht und so greifen viele Filme schnell wieder auf bekannte Muster zurück. Ganz kann sich zwar auch „Die Hochzeit meines besten Freundes" nicht von den Konventionen lösen, schafft es mit vielen originellen Ideen aber, sich deutlich von verwandten Filmen abzuheben. Zentrales Thema bleibt zwar die Suche nach der großen Liebe, der aber die Frage an die Seite gestellt wird, ob eine gute Freundschaft nicht genau soviel wert ist? Dank diesem Kniff gelingt P.J. Hogan das Kunststück, den Star seines Films am Ende ohne unverheiratet dastehen zu lassen und dennoch in romantischen Hochzeitsbildern schwelgen zu können.

    Dies gelingt nicht zuletzt deswegen, weil der Mann an Juliannes Seite zwar schwul ist, aber auch humorvoll und mitfühlend: Gespielt wird dieser George von Rupert Everett, der aus der durchgehend guten Darstellerriege besonders hervorzuheben ist. Der offen homosexuelle Schauspieler spielt George, Julianes – ebenfalls schwulen – Agenten und Freund. Um Michael eifersüchtig zu machen, behauptet Julianne, George sei ihr Verlobter. In dieser Rolle gefällt sich George besonders im Kreise der Familie, ein bisschen zu gut und dreht so richtig auf. Das ganze gipfelt in der unvergesslichen Bankett-Version, in der nach und nach alle Beteiligten in Diane Warwicks Soul-Klassiker „I say a little prayer" einstimmen.

    Dies ist nur das beste Beispiel für die tolle Musikauswahl von „Die Hochzeit meines besten Freundes", der von P.J. Hogan ursprünglich sogar als reinrassiges Musical geplant war. Die Spuren sind unübersehbar, nicht zuletzt in der Titelsequenz, in der vier tanzende, singende Brautjungfern Dusty Springfileds „Wishin' and Hopin'" darbieten. So gelingt es trotz manch kitschiger Herzschmerzszenen stets locker-leicht zu bleiben. Und das, obwohl die eigentliche Handlung dieser Hochzeits-Komödie darauf abzielt eine Hochzeit zu verhindern! Das der Zuschauer trotz der tollpatschigen und zunehmend verzweifelten Versuch von Julianne, ihren vermeintlichen Traummann für sich zu gewinnen, dennoch auf ihrer Seite bleibt, konnte nur gelingen, weil jemand wie Julia Roberts in die Rolle schlüpfte. So panisch und oft auch hinterhältig sie agiert, so mies ihre Tricks vorübergehend auch sind: Vor allem dank „Pretty Woman" war Roberts ein solcher Darling, war ihr markantes Lachen so beleibt, dass man ihr fast alles durchgehen ließ. Im weiteren Verlauf der 90er Jahre in „Notting Hill" oder „Die Braut die sich nicht traut" agierte Roberts dann in eher typischen Hochzeits-Komödien, die traditionell-konventionell mit der Ehe des Stars enden. Gerade diese Unkonventionalität ist es aber, die „Die Hochzeit meines besten Freundes" zu einem so ungewöhnlichen und originellen Film macht.

    Fazit: „Die Hochzeit meines besten Freundes" ist eine unterhaltsame Parabel über Karriere, Liebe und Freundschaft. Seine Mischung aus zeitlosen Musikklassikern, tollen Schauspielern und einer unkonventionellen Handlung machen P.J. Hogans Film zu einem modernen Klassiker des Hollywood-Kinos.

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