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    Dance of the Dead
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Dance of the Dead
    Von Julian Unkel

    Kein Fantasy Filmfest ohne Zombies! Nachdem die Untoten vergangenes Jahr bereits ihr Talent als Haushaltshilfen bewiesen hatten (Fido) und auf den diesjährigen FFF-Nights unter Regie von Großmeister Romero auch im YouTube-Zeitalter ankamen (Diary Of The Dead), dürfen sie in der Low-Budget-Produktion „Dance Of The Dead" nun einen Highschool-Abschlussball aufmischen. Herausgekommen ist ein sympathischer und spaßiger Mix aus Teenie-Komödie und Zombie-Splatter, der das Feeling ähnlich gelagerter Filme der 80er („Die Nacht der Creeps") mit frischen Ideen verbindet und sich auch vor den großen Untoten-Komödien wie eben „Fido" und vor allem Shaun Of The Dead nicht verstecken muss.

    Ausgerechnet am Tag der Prom-Night, des Abschlussballs seiner Highschool, wird Jimmy (Jared Kusnitz) von seiner Freundin Lindsey (Greyson Chadwick) verlassen. Seinen Freunden vom Sci-Fi-Club geht es da nicht besser: Die Angebetenen haben, wenn überhaupt, nur ein müdes Lächeln für die Nerds übrig. Als sich dann jedoch auf dem städtischen Friedhof die Toten aus den Gräbern erheben und den Ball in ein Festmahl verwandeln wollen, liegt es an den zuhause gebliebenen Außenseitern – Jimmy und der Rest des Sci-Fi-Clubs, drei dauerbekiffte Rocker und Hillbilly-Punk Kyle (Justin Welborn, The Signal) –, Cheerleader, Prom-Queens und die anderen Schüler zu retten.

    Wer die Einleitung auf dem Friedhof - die fast schon klassisch anmutet, in der entscheidenden Szene aber dann doch noch ironisch gebrochen wird - verpasst, könnte zu Beginn meinen, er befände sich in einer stinknormalen Teenie-Komödie. Mit einer Ausnahme: Im Gegensatz zu den Highschool-Filmen aus Hollywood, in denen die Teenager von Mitte- bis Endzwanzigern gespielt werden, sind hier für die Hauptrollen echte Jugendliche verpflichtet worden. Ein kleines Detail, das sich aber nicht nur auf die Glaubwürdigkeit positiv auswirkt: Dem jungen und nahezu komplett unbekannten Cast ist die Spielfreude in jeder Szene anzumerken, wodurch die Charaktere noch deutlich sympathischer werden. Da stört es dann auch kaum noch, dass die Figuren ziemlich klischeebeladen daherkommen und den gleichen Rollenmustern einer jeden Teenie-Komödie folgen – immerhin agieren die Schüler nicht ganz so triebgesteuert, wie das in den vergangenen Jahren bei Filmen aus der American Pie-Reihe und Nachfolgern der Fall war. Kombiniert mit einigen guten Sprüchen und einem tollen College-Rock-Soundtrack bietet „Dance Of The Dead“ so von Beginn an bestes Unterhaltungskino.

    Ebenso wie bei den Figuren sollten auch bei der Geschichte keine großen Überraschungen erwarten werden – aber das ist hier auch nebensächlich. Da die Ausgangslage Genrefans sattsam bekannt ist, muss das Drehbuch von Debütant Joe Ballarini keine Zeit für eine langwierige Exposition verschwenden. Spätestens wenn nach gut zwanzig Minuten die Untoten in wilde Raserei geraten (auch „Dance Of The Dead“ folgt dem Trend moderner Zombiefilme und lässt die Untoten rennen) und über die Kleinstadtbevölkerung, die offenbar nur aus Schülern und Lehrern besteht, herfallen, steht der pure (Splatter-)Spaß im Vordergrund. Dabei geht es bisweilen sogar recht derb zur Sache, auch wenn der Splattergehalt noch lange nicht an den von Braindead und Konsorten heranreicht und durch den steten ironischen Unterton selbst die blutigsten Szenen auch für zartbesaitetere Gemüter zu ertragen sind. Die Gorefreunde wird indes besonders freuen, dass die Effekte allesamt handgemacht sind – in Zeiten, in denen selbst Romero immer mehr auf CGI-Tricks setzt, schon fast eine Offenbarung.

    Zwei Szenen bleiben ganz besonders hängen: Zum einen eine lange, rasant inszenierte Sequenz, in der die Nerds von Zombies über den Friedhof gejagt werden, während immer mehr Gräber aufbrechen und die Untoten im wahrsten Sinne des Wortes aus ihren Gräbern schießen; zum anderen eine der zentralen Actionszenen in der Mitte des Films, in der Jimmy und Kyle sich mit einem Revolver, einem Baseballschläger und einigen Wrestling-Tricks gegen eine ganze Schar an Zombies zur Wehr setzen. Regisseur Gregg Bishop, der bereits für sein Debüt „The Other Side“ auf Festivals viel Lob einheimsen konnte und mit „Dance Of The Dead“ nun seinen zweiten Langfilm vorlegt, empfiehlt sich vor allem in diesen Momenten auch für höhere Budgets. Ein paar technische Unzulänglichkeiten gibt es dennoch: Gerade in den dunklen Szenen geht durch das DV-typische Bildrauschen und die schnellen Schnitte (auch hierfür zeichnet Bishop verantwortlich) die Übersicht schnell verloren. Und den zackigen Zombieattacken ist stellenweise doch stark anzusehen, dass hier einfach die Szene schneller abgespielt wird.

    Den Spaß an dem Film kann das aber nicht trüben. Spätestens wenn im Finale eine aberwitzige Idee die nächste jagt (und sich beispielsweise auf der Toilette ein Zombiepärchen näher kommt), in all dem Trubel unseren Helden aber sogar noch Zeit für ein Tänzchen bleibt, ist eines sicher: Gregg Bishop liefert mit „Dance Of The Dead“ einen erstklassigen Partyfilm mit Kultpotenzial ab, der zwar keinen Originalitätspreis gewinnen wird, dafür aber vor abgefahrenem Eighties-Charme und Spielfreude nur so sprüht, und sich zu keiner Sekunde ernst nimmt.

    „Dance Of The Dead“ ist einer der Überraschungshits des Fantasy Filmfests 2008, dem eine Kinoauswertung leider verwehrt bleibt, aber spätestens mit der DVD-Veröffentlichung seine Fangemeinde finden wird.

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