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    Die Geheimnisse der Spiderwicks
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Die Geheimnisse der Spiderwicks
    Von Carsten Baumgardt

    Die Verfilmung des siebten und letzten „Harry Potter“-Bandes Die Heiligtümer des Todes ist so komplex, dass sich die Produzenten entschlossen haben, daraus zwei Kinofilme zu machen – zumal die Adaptionen von den Hardcore-Fans seit Beginn an wegen der für das Kino nötigen Komprimierung bemängelt werden. Wer sich bei der fünfbändigen Fantasy-Abenteuer-Reihe „Die Spiderwick Geheimnisse“ von Tony DiTerlizzi und Holly Black fragen mag, welche Ausmaße das in der Kinoversion annehmen soll, wird überrascht sein. Regisseur Mark Waters packt fünf Bücher in flotte 96 Minuten Celluloid. Die Probleme dieser radikalen Reduzierung liegen auf der Hand, doch „Die Geheimnisse der Spiderwicks“ zielt voll auf die junge Besucherschicht ab und hat gar nicht erst vor, in epische Dimensionen vorzustoßen, wie sie seit der Herr der Ringe - Trilogie en vogue sind. Das reicht am Ende für einen grundsoliden Unterhaltungsfilm.

    Helen Grace (Mary-Louise Parker) zieht mit ihren Teenagerkindern Jared, Simon (Freddie Highmore in einer Doppelrolle) und Mallory (Sarah Bolger) von New York in die alte Villa des vor 80 Jahren verstorbenen Vorfahren Arthur Spiderwick (David Strathairn) mitten im Nirgendwo. Helens Mann Richard (Andrew McCarthy) hat sie für eine andere verlassen, aber nicht den Mut, es seinen Kindern zu erzählen. Deshalb ist sie geflüchtet und sucht in der Einöde einen Neuanfang. Der rebellische und eigensinnige Jared macht in dem schauerlichen Haus alsbald eine Entdeckung. Auf dem Dachboden findet er ein staubiges Manuskript, das „Handbuch der magischen Geschöpfe“. Die Warnung, es nicht zu lesen, schlägt er aus. Das hat Folgen. Er tritt in eine parallele Dimension ein, in der Wichte, Gnome, Feen und Kobolde das Sagen haben. Und Jared kann diese verborgene Welt, die sein Ur-Ur-Onkel Spiderwick entdeckt und niedergeschrieben hat, nun sehen. Natürlich will ihm zunächst niemand glauben, doch das ändert sich schnell, als mysteriöse Dinge geschehen. Der finstere Oger Mulgarath (Nick Nolte) will das Buch in seine Hände bekommen, um so das mächtigste Wesen der Welt zu werden. Jedoch werden die Geschwister Grace von einem Bannkreis beschützt, der um das Haus gezogen ist. Doch wenn sie diesen jemals wieder verlassen wollen, müssen sie sich den widerspenstigen Fabel-Geschöpfen stellen…

    Während „Die Spiderwick Geheimnisse“ („Eine unglaubliche Entdeckung", „Gefährliche Suche", „Im Bann der Elfen", „Der eiserne Baum", „Die Rache der Kobolde") in den USA ungeheuer beliebt sind, hält sich der Bekanntheitsgrad in Deutschland im überschaubaren Rahmen. Fünf Bücher in gut anderthalb Stunden zusammenzufassen, hat schon etwas Kühnes. Und so wirkt „Die Geheimnisse der Spiderwicks“ in der Leinwandversion auch wie ein Filmkonzentrat. Das gesamte Spiderwick-Universum - das in der Realität verwurzelt ist, um in die Fantasie auszubrechen - wird gerafft und jungbesucherfreundlich aufbereitet. Dieser Ansatz birgt sowohl Vor- als auch Nachteile. Langweilig wird es nie, nicht einmal ansatzweise, dazu passiert einfach zu viel. In rasantem Tempo hetzt Regisseur Mark Waters, der mit Freaky Friday und Girls Club bewies, dass Teenie-Filme nicht unbedingt immer dämlich sein müssen, seine Figuren über die Leinwand. Lange Zeit, mit den Charakteren warm zu werden, bleibt da allerdings nicht. Viel Gelegenheit, über Logik nachzudenken, wird dem Betrachter ebenfalls nicht gewährt, was über einige verzeihliche Löcher in der Handlung hinwegrettet.

    Die Grace-Kinder sind durchweg in Bewegung, zumeist auf der Flucht vor dem Bösen aus der Parallelwelt. Die CGI-Umsetzung selbst ist gelungen, die Wesen sind dennoch gewöhnungsbedürftig. Furchteinflößend wirkt die kugelrunde Trollarmee nicht unbedingt, was Oberfiesling Mulgarath (in verschiedenen Manifestationen) und das düster-bunte Setting aber spielend wieder wettmachen und dabei sogar bisweilen über das Ziel hinausschießen. Einige Szenen sind derart gruselig und brutal inszeniert, dass sie für 6-Jährige nicht zu empfehlen sind – wenn überhaupt, dann nur in elterlicher Begleitung. Damit handelt sich der Film auch gleich noch ein Zielgruppenproblem ein. „Die Geheimnisse der Spiderwicks“ ist abgesehen von dem Gruselfaktor storytechnisch absolut simpel und kindgerecht gehalten, was die junge Zuschauerschaft direkt anspricht, ein älteres Publikum aber kaum fordert. Doch halb so schlimm. Der Unterhaltungsfaktor stimmt und auch die erwachsenen Begleiter dürften sich nicht unbedingt langweilen, weil genügend Fantasievolles für die Augen geboten wird und immer etwas los ist.

    Humor wird nebenbei auch serviert, dafür sind die CGI-Sidekicks auf der Seite der Guten zuständig - der liebevolle Kobold Thimbletack (Stimme: Martin Short/Michael Pan) zum Beispiel oder der kauzige Gnom Hogsqueal (Stimme: Seth Rogen/Dennis Schmidt-Foß). Doch diese beiden Figuren offenbaren zugleich auch ein Manko. Sie sind die einzigen Charaktere, die einen gewissen Anflug von Charme verbreiten, dem Rest der CGI-Wesen vermag dies nicht zu gelingen. Nur gut, dass die Nachwuchsstars Freddie Highmore (Charlie und die Schokoladenfabrik, Wenn Träume fliegen lernen, Der Klang des Herzens) und Sarah Bolger (In America) die Kastanien mit sympathischen Vorstellungen und Präsenz aus dem Feuer holen. Die erwachsenen Darsteller sind nur mäßig schmückendes Beiwerk. Mary-Louise Parker (Grand Canyon, Grüne Tomaten) und David Strathairn (Good Night, And Good Luck, L.A. Confidential) schaffen es nicht, den Film entscheidend zu bereichern. Nick Noltes Auftritt fällt gar sehr kurz aus, CGI verdrängt den fleischlichen Mimen in den entscheidenden Momenten.

    Fazit: „Die Geheimnisse der Spiderwicks“ bietet ausgesprochen straffe Fantasy-Unterhaltung, der zwar die tiefere Substanz fehlt, aber als Zwischendurch-Appetithappen für ein jüngeres, aber nicht zu junges Publikum geeignet ist.

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