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    Bedtime Stories
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Bedtime Stories
    Von Björn Helbig

    Der Brauch, dass Eltern ihren Kindern zum Einschlafen Geschichten erzählen, ist wohl annähernd so alt wie die Sprache selbst. Doch was passiert, wenn Gutenachtgeschichten auf einmal wahr werden? Ob Michael Ende mit „Die unendliche Geschichte“ oder Cornelia Funke mit Tintenherz – immer wieder probieren sich Künstler an der Idee aus, wie es wohl wäre, wenn aus Fiktion plötzlich Realität wird. Diesem Thema hat sich nun auch Regisseur Adam Shankman mit seiner Familienkomödie „Bedtime Stories“ gewidmet. Mit Adam Sandler in der Hauptrolle versteht es sich fast von selbst, dass es dabei turbulent zur Sache geht. Das volle Potenzial seiner Story schöpft der insgesamt recht unterhaltsame Film trotz solider Regie und gut gelaunten Darstellern aber dennoch nicht aus.

    Der tollpatschige Skeeter (Adam Sandler) arbeitet als Hausmeister in einem Hotel, das früher einmal seinem Vater (Jonathan Pryce, Brasil) gehörte. Dieser war zwar ein begnadeter Geschichtenerzähler, aber leider kein guter Geschäftsmann, weshalb er sein gemütliches Inn an den Hotelmogul Mr. Nottingham (Richard Griffith) verkaufen musste. Eigentlich war verabredet, dass Skeeter den Laden irgendwann würde schmeißen dürfen. Aber Nottingham hält sich nicht an die Abmachung und vertraut stattdessen voll und ganz auf den schmierigen Hotelmanager Kendall (Guy Pearce). Doch Skeeter hat andere Sorgen, als sich um diese Ungerechtigkeit zu kümmern. Er muss auf die Kinder seiner Schwester Wendy (Courteney Cox) aufpassen. Beim Babysitten stellt er fest, dass die Gutenachtgeschichten, die er gemeinsam mit den Kindern erfindet, kurze Zeit später wahr werden. Natürlich versucht Skeeter, diese Entdeckung für sich zu nutzen...

    „Ich wollte einen Film machen, den sich irgendwann mein Kind anschauen kann, ohne sich dafür zu schämen“ - Adam Sandler

    Adam Sandler (Leg dich nicht mit Zohan an, Chuck und Larry, 50 erste Dates) in einer Disney-Komödie? Das passt auf den ersten Blick gar nicht zusammen. Mit Filmen wie „Billy Madison“, „Happy Gilmore“ und „Waterboy“ erarbeitete Sandler sich nicht unbedingt den Ruf eines Kritikerlieblings. Erst mit Paul Thomas Andersons Punch-Drunk Love begann es einigen Kritikern zu dämmern, dass sie den Schauspieler vielleicht vorschnell auf die Rolle des Krawallkomikers festgelegt hatten. Auch in seinen