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    Kebab Connection
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Kebab Connection
    Von Stefan Ludwig

    In Deutschland scheint es völlig normal zu sein, dass sich nicht wenige Bürger gegen Ausländer aussprechen. Vorurteile überwiegen gegenüber Toleranz und Wohlwollen. Bei „Kebab Connection“ handelt es sich um eine unterhaltsame Komödie, die den Kulturenkampf auf die Schippe nimmt. Mit einigen gekonnten Regieeinlagen von Anno Saul gespickt, entstand ein netter Film für zwischendurch. Faith Akin war mitverantwortlich für das Drehbuch, das es allerdings nicht schafft, die angelegten Figuren in einer ausreichend mitreißenden Geschichte zu vereinen.

    Der junge Türke Ibo (Denis Moschitto) möchte den ersten deutschen Kung-Fu-Film drehen. Während er noch um die Finanzierung der Umsetzung seines Drehbuchs kämpft, schlägt er sich mit Kino-Werbespots für die Dönerbude seines Onkels durch. So wird er schnell zum Star des Hamburger Schanzenviertels, doch mittlerweile hat er andere Sorgen. Sein Vater predigte ihm schon seit der Wiege, niemals ein Kind mit einer Deutschen zu bekommen. Doch seine Freundin Titzi (Nora Tschirner) beichtet ihm, sie sei schwanger. Und seine Reaktion gefällt ihr gar nicht...

    Faith Akin war es eigentlich, der einmal den ersten deutschen Kung-Fu-Film drehen wollte. Hier gibt es Kampfeinlagen allerdings nur in den sehr stilvollen Werbespots, die sich der Zuschauer nach dem Film im eigenen Kino wünschen wird. Gegenüber dem nach Einsetzen des Spots äußerst erfolgreichen „King of Kebab” befindet sich ein griechisches Restaurant, dem sämtliche Kunden ausgegangen sind. Eine der Kellnerinnen (Sibel Kekilli) steht auf Ibo und versucht, ihn Titzi auszuspannen. „Kebab Connection“ lässt die türkische, griechische und deutsche Kultur aufeinanderprallen. Dabei verlässt sich das Drehbuch auf die aller einfachsten Assoziationen zu diesem Thema: Döner und Ouzo. Hallo?

    Die Figuren sind Genre-gerecht einfach konzipiert. Entwicklungen bei den einzelnen Charakteren müssen mit der Lupe gesucht werden. Am ehesten ist die bei Ibos Vater erkennbar, der sich nach und nach mit der deutschen, schwangeren Freundin von Ibo abzufinden lernt. Ohnehin ist aber bei Komödien die Gag-Rate entscheidend und hier hapert es doch mitunter. Zuviel ist zu ausgelutscht, um unterhalten zu können – so etwa Ibos Teilnahme am Kurs für werdende Mütter und das Windelnwechseln. Doch zum Glück wechseln sich solche Szenen mit urkomischen Einfällen ab – so etwa Ibos Umgang mit dem untergejubelten Kinderwagen. Vieles wirkt allerdings etwas überdreht und scheitert an der Ironiegrenze. Ist das noch ernst gemeint oder wieder schiere Selbstparodie?

    Der gekonnte Kameraeinsatz und beispielsweise ein stark inszenierter Rückblick entschädigen an einigen Stellen. Es macht Spaß, in einem deutschen Film derartige Innovationen zu finden. Denis Moschitto („Süperseks“) spielt seinen Ibo sehr entspannt und lässt ihn durch die Begeisterung für Bruce Lee und seine Unfähigkeiten im Umgang mit Frauen sympathisch erscheinen. Nora Tschirner, bekannt als MTV-Moderatorin, kann nicht nur durch ihr natürliches und zauberhaftes Aussehen punkten, sondern auch durch eine glaubwürdige Darstellung ihrer recht eingeschnappten Titzi. Außerdem hat sie sich nach eigener Aussage durch „sehr, sehr große Brüste“ aus. Das Zusammenspiel zwischen Moschitto und Tschirner ist durchaus akzeptabel. Wirkliche Freude bereitet allerdings Güven Kira in der Rolle von Ibos Vater. Er kann eigentlich kein Deutsch, lernte seine Sprechrollen komplett auswendig. Dennoch ist er die Figur, die wirklich Freude bereitet. Zu Beginn noch vollständig im Klischee des türkischen Vaters, der seinen Sohn nicht in der „falschen“ Kultur sehen möchte, entwickelt er sich später zum Vermittler zwischen Titzi und Ibo.

    Da die anderen Figuren jedoch als bloße Karikaturen dastehen, kann „Kebab Connection“ hauptsächlich durch seine Situationskomik punkten, scheitert aber an der Darstellung einer über die Dauer interessanten Geschichte. Wenn dann Liebeskummer zum Thema gemacht wird, der Zuschauer aber nicht mitfühlt, sondern auf die nächste Pointe wartet, fallen Gefühle beim Happy End selbstredend weg. So ist diese Komödie ein Film, über den nicht lange diskutiert werden muss: Wer glaubt, sich darin heimisch zu fühlen, der möge sich ein Ticket lösen und sein Gehirn auf den Modus „Bitte keinen Anspruch“ schalten. Dann dürfte ein netter Kinogang ohne große Auffälligkeiten gewährleistet sein. Noch ein Hinweis: Die Nebenrolle von Sibel Kekilli („Gegen die Wand“) ist sehr unbedeutend ausgefallen.

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