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    Die Wilden Kerle 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Die Wilden Kerle 2
    Von Stefan Ludwig

    Der Überraschungserfolg „Die wilden Kerle“ ist zurück. Diesmal geht es eigentlich weniger um Fußball, sondern vor allem um die Liebe. In der kleinen Bande heißt es zwar – mit Ausnahme von Vanessa natürlich – immer noch „igitt, kotz, bäh“, wenn es um Mädchen geht. Aber langsam machen sich die Hormone bemerkbar und führen zu einem Kampf um das Mitglied, ohne welches das entscheidende nächste Spiel verloren wäre. Die deutsche Abenteuerkomödie „Die wilden Kerle 2“ von Regisseur und Drehbuchautor Joachim Masannek setzt dabei allerdings auf ausgelutschte Spielregeln und verzichtet zu großen Teilen auf frische und innovative Ideen.

    Gonzo Gonzales (Lennard Bertzbach) und seine Skatergang machen sich daran, die „Wilden Kerle“ zu zerstören. Die haben ohnehin gerade so ihre eigenen Probleme, müssen sie doch unbedingt das nächste Spiel gewinnen, damit sie gegen die Nationalmannschaft kicken dürfen. Der Sieg erscheint noch machbar, aber der DFB zerstört ihre Träume vom Spiel aller Spiele. Sie brauchen dafür nämlich mehr als ihren Bolzplatz. Der „Teufelstopf“ muss zu einem Stadion umgebaut werden – nur wer soll das bezahlen? Gonzales gelingt es außerdem, Vanessa (Sarah Kim Gries) unter seine Fittiche und sie damit aus der Mannschaft der wilden Kerle zu nehmen. Ohne Vanessa aber stellt sich der Sieg im nächsten Spiel aus unmöglich heraus…

    Ein Haufen Probleme und die Kinder müssen sich einen Plan einfallen lassen, wie das alles lösbar ist. Soweit noch in Ordnung, wenn auch nicht gerade spektakulär. Wer sich übrigens auf Fußballszenen freut, der schaut sich lieber die nächste Sportschau an oder geht ins Stadion – denn davon gibt’s hier nur das Nötigste. Leinwandzeit des runden Leders: keine zehn Minuten. Es gibt stattdessen allerhand Szenen im Kampf um Vanessa und deren Liebe zu sehen. Das wird auch alles schön kindgerecht gestaltet und geht natürlich nicht über einen minimalen Kuss auf den Mund hinaus. So ist der Film zwar in jedem Fall oft Moralapostel, macht das aber auf eine vertretbare Art. Eine Szene, in der die Herzen der Jungen beim Schreiben eines Liebesbriefes „aktiviert“ werden, grenzt allerdings ans Lächerliche.

    Die Story wirkt leicht überbordet, es geht aber im Grunde nur um besagte Liebesgeschichte. Anführer Leon (Jimi Ochsenknecht) merkt, wie so viele Menschen im Leben, erst als Vanessa weg ist, was sie ihm bedeutet. Der Kampf um das Geld stellt sich im wahrsten Sinne des Wortes als Kinderspiel heraus. Mit den eigentlichen Fußballspielen wird vielleicht auch alles richtig gemacht, denn auf die übliche Dramatik „Sie verlieren - nein sie können es schaffen – doch nicht – obwohl – nein – ja doch!“ wird selbstredend nicht verzichtet. Allerdings wird die weniger in den Spielen, als denn bei dem gesamten Storyverlauf angewandt. Das hat jeder nicht nur einmal gesehen und von daher steht und fällt ein solcher Film mit den Charakteren.

    Hier ist mit Einführung von Gonzo Gonzales und seiner Gang, die so cool ist, dass sie schon wieder uncool ist, ein diskutierbares Experiment gewagt worden. Die Gang ist eigentlich völlig unwichtig, es geht auch hier im Wesentlichen um ihren Anführer. Lennard Bertzbach scheint sich in die Maske von Johnny Depp geschlichen zu haben und sich sein „Fluch der Karibik“-Outfit gemäß Piratengesetz gestohlen zu haben. Auch die Bewegungen erinnern an den kaum einzuordnenden Tunten-Piraten und damit haben wir offensichtlich den ersten Parodieversuch von einem der besten Filmcharaktere des vorletzten Kinojahres. Lustig? Müsste es eigentlich sein, kann es aber praktisch nicht. Denn einen Komödiencharakter zu parodieren erscheint unnötig und so wird am Ende nur ausgefallene Coolness kopiert. Das klappt immerhin annehmbar gut und passt zum Film. Eine kettenrauchende und sprücheklopfende Lässigkeit wie in „Constantine“ wäre schließlich Blödsinn.

    Stattdessen wird ordentlich an den Kostümen gefeilt, auch die wilden Kerle machen ihrem Namen alle Ehre und tragen abgewetzte Shirts mit ausgeleiertem Rundkragen und immer mindestens eine Kette. So würden sich sicher viele der kleinen Zuschauer auch „cool“ fühlen und damit erscheint, was eigentlich sehr lustig ist, alles ausgezeichnet gemacht worden zu sein. Die Sets stehen dem in nichts nach und so gibt es neben dem bretterzaunumringten Teufelstopf ein irres Baumhaus, das sich jedes Kind wünschen würde und eine rauchverhangene, verlassene Fabrikhalle.

    An den Schauspielern sollte am Besten nicht gemäkelt werden, denn hier sind ausschließlich Kinderdarsteller im Vordergrund, deren Leistung schwer zu bewerten ist. Ihre Charaktere verkörpern alle glaubwürdig und sehr zufrieden stellend. Eine Karte für „Die wilden Kerle 2“ zu kaufen ist damit für Familien und Kinder sicher kein Fehler. Die an sich durchschnittliche Kost wird die Fans des Vorgängers sicher begeistern und wer den ersten Teil nicht gesehen hat, bekommt durch eine Vorgeschichte zu Beginn alles Wissenswerte zusammengefasst. Es bleibt ein leicht verdauliches Familienabenteuer, das niemandem weh tut und mit Sicherheit und keineswegs zu Unrecht wieder die Kinokassen ordentlich füllen wird.

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