Seit vielen Jahren schon stand das legendäre Mafia-Epos „Der Pate“ auf Platz 1 der umstrittenen IMDb- Top 250, die jeder mitbestimmen kann, der über einen Internet-Anschluss verfügt. Der Film schien auf dieser Position unantastbar zu sein- bis ein Film aus dem Genre in die Kinos kam, von dem man die erste Wachablösung seit über fünf Jahren am wenigsten erwartet hätte: The Dark Knight aus der Familie der Comicverfilmungen. Sicher, im IMDb-Forum wurde massiv zu diesem Machtwechsel aufgerufen. Natürlich, The Dark Knight hielt die Führung nicht mal einen Monat lang und ist inzwischen „nur“ noch Zehnter der Liste. Aber wer bis dahin noch keine Notiz von Christopher Nolans Fortsetzung des wertvollen Neuanfangs des totgeglaubten Batman-Franchises, „Batman Begins“, genommen hatte, der wurde ja vielleicht jetzt hellhörig. Aber dass es überhaupt zu diesem bereits als „Urknall“ proklamierten sechsten Batman-Film seit 1989 kommt, ist ein kleines Wunder, dass der hervorragenden Arbeit von Nolan und seinem Team in „Batman Begins“ zu verdanken ist. Nachdem die knallig bunten Popcorn-Blockbuster mit dem tiefen Sinn einer Frühstücksdose in den 90er Jahren den Ruf des dunklen Ritters schwer geschädigt hatten, war ein wagemutiger Spagat nötig, um Batman wieder einen Namen zu erschaffen. Batman Begins hat also gute Arbeit geleistet- doch nun wird es in den Hintergrund gedrängt werden durch ein Meisterwerk, die zweifelsohne beste Comic-Adaption bisher und womöglich für lange Zeit. The Dark Knight ist Adrenalin pur. Kein Urknall des Films, aber ein Urknall für sein Genre- und das will schon etwas heißen.
Im Vorfeld hatte ich viel über den Film gelesen und eine große Vorfreude hatte sich entwickelt. Während man in den ersten 5, 10 Minuten noch skeptisch auf den Bildschirm blickt, fällt man doch schnell in einen Rausch der Sinne, in dem jede Zelle des Kopfes nur noch auf ein Thema fixiert ist: auf The Dark Knight, auf das brillanteste Feuerwerk dieses Jahres. Wenn schließlich nach 152 spannungserfüllten Minuten der Bildschirm schwarz wird und der hervorragend gewählte Titel THE DARK KNIGHT in Kapitallettern erscheint, braucht man ein paar Sekunden um zu begreifen, wo man ist. Erschlagen von der Präzision des soeben gesehenen dauert es auch längere Zeit, bis man wieder die Kontrolle über seinen Körper wiedergewonnen hat. So ging es mir jedenfalls. The Dark Knight ist ein unglaublich guter Film, und obgleich der Düsternis darf ein mitleidvolles Lächeln in Richtung „Batman und Robin“ erlaubt sein. Die Geschichte um die wohl berühmteste Fledermaus der Welt ist um ein ehrenvolles Kapitel reicher, und auch wenn sich erneut von der Vorlage stark distanziert wurde, dürften die meisten eingeschworenen Batman-Fans mir nicht widersprechen: dieser Film ist das Beste, was der Saga passieren konnte. Dabei gerät man schon bei der Einordnung in ein passendes Genre ins Schwitzen: Actionfilm? Thriller? Typischer Pro Sieben-Blockbuster? Das wären die drei ersten Tipps, und keiner wäre falsch, aber auch keiner richtig: für den Actionfilm sprechen nicht zuletzt die zahlreichen Explosionen und Crashs, für den Thriller die makabren Spielchen des Jokers und für den Blockbuster seine Massenkompatibilität- nicht zuletzt dem fein gestreuten schwarzen Humor und den leicht melodramatischen angehauchten Szenen mit Rachel ist es zu verdanken, dass The Dark Knight etliche Startrekorde in den USA gebrochen hat.
Es wurden sicherlich bereits genug Worte über das Schauspiel Heath Ledgers verloren, des, gemeinsam mit Johnny Depp und Daniel Day-Lewis, wohl stärksten Schauspieler seiner Zeit. Sein Tod ist tragisch, durch seine Leistung in "The Dark Knight" ist ihm jedoch ein Denkmal gesetzt, das lange in Erinnerung bleibt - denn dass der Film Kultcharakter erreichen wird, so viel steht für mich fest. Auch Christian Bale, Aaron Eckhardt und die vielen charismatischen Nebendarsteller des Films machen ihre Sache hervorragend. Die Musik von Hans Zimmer und James Newton Howard ist wundervoll avantgardistisch gelungen, hervorzuheben sind hier die Tracks "Why so serious?" und "Harvey Two-Face".
Fazit: Alles in allem ist Regisseur Christopher Nolan ein Meilenstein der Filmkunst gelungen, der von der ersten Minute an fesselt und sein Genre revolutioniert - garantiert!