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    Starfish Hotel
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Starfish Hotel
    Von Ulf Lepelmeier

    Frank der Hase ist allen Kennern von Donnie Darko ein Begriff, ist der junge Mann im bizarren Hasenkostüm doch die Schlüsselfigur im Zeitreisekultfilm von Regisseur Richard Kelly. Auffälligerweise spielt auch beim japanischen Mysterie-Drama „Starfish Hotel“ ein Riesenhase eine wichtige Rolle. Doch bis auf die Silhouette des Mannes und die Tatsache, dass beide Filme keine eindeutige Auslegung der Story zulassen, haben beide Werke wenig gemein. Regisseur John Williams, der sich 13 Jahre lang im Land der aufgehenden Sonne aufhielt, gab zudem auf Fragen von Journalisten hin zu verstehen, dass ihm „Donnie Darko“ in den Tagen der Filmproduktion noch nicht bekannt gewesen sei. Der Hasenmensch in seinem nebulösen Ehebruch-Drama, welches sich in einem von Raum und Zeit entrückten Verwirrspiel aus Realität und Fantasie entfaltet, ist somit vielmehr als Annlehnung an Lewis Carrolls Roman „Alice im Wunderland“ zu sehen.

    Unzufrieden mit seinem Leben, welches sich zwischen langweiligem Büroalltag und desillusionierter Ehe abspielt, flieht Yuichi Arisu (Koichi Sato) sich in die Mysterygeschichten seines Lieblingsautors Jo Kuroda, der seine Romanfiguren in einer alternativen Welt namens Darkland aufeinandertreffen lässt. Vor einiger Zeit hatte Arisu auch eine Affäre mit der geheimnisvollen Kayoko (Kiki), mit der er sich in variierenden Abständen im unwirklichen Starfish Hotel traf. Als seine Ehefrau Chisato (Tae Kimura) auf unerklärliche Weise verschwindet, wird er sich aber den starken Gefühlen ihr gegenüber und der Schuld, die er mit dem Ehebruch auf sich lud, immer mehr bewusst. Er begibt sich auf die Suche nach ihr und als ihm ein Riesenhase einen Flyer für einen Sexclub in die Hand drückt, hat er ein erstes Indiz für den Aufenthaltsort der Vermissten vor sich. Getrieben von Schuldgefühlen und den Sorgen um seine Frau verschwimmen Realität und Romanwelt für Arisu immer mehr.

    In den besten Momenten erinnert „Starfish Hotel“ an die Filme von David Lynch, denn die verworrenen Bilder in teils surrealer Umgebung erzeugen, zumindest gegen Ende, eine ungeheure atmosphärische Dichte und Spannung. Bis diese allerdings aufgebaut ist und der Zuschauer von dem Geschehen auf der Leinwand gefesselt wird, vergeht einiges an Zeit. Besonders zu Anfang muss mit einer sehr gemächlichen Storyentfaltung umgegangen werden, die vielen übel aufstoßen wird. Es braucht einfach seine Zeit, bis das vertrackte Vexierspiel seine Zuschauer zu fesseln vermag. Die Story dreht sich um Schuld, Sühne und Fehlerbewältigung und wird durch versetzte Zeitebenen zum codierten Verwirrstück, welches spätestens im Wonderland Club an Stanley Kubricks Eyes Wide Shut erinnert, dessen Brillanz aber nie erreicht. Dies liegt nicht nur am teils schleppenden Erzähltempo, sondern auch daran, dass die starken Szenen leider immer wieder durch weniger gelungene Sequenzen unterbrochen werden.

    So unwirklich und faszinierend der Riesenhase als Führer durch die vermeintliche Wirklichkeit auch ist, die Verfolgungsszenen, in denen Arisu dem Hasen hinterher hechtet, muten einfach nur lächerlich an. Zumeist kann aber trotz dieser Mängel die Spannung durch eine gelungene Inszenierung und die dissonant tönende, bedrohlich anmutende musikalische Untermalung aufrecht erhalten und die geheimnisvolle Stimmung somit beibehalten werden. Von den Darstellern weiß vor allem Kiki („Vital“) als Femme Fatale zu gefallen, die es versteht, eine geheimnisvolle Aura um sich herum aufzubauen. In den gemeinsamen Szenen mit dem solide agierenden Hauptdarsteller lässt sie ihn stets etwas blass aussehen. Letztlich sei noch gesagt, dass man Filmen à la Lynch grundsätzlich etwas abgewinnen können sollte, um mit „Starfish Hotel“ überhaupt etwas anfangen zu können, denn eine wirkliche Auflösung darf man hier nicht erwarten. Der Zuschauer bleibt am Ende im Dunkeln zurück und muss selbst versuchen Licht in die Filmkonstruktion zu bringen. „Starfish Hotel“ ist sicherlich weit davon entfernt, zu einem Highlight der interpretationsbedürftigen Filme zu werden, kann den Freunden von gepflegten Verwirrspielen, aber trotzdem mehr als einen Blick wert sein.

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