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    Wanted
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Wanted
    Von Julian Unkel

    Mit seinen beiden jeweils rund vier Millionen Dollar teuren Filmen Wächter der Nacht (2004) und Wächter des Tages (2006) bescherte Timur Bekmambetov dem russischen Kino nicht nur wiederkehrende internationale Aufmerksamkeit, sondern etablierte sich auch als überaus fähiger Action-Regisseur. Bevor nun 2009 der von 20th Century Fox finanzierte dritte Teil der Reihe in den USA gedreht wird, durfte sich Bekmambetov - ausgestattet mit Weltstars und einem Budget von 75 Millionen Dollar - an seinen ersten englischsprachigen Film, die Comic-Adaption „Wanted“, wagen. Herausgekommen ist ein temporeich inszenierter und größtenteils unterhaltsamer Sommer-Blockbuster, dessen minimales Story-Gerüst aber schnell unter dem ausufernden Action-Overkill zusammenbricht.

    Wesley Gibson (James McAvoy, Penelope, Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia) lebt seinen persönlichen Albtraum: Er hat einen langweiligen Bürojob, wird dort von seiner Vorgesetzten schikaniert, sein Kontostand bewegt sich nahe am Nullpunkt und seine Freundin betrügt ihn mit einem verhassten Kollegen. All das ändert sich, als er in einer Apotheke von der mysteriösen Fox (Angelina Jolie, Beowulf, Ein mutiger Weg) angesprochen wird. Sie behauptet, er sei der Sohn eines legendären Auftragskillers, der gerade erst erschossen wurde – nur um ihn Sekunden später vor eben dessen Mörder, genannt Cross (Thomas Kretschmann, King Kong), zu beschützen. Fox bringt Wesley zu Sloan (Morgan Freeman, Batman Begins, Sieben, Million Dollar Baby), dem Anführer der Bruderschaft, einer Jahrhunderte alten Vereinigung von Auftragsmördern. Sloan bietet Wesley an, ihn auszubilden, damit er Rache für den Mord an seinem Vater nehmen kann. Wesley willigt ein und macht schon bald Jagd auf Cross, der es seinerseits ebenfalls weiterhin auf Wesley abgesehen hat…

    Als der Playstation-Titel „Metal Gear Solid 4“ erschien, zeigten sich sogar renommierte Zeitungen wie die New York Times fasziniert darüber, wie weit die Verschmelzung von Film und Spiel bereits vorangeschritten ist. „Wanted“ untermauert diese These quasi aus der anderen Richtung und fühlt sich über die gesamte Spieldauer an wie ein Film gewordenes Computerspiel. Nicht nur wurde nahezu jede Szene mit CGI-Effekten angereichert oder ist gleich komplett dem Computer entsprungen, auch dramaturgisch erinnert „Wanted“ mehr an ein modernes Actionspiel denn an klassisches Blockbusterkino. Anstatt wohldosierte Actioneinlagen in ein Storygerüst einzuarbeiten, gibt „Wanted“ von Anfang an Vollgas und zieht dieses irre Tempo bis zum Rollen des Abspanns durch - kaum zwei Minuten vergehen, in denen nicht jemand verfolgt, verprügelt oder erschossen wird. Das ist zwar in der erste Hälfte des Films ungemein unterhaltsam, irgendwann übersättigt die konstante Reizüberflutung aber und der Zuschauer sehnt sich zumindest die eine oder andere Atempause herbei.

    Das ist besonders schade, da die Action an sich wirklich stark inszeniert ist. Wer bereits die Trailer gesehen hat, weiß, was ihn erwartet: Bekmambetov pfeift auf jedwede physikalische Gesetzgebung und zückt dabei – ob Ultra-Slowmotions oder computeranimierte Kamerafahrten – alle Register des modernen Actionkinos: Kugeln fliegen um Ecken, Menschen springen von Hochhaus zu Hochhaus und Sportwagen überschlagen sich gezielt in der Luft. So ist beispielsweise auch der Showdown, in dem sich Wesley völlig von der Leine gelassen durch eine alte Fabrikanlage schießt, für sich betrachtet eine tolle, brachiale Actionsequenz, die in der Hülle und Fülle der vorangegangenen Szenen aber ziemlich untergeht. Bekmambetov reichert zwar jede Actioneinlage mit einigen netten Ideen an, insgesamt wollte er aber einfach zu viel erreichen – weniger wäre hier definitiv mehr gewesen.

