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    Das 10 Gebote Movie
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Das 10 Gebote Movie
    Von Julian Unkel

    Date Movie, Fantastic Movie, Disaster Movie: Wenn man aus den humorbefreiten Spoof-Versuchen von Jason Friedberg und Aaron Seltzer (Wertungsdurchschnitt der bisherigen Regiearbeiten des Duos bei Filmstarts: 1,5/10 Punkte) eines gelernt hat, dann, dass man lieber einen großen Bogen um alles macht, das den Zusatz „Movie“ trägt. Daher ist es umso erstaunlicher, dass der Verleih Ascot Elite seiner neuesten Direct-to-DVD-Veröffentlichung nun unter Missachtung aller grammatikalischen Regeln den Titel „Das 10 Gebote Movie“ verpasst hat. Der heißt im Original schlicht „The Ten“, ist in den USA bereits 2007 erschienen und hat mit den Machwerken von Friedberg und Seltzer rein gar nichts zu tun, sondern stammt von David Wain (Vorbilder?!), dessen Spielfilmdebüt „Wet Hot American Summer“ bei uns zwar keiner kennt, sich in den Staaten aber bereits einen gewissen Kultstatus erarbeitet hat. Mit seinem Zweitwerk liefert Wain eine im Stil von Sketchkomödien à la Der Sinn des Lebens angelegte Parodie auf den Dekalog, deren Qualität jedoch von Sketch zu Sketch stark schwankt, wobei die schwachen insgesamt aber deutlich überwiegen.

    Als Rahmenhandlung dient die Geschichte von Jeff Reigert (Paul Rudd, Trauzeuge gesucht!), der sich zwischen seiner Frau (Famke Janssen, 96 Hours) und seiner jüngeren Geliebten (Jessica Alba, Sin City) entscheiden muss. Zwischendurch erzählt er, jeweils an ein Gebot angelehnt und lose mit den anderen Geschichten verknüpft, unter anderem von einem Arzt (Co-Autor Ken Marino), der – „nur zum Scherz“ – während einer OP absichtlich eine Schere in einer Patientin vergisst („Du sollst nicht töten“); von einer prüden Bibliothekarin (Gretchen Mol, Todeszug nach Yuma), die in Mexiko mit dem Zimmermann Jésus (Justin Theroux, Mulholland Drive) ihr sexuelles Erwachen erfährt („Du sollst den Namen des Herrn nicht missbrauchen“); und von Männern, die Sonntags den Kirchbesuch schwänzen und lieber gemeinsam und nackt zu Hause Roberta-Flack-CDs hören („Du sollst den Feiertag heiligen“)…

    Bekannt wurde David Wain Anfang der 90er als Mitbegründer der Komikergruppe The State, deren gleichnamige Sketch-Show drei Staffeln lang recht erfolgreich auf MTV lief. Bereits damals kultivierte Wain ein eigenes Humorverständnis, das er nun auch in „Das 10 Gebote Movie“, für das sich alle The-State-Mitglieder wieder vor der Kamera vereinten, konsequent fortführt. Der Film versucht sich erst gar nicht an einer hintergründigen Parodie der Zehn Gebote, sondern bezieht seine Komik zum Großteil aus der Respektlosigkeit, Absurdität und bewussten Sinnfreiheit der gezeigten Situationen, die oft nur wenig mit dem Gebot, auf das sie sich beziehen, zu tun haben, sich mitunter gar in die exakt entgegengesetzte Richtung entwickeln. Deutlich wird das bereits im ersten Sketch zu „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“, in dem serie,15-Star Adam Brody nach einem Fallschirmsprung für den Rest seines Lebens in der Erde stecken bleibt, deshalb zum Weltstar avanciert und sogar eine eigene Sitcom auf den halb eingegrabenen Leib geschrieben bekommt.

    Dieses Konzept funktioniert immer dann, wenn Wain und Co-Autor Marino es nicht nur bei der absurden Ausgangssituation der Sketche belassen, sondern diese im Laufe der Handlung mit noch weiteren skurrilen Ideen toppen, was neben der Eingangsepisode vor allem in dem herrlich bekloppten Computertomographen-Wettrüsten zweier Nachbarn (Liev Schreiber und Joe Lo Truglio) und der wendungsreichen Geschichte zweier schwarzer Brüder (Cedric Sanders und Arlen Escarpeta) mit weißen Eltern und einem Schwarzenegger-Imitator (Oliver Platt, Frost/Nixon) als Ersatzvater der Fall ist. Zumeist bleibt es jedoch bei der amüsanten Prämisse, sodass die Sketche bei einer Spieldauer von fünf bis zehn Minuten ihr komisches Potenzial viel zu früh erschöpft haben. Daran kann auch der recht namhafte, von dem wie immer äußerst sympathischen Paul Rudd angeführte Cast nichts ändern, der sichtlich seinen Spaß hatte und dementsprechend locker und enthemmt aufspielt. Ein gelungener Meta-Gag ist im Übrigen die Besetzung von Winona Ryder (Star Trek): Die 2001 wegen Ladendiebstahls verurteilte Aktrice spielt ausgerechnet im - ansonsten sehr schwachen - „Du sollst nicht stehlen“-Segment die Hauptrolle.

    Es ist kein Wunder, dass die Sketche der ersten Filmhälfte, unter denen sich auch die drei angesprochenen Highlights befinden, am besten funktionieren. Einzeln betrachtet hätten wohl alle zehn Episoden in etwas gestraffter Form und im Rahmen einer klassischen Comedy-Show besser funktioniert. Auf Spielfilmlänge ist der zelebrierte Nonsens aber eher ermüdend – und damit missachten die Macher trotz vieler schräger Einfälle das oberste Gebot der Unterhaltung: „Du sollst nicht langweilen“.

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