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    George Michael - A Different Story
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    George Michael - A Different Story
    Von Deike Stagge

    Dass (Pop-)Stars eine DVD mit ihrer ganz privaten Biografie, ihren größten Hits und vielleicht etwas Backstage-Tourmaterial herausbringen, ist keine Seltenheit mehr. Aber die britische Gesangsikone George Michael geht noch einen Schritt weiter und bringt eine Dokumentation über sich selbst in die deutschen Kinos.

    Ob sich diese Vermarktungsentscheidung für ihn auszahlen wird, bleibt abzuwarten, denn die Dokumentation „George Michael - A Different Story“ bietet kaum Anreize, diesen Film nun unbedingt auf einer großen Leinwand anzusehen. Dabei ist die Geschichte eigentlich sehr ansehnlich aufbereitet und mit den Ohrwürmern und Videoclips des Sängers geschickt unterfüttert. In chronologischer Abfolge reflektiert George Michael über seine Karriere und die Entscheidungen, die ihn zum Superstar machten. Neben ihm selbst kommen Musiker, enge Freunde wie Elton John, viele Prominente kleine und große Popsternchen (von Mariah Carey bis Boy George) sowie sein eigener Vater zu Wort und versorgen den Zuschauer mit Hintergrundwissen oder hohlen, auswendig gelernt wirkenden Wertschätzungen des musikalischen Schaffens des Briten. Die verschiedenen Schaffensperioden werden präsentiert und Übergänge durch Kommentare verdeutlicht. George Michael spricht relativ offen über den Druck, der ihm so unangenehmen Pressearbeit und den Rechtsstreit mit seinem Plattenlabel Sony, von dem er sich trennen wollte, aber vor Gericht verlor. Dieser Teil des Films ist aber durch und durch mit den allseits bekannten Phrasen aus dem Musikgeschäft durchtränkt und bietet dem Publikum wenig neue Einblicke. Ein großes Highlight, besonders für die Fans seines frühen Schaffens, dürfte aber das gemeinsame Interview mit Wham!-Kumpel Andrew Redgeley sein, in dem beide über alte Zeiten und ihre Freundschaft plaudern.

    Der Teil, der „A Different Story“ aber sehenswert macht, erzählt von George Michaels Schaffenskrisen und dem Verlust von zwei geliebten Menschen: seines Freunds Anselmo, der an Aids starb, und seiner Mutter, die an Krebs litt. Der Sänger berichtet von seinen Schwierigkeiten, Verluste zu verarbeiten und zum normalen Alltag überzugehen. Viel Platz nimmt in diesem Rahmen auch das Hin und Her um das Coming-Out des Popsängers ein, welches erst nach der Festnahme auf einer öffentlichen Toilette erfolgte. Für diesen Teil der Lebensgeschichte nimmt sich Regisseur Southan Morris („The Sound of Music Children“, „Men In Tights“) bewusst sehr viel Zeit und betont die sensible Seite des Stars. Dass George Michael eine sehr interessante und vielseitige Persönlichkeit mit hohem Dokumentationswert ist, beweist allein seine Präsenz in den Charts seit Beginn der 80er Jahre, die Art, in der er sich musikalisch schon öfters neu inszenierte und schließlich auch seine (von ihm ungewohnte) politische Satire über George W. Bush und Tony Blair im Bezug auf den Irakkrieg mit dem Video zu „Shoot The Dog“ im Jahr 2001. Michael warf den beiden mehrfach im Fernsehen vor, im Geheimen ganz andere Schritte zu planen, als in ihren öffentlichen Reden dargestellt. Dafür nahm der Künstler sogar in Kauf, seine amerikanischen Fans vor den Kopf zu stoßen.

    Die meiste Zeit berichtet „A Different Story“ aus einem völlig subjektiven Blickwinkel und lässt seinen Zuschauern nur den Künstler unterstützende Aussagen zukommen. Das gilt vor allem für die Affäre um den Sex auf einer öffentlichen Toilette in Los Angeles 1999, die bis heute eine beliebte Haltestelle auf Sightseeing-Touren durch Hollywood ist (und im Übrigen absolut unspektakulär). Dass es sich bei der Aktion auch um einen PR-Gag von ihm selbst handeln könnte, wie damals gemutmaßt wurde, wird selbstverständlich kaum aufgegriffen. Ein einziges absolut kritisches Statement findet sich in den 95 Filmminuten: Noel Gallagher, Frontmann der Britpopper „Oasis“, findet George Michaels Vorwürfe an Bush und Blair ziemlich lächerlich, weil er selbst 18 Jahre lang falsche öffentliche Statements zu seiner Sexualität und seinem Privatleben abgegeben habe. Da George-Michael-Fans aber wohl kaum auf die Musik der durch ihre Prügel- und Lästereskapaden bekannten Gallagher-Brüder stehen dürften, prallt diese Kritik am Sänger auch eher ab. Unterm Strich bleibt „A Different Story“ für Fans des Sängers oder am Musikbusiness Interessierte eine sehenswerte Dokumentation. Wer aber kein absoluter Fan von George Michael ist, kann getrost die Veröffentlichung auf DVD abwarten.

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