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    Wolf - Das Tier im Manne
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Wolf - Das Tier im Manne
    Von Ulrich Behrens

    Jack Nicholson ist eigentlich fast immer ein Garant für Qualität. Und auch in „Wolf“, dieser 1994 von Mike Nichols inszenierten Werwolf-Geschichte überzeugt Nicholson durch eine überwiegend grandiose schauspielerische Leistung in bezug auf den Wandel vom etwas schüchternen, zurückhaltenden Verleger mit Herz zum vom Wolf gebissenen Kämpfer um seinen eigenen Arbeitsplatz und die Grundzüge seiner verlegerischen Arbeit. Die Geschichte selbst lässt sich auch ganz gut an; der zweite Teil allerdings gleitet ab in flache Sentimentalität und allzu simples Pathos.

    Will Randall (Jack Nicholson) ist Verleger. Allerdings ist seine Position gefährdet, weil der Milliardär Raymond Alden (Christopher Plummer) den Verlag aufkaufen und Nicholson an die Luft setzen will, weil der vor allem Wert auf Qualität und erst in zweiter Linie auf Gewinn setzt. Statt dessen soll Stewart Swinton (James Spader), sein sich geradlinig und zuvorkommend gebender, nichtsdestotrotz hinterhältiger und um jeden Preis karrierebewusster Angestellter den Verlag künftig leiten. Randall allerdings bekommt eine Chance ganz unerwarteter Art, sich gegen den Rausschmiss zu wehren. Er wird, unterwegs mit dem Auto, im Wald von einem Wolf, den er angefahren hat, gebissen. Randall, ein Literat alter Schule, der von seinen Kollegen und von Schriftstellern sehr geschätzt wird, entwickelt plötzlich Eigenschaften, die ihn in höchstem Maße verwundern. Er riecht, sieht und hört mit Abstand besser als je zuvor. Er kann aus weiter Entfernung Gespräche belauschen, riecht von weitem, dass ein Kollege Alkohol getrunken hat, und seine Nähe versetzt Pferde in Unruhe. An der Bisswunde wachsen ihm übermäßig Haare, seine Glatze verschwindet – und insgesamt fühlt sich Randall so wohl wie nie zuvor.

    Randall beauftragt einen Mitarbeiter, einen Autoren ausfindig zu machen, der sich mit solchen Phänomenen auskennt. Gleichzeitig entdeckt er, als er an einem Kleidungsstück seiner Frau Charlotte (Kate Nelligan) riecht, dass diese ein Verhältnis ausgerechnet zu seinem designierten und verhassten Nachfolger Swinton hat. Er zieht aus und schwört Rache. Swinton gegenüber äußert er in der Toilette: „Ich kriege dich“, uriniert ihm auf die Schuhe und bemerkt dazu lakonisch: „Ich markiere mein Territorium.“

    Auf einem Fest Aldens lernt Randall dessen Tochter Laura (Michelle Pfeiffer) kennen, die ein extrem gespanntes Verhältnis zu ihrem Vater hat. Beide kommen sich näher, denn beide eint die Gegnerschaft zu Alden. Randall erfährt von Dr. Alezias (Om Puri), dass er kaum etwas gegen die langsame Mutation zum Wolf unternehmen könne. Allerdings übergibt ihm Alezias ein Amulett, das ihn möglicherweise schützen könnte. Randall unternimmt des nachts Streifzüge durch die Stadt, schon halb verwandelt zu einem Wolf. Und eines Tages erscheint bei ihm die Polizei und erzählt, Charlotte sei ermordet worden. Man habe ihr die Kehle herausgebissen. Obwohl er Alden inzwischen derart unter Druck gesetzt hat, dass der mit ihm einen Vertrag zur Weiterbeschäftigung als Verleger abschließt, gerät Randall in eine fast aussichtslose Situation, die sich noch dadurch zu verschlimmern droht, dass er Swinton – als er ihn wegen Charlotte aufgesucht hatte – gebissen hatte ...

    Die erste Hälfte des Films ist geprägt von einer sonstigen Werwolf-Geschichten nicht vergleichbaren „Ruhe“. Nichols legte hier sehr viel Gewicht auf die Darstellung der mentalen Veränderungen nach dem Wolfsbiss in bezug auf die Persönlichkeitsentwicklung Randalls und deren Bezug zur misslichen privaten wie beruflichen Situation. Nicholson gelingt eine beeindruckende Charakterdarstellung. Laura Alden, deren innere Abneigung gegen ihren Vater sie sozusagen direkt „in die Arme“ Randalls treibt, wird ebenfalls von Michelle Pfeiffer überzeugend dargestellt. Auch James Spader versteht es, als intriganter, egozentrischer und feiger Machtmensch zu glänzen. Die Szenerie zwischen Verlagsgebäude, dem altem Landsitz Aldens, den Wäldern usw. korrespondiert mit der schleichend-unheimlichen Veränderung des Wesens von Randall.

    Doch dann wendet sich das Blatt. Allzu plump wird aus der gemeinsamen Feindschaft zu Alden von seiten seiner Tochter und Randalls, aus einem Zweckbündnis, von dem keiner der beiden weiß, wohin es führen könnte, eine Liebesgeschichte, gespickt mit flachen Dialogen aus der Mottenkiste der Love-Stories aller Zeiten. Nicht nur das. Das Werwolfthema schlägt vollends in simpler Art und Weise durch. Und beim Showdown geht es nur noch darum, welcher der inzwischen zwei Wölfe nun über den anderen siegt.

    Vollends dämlich ist dann der Schluss des Films, als unsere beiden geliebten Schauspieler Nicholson und Pfeiffer als Wölfe gemeinsam in die Wildnis flüchten. Ich fass es nicht. Klamotten-Romanze auf Wolfstour – das macht jeden guten Ansatz zu einer eher psychologisch ausgerichteten Werwolf-Geschichte gänzlich kaputt. Und so geschieht's.

    Wäre Nichols bei seiner eher verhalten horrormäßigen Geschichte zu Anfang geblieben, die vor allem auf die Verhaltensänderungen in bezug auf die Verlagsgeschichte und den Mord an seiner Frau zugespitzt war, statt in die Plattheiten des Genres abzugleiten, hätte eine runde Sache aus dem Film werden können, in dem die Wolfsgeschichte nur Mittel zum Zwecke gewesen wäre. So aber bleiben am Schluss zwei sich liebende Wölfe, die besser in einem Tierfilm aufgehoben gewesen wären.

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