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    Rob-B-Hood
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Rob-B-Hood
    Von Robert Kock

    Die Geschichte des Films hat uns gezeigt, dass Säuglinge durchaus vielseitig sind. Mal begegnen sie uns als die sprichwörtliche Ausgeburt der Hölle in Rosemaries Baby, mal sind sie Verbrechensbekämpfer im seltendämlichen „Juniors freier Tag“ oder besitzen übernatürliche Kräfte wie in Lemony Snicket - Rätselhafte Ereignisse. Regisseur Benny Chan (New Police Story) allerdings zeigt uns in seinem Action-Klamauk „Rob-B-Hood“, dass Babys noch einiges mehr drauf haben, zum Beispiel in einem Kinderfilm mitspielen, den man seinen Kindern nur bedingt zeigen sollte.

    Fong Ka Ho (Jackie Chan) und Octopus (Louis Koo) sind professionelle Langfinger, die einen Safe nach dem anderen ausräumen. Mithilfe ihres Auftraggebers Landlord (Michael Hui) verdienen sie sich dabei eine goldene Nase. Doch Fong verprasst die Kohle regelmäßig am Zockertisch und Octopus steht auf hübsche Frauen und teure Autos, so dass die beiden ständig Geldprobleme haben. Als dann auch noch Landlords privater Safe geknackt wird, lassen sich die drei zu einem lukrativen, aber riskanten Coup überreden, um ihre Taschen wieder einmal aufzufüllen. Im Auftrag eines ominösen Geschäftsmannes entführen sie das Baby einer Millionärsfamilie. Als Landlord jedoch von der Polizei geschnappt wird, sind die beiden Gangster auf sich allein gestellt und müssen sich sowohl mit den Gesetzeshütern als auch mit dem schreienden Kind herumschlagen.

    Und schon sind wir mittendrin in der üblichen Kinosituation, die man auf folgende Erfolgsformel reduzieren könnte: kreischendes Baby + hilflose Männer = netter Familienspaß! Da sehen wir dann die armen Trottel, wie sie sich mit Babypuder, vollen Windeln und lautstarkem Babygeschrei herumschlagen müssen und dabei zur Freude des Zuschauers natürlich kein Fettnäpfchen auslassen. So sieht man Jackie Chan (Rush Hour, Shanghai Knights) und Louis Koo (Election, Triangle) beim Kaufen von Babykleidung und Spielsachen, beim Vorsingen fürs Baby und bei der Belegung von Mutterkursen. Jede Menge Slapstick wechselt sich da mit mittelprächtigen Dialogen ab (ein schwuler Polizist beantwortet die Frage nach seiner Herkunft mit: „Ich komme aus Brokeback Mountain.“). Da wird dann aber auch schon mal übers Ziel hinausgeschossen. Jedenfalls gibt es wohl kaum einen Film, bei dem mehr Babyexkremente durch die Gegend fliegen als hier.

    Doch Jackie Chan wäre nicht Jackie Chan, wenn nicht neben dem ganzen Kinderkram auch ordentlich die Fäuste fliegen und viele böse Buben mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Bretter geschickt würden. So trifft es sich dann auch, dass es nicht nur die Polizei und Fongs Gläubiger auf ihn abgesehen haben, sondern auch die Handlanger des bereits oben erwähnten ominösen Auftraggebers ständig das Baby zu stehlen versuchen. Dabei drehen sich die Actionszenen fast immer um zwei Grundstimmungen: „Baby verstecken!“ und „Baby retten!“. Was das kleine Menschlein dabei alles ertragen muss, ist wahrlich nicht von schlechten Eltern: Es wird entführt, geworfen, gewirbelt, ständig fallen gelassen, unter Drogen gesetzt, in die Waschmaschine gesteckt, fast mit einem Kissen erstickt… und das nur in der ersten Hälfte des Films.

    Spoiler! Das geht wie beim Humor jedoch oftmals eine Spur zu weit und wird gegen Ende des Films ziemlich pietätlos, als das Baby erst langsam, aber sicher in einer Kältekammer erfriert und danach durch Elektroschocks wiederbelebt wird, die ihm zugefügt werden als Fong Ka Hong sich mithilfe eines Starterkabels an eine Autobatterie klemmt und dem kleinen Babykörper dann immer wieder Stromstöße zufügt. Des Weiteren gibt es eine Szene, in der die drei Babyentführer die Todesstrafe durch einen Genickschuss empfangen sollen, was jedoch kurz danach aufgelöst und als harmloses „Schauspiel“ entlarvt wird. Spoiler Ende!

    Klingt alles recht hektisch, ist es auch! Denn genauso verwirrend wie das Leben des kleinen Schützlings ist auch die von Chan selbst geschriebene Geschichte. Gefühlte 20 Handlungsstränge hangeln sich die 134 Minuten Film entlang, verheddern sich und lösen sich zum Ende des Films ohne jede Logik scheinbar von selbst in einem erschreckend schmalzigen Happy End auf. Das wirkt dann oft reichlich gezwungen und man hätte wohl besser daran getan, sich auf den roten Faden der Babygeschichte zu besinnen, anstatt unnötig viele Charaktere einzuführen, von denen die Hälfte völlig nutzlos ist, weil sie viel zu wenig Zeit haben, um sich zu entwickeln. Außerdem geht dadurch Raum für die typische Chan-Action verloren. Die ist auch zu Beginn eher rar gesät und der ein oder andere Zuschauer fürchtet schon, dass Jackie mit seinen immerhin schon 52 Jahren bereits zum alten Eisen gehört. Doch weit gefehlt, denn der Asiat, der die Choreographie der Stunt- und Kampfszenen mal wieder selbst übernommen hat, zeigt sich dann doch noch von seiner schlagkräftigen Seite und legt ein paar coole Akrobatikeinlagen hin.

    Auch die schauspielerischen Leistungen sind solide. Die beiden Hauptdarsteller passen gut zusammen. Alles in allem ist die Besetzung des Films durchaus gelungen und neben ein paar süßen chinesischen Frauen entdeckt der Kenner ein paar Cameoauftritte von einschlägigen Hongkong-Bekanntheiten.

    Die Musik des Films ist nicht herausragend und fällt abgesehen von ein paar gefühlsduseligen Asiapop-Stücken überhaupt nicht auf, was nicht weiter tragisch ist, denn die Bilderflut, die Action und die teils verwirrenden Dialoge reichen aus, um die Aufmerksamkeit des Zuschauers völlig zu vereinnahmen. Lediglich beim Abspann, der mit seinen Chan-typischen Outtakes wie so oft wirklich komisch ist, sollte man genauer hinhören, denn Jackie Chan selbst singt hier den Titelsong des Films.

    Fazit: Die Produzenten haben für den Film fast 17 Millionen Dollar springen lassen. Für einen asiatischen Film ist das schon eine beachtliche Summe, was wohl den zahlreichen Gastauftritten der Hongkonger Kinostars geschuldet sein dürfte. Ansonsten jedoch hat man sowohl an der Story als auch am Witz ein wenig gespart und übrig bleibt ein wirrer, durchschnittlicher Mix aus Familienkomödie und Actionfilm, den außer echten Chan-Fans und Genrefreunden sonst wohl niemanden so richtig vom Hocker reißen wird. Keinesfalls jedoch sollte man diese Familienkomödie mit der Familie ansehen, denn einige eher taktlose Szenen und ein teilweise makabres Ende trüben den Familienspaß erheblich.

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