    Erfreulicherweise verweigert sich „Wanted“ einem anderen Trend des derzeitigen Hollywood-Kinos, nämlich der „familienfreundlichen“ Inszenierung, völlig: Im Gegensatz zum weichgewaschenen Stirb langsam 4.0 pfeift „Wanted“ auf jegliche Political Correctness (da werden Menschen schon mal als lebendige Schutzschilder und Ratten als wandelnde Bomben missbraucht) und erweist sich auch sonst als überraschend harter Film, der mit (CGI-)Blut nicht geizt und sich klar an ein erwachsenes Publikum richtet. Abgemildert wird der Härtegrad jedoch durch die vielen Humoreinlagen, die gerade in der ersten Filmhälfte das Unterhaltungspotenzial noch deutlich steigern. Das mag angesichts der Auftragsmörderthematik zuerst befremdlich klingen, passt – wie auch schon in den ähnlich gelagerten Filmen Crank und Shoot ‘Em Up - aber perfekt zu den sowieso schon komplett überzogenen Actionszenen.

    Für eine Handlung bleibt bei all dem Krawallspektakel entsprechend wenig Platz übrig. So kommt es, dass „Wanted“ trotz fast zweistündiger Laufzeit (wovon aber bereits Wesleys Aufnahme in die Bruderschaft und seine dortige Ausbildung rund eine Stunde einnimmt) recht wenig erzählt. Zwar haben die Autoren der Bruderschaft zumindest noch einen mythologischen Unterbau verpasst (von Webern gegründet, erhält die Vereinigung ihre Auftragsziele in einem binären Code, der in dem Schicksalsfaden der Bruderschaft versteckt ist), mehr Tiefgang sollte allerdings nicht erwartet werden. Der an und für sich durchaus überraschende Twist vor dem Schlussakt lässt einen daher auch eher kalt, da zuvor einfach zu wenig in die Story investiert wurde. Immerhin kaschiert das hohe Tempo die vielen Logiklöcher, die das Drehbuch offen lässt.

    Nachdem James McAvoy für seine Charakterrollen in Der letzte König von Schottland und in der letztjährigen Ian-McEwan-Verfilmung Abbitte bereits viel Beachtung erfahren hat, überzeugt der Schotte nun auch in seiner ersten Blockbuster-Hauptrolle völlig. Selbst die im Drehbuch nur schwach verankerte Wandlung vom Büromenschen zum athletischen Auftragskiller – Wesley lässt innerhalb weniger Tage jegliche moralischen Bedenken fallen und tötet fortan wildfremde Menschen – bringt er glaubwürdig rüber. Ihm gegenüber steht Angelina Jolie, die zuletzt eine schier beispielslose Dauerpräsenz in den Medien gezeigt hat, dabei aber weniger durch ihre Filme als vielmehr durch ihr Privatleben Aufmerksamkeit erzeugte. Man mag zu dieser Selbstinszenierung stehen wie man will – als Actionamazone versprüht Jolie jedoch genau die Erotik und körperliche Fitness, die diese Rolle braucht. Über die Fähigkeiten eines Morgan Freeman müssen sowieso kaum mehr Worte verloren werden – ohne groß gefordert zu sein, liefert er auch hier wieder eine routiniert-gute Vorstellung ab. Die restlichen Darsteller – unter anderem mischen noch Terrence Stamp (Get Smart, Elektra), der deutsche US-Export Thomas Kretschmann, David O’Hara (Doomsday, Braveheart) und Rapper Common mit – kommen allesamt kaum über zehn Dialogzeilen hinaus und bleiben entsprechend unauffällig.

    Fazit: Dank seiner spektakulären, harten Actionszenen, dem gelungenen Humor und einem starken Hauptdarsteller ist „Wanted“ ein ordentlicher Sommer-Blockbuster geworden, der aber kaum ein zweites Ansehen wert ist, da der Zuschauer bereits beim ersten Schauen mehr als genug geboten bekommt. Da der Film aber ein Kassenerfolg war, wird dies die Verantwortlichen jedoch kaum stören. Und es verwundert deshalb auch kaum, dass die Geschichte um Wesley Gibson bereits Ende des Jahres fortgesetzt werden soll – als Videospiel!

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