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    Aliens Vs. Predator 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Aliens Vs. Predator 2
    Von Carsten Baumgardt

    Ridley Scott, James Cameron, David Fincher, John McTiernan... und die Brothers Strause. Wer hier ein Paradoxon erkennt, hat auch gleich entlarvt, was bei „Aliens Vs. Predator 2“ schief gelaufen ist. Das Alien-Franchise hatte sich nach zwei Meisterwerken (Alien, Aliens) und zwei eher mittelmäßigen Fortsetzungen (Alien 3, Alien - Die Wiedergeburt) totgelaufen. Findig wie Hollywood ist, wurde die Reihe einfach mit einem bei den Fans enorm beliebten Alien-Monster (Predator) gekreuzt und fertig war Alien Vs. Predator, der bei den Anhängern beider Lager furchtbar heftig umstritten war, aber sein Geld einspielte. Mit der künstlerischen Integrität der „Alien“-Filme hatte das launig-sinnfreie Trashfest freilich nichts mehr gemein, aber immerhin machte es Spaß. Mit „Aliens Vs. Predator 2“ erreicht das Franchise nun Regionen, in die etablierte Regisseure, wie sie bereits an „Alien“ und „Predator“ beteiligt waren, niemals hinabsteigen würden. Der Film ist sicherlich kein Totalausfall, aber dennoch nicht mehr und nicht weniger als ein belangloses Sci-Fi-Horror-B-Movie mit einem gewissen Unterhaltungswert.

    Wir erinnern uns: Am Ende von „Alien Vs. Predator“ nistet sich ein Alien in einem getöteten Predator ein und kommt noch im Raumschiff zur Welt. Hier schließt die Fortsetzung an. Nach einer Auseinandersetzung an Bord stürzen die Außerirdischen ab und havarieren in der Kleinstadt Gunnison, Colorado. Die Predators schicken einen Abräumer, eine Art extraterrestrischer Revolverheld, der die Aliens und das Mischwesen Predalien auf der Erde unschädlich machen soll. Der Kampf der Giganten hat für die Bewohner des US-amerikanischen Kaffs schwerwiegende Folgen: überwiegend in Form des Todes. Denn Aliens, Predalien und Predators wüten in der Stadt als ob im Himmel Jahrmarkt wäre. Sheriff Morales (John Ortiz) schwant nichts Gutes, als Einwohner spurlos verschwinden und einer seiner Mitarbeiter komplett gehäutet an einem Baum aufgehängt baumelt. Der ehemalige Knacki Dallas (Steven Pasquale) schwingt sich zum Anführer auf, dem sein kleiner Bruder Ricky (Johnny Lewis) und dessen Angebetete Jesse (Kristen Hager) blind folgen, während der Sheriff noch darauf hofft, dass die Nationalgarde die Stadt evakuiert…

    Colin und Greg Strause geben mit „Aliens Vs. Predator 2“ ihr Kinodebüt. Die Werberegisseure haben ihre Wurzeln in der Spezialeffekteabteilung, wo sie beispielsweise an 300, Shooter, Fantastic Four - Rise Of The Silver Surfer oder Poseidon arbeiteten. Und sie sind Fans beider Reihen, wie sie bekennen. Offensichtlich Grund genug, das Brüderpaar auf den Regiestuhl zu setzen. Jeglicher künstlerischer Anspruch wurde sowieso schon längst aufgegeben. Zählt man alles zusammen, ist „AvP2“ der mittlerweile achte Alien/Predator-Film. Die Crux: Ohne das verkaufsfördernde „AvP“-Etikett würde der Film sofort in die Videotheken wandern, wo er seinen berechtigten Platz hätte.

    Die Brothers Strause verkalkulieren sich bei der Grundkonstruktion ihres Films. Natürlich ist von der Intelligenz des ersten bzw. der furios-apokalyptischen Action des zweiten „Alien“-Films nicht einmal mehr ein Ansatz erkennbar. Vielmehr kommt die Verfilmung im Look eines Videospiels (auf dem es zumindest lose basiert) daher. Doch Drehbuchautor Shane Salerno (Armageddon, Shaft) und die Regie-Brüder stehen sich gegenseitig schwer im Weg. Während der Autor versucht, dem Film mittels Charakterisierungen eine menschliche Note zu geben, können es die Strauses nicht abwarten, den lästigen, aus schlampigen Klischees konstruierten Storyteil endlich abzuhaken und Aliens und Predators so richtig auf die Menschen loszulassen. Das geschieht zumeist in verregneter Dunkelheit, was zwar den grundsoliden Spezialeffekten zu passe kommt, aber den nicht unwesentlichen Nachteil hat, dass der Zuschauer sehr im Dunkeln und Regen steht, weil oft wenig erkennbar ist – was der übermäßig schnelle Schnitt noch verstärkt.

    Zugegeben, der neuen Generation der „AvP“-Fans, die zu Zeiten des Ur-Originals nicht einmal auf der Welt waren, hat sich das Franchise angepasst… um nicht zu sagen angebiedert bzw. dies zumindest versucht. Der „Alien Vs. Predator“-Nachfolger setzt sich zwischen die Stühle, verschenkt Leinwandzeit durch überflüssiges Etablieren von Konflikten, die sowieso niemanden interessieren. Die Dialoge sind derart „cheesy“, dass ein Ende des einzeiligen Gelabers herbeigesehnt wird. Da die Charakterisierung misslingt, schert es den Betrachter in der Folge einen Dreck, wer als nächster ins Gras beißen muss.

    Als echtes Verkaufsargument fährt die monströse Werbemaschinerie, die zu retten versucht, was zu retten ist, den Härtegrad des Films auf. Die FSK-Freigabe ab 18 Jahren ist kaum zu rechtfertigen, angesichts der Comic-Relief-Brutalität hätte es auch ein „FSK 16“ getan. „Alien Vs. Predator 2“ ist zwar in der Tat brutaler als der Vorgänger, aber keineswegs Maßstäbe setzend oder gar in einer Härteliga mit Saw, The Hills Have Eyes, Hostel und Co. anzusiedeln. Doch genug der Schelte, der Film hat schließlich auch seine positiven Seiten. Langweilig wird es eigentlich nie, selbst wenn keine konkrete Hochspannung aufkommt. „AvP 2“ ist durchaus guckbar, die Actionszenen sind solide und die Monsterkreationen noch das Kreativste des Mummenschanzes.

    Fazit: Viel Lärm um nichts. Die filmische Zitrone Alien/Predator wird ein weiteres und garantiert nicht das letzte Mal (was am Ende angedeutet ist) ausgepresst. Doch „Alien Vs. Predator 2“ beweist unmissverständlich: Der zukünftige Weg muss in eine andere Richtung führen, weg von der belanglosen 08/15-Actionhorror-Schiene wieder zurück zu innovativen Ideen und einem versierten Regisseur.

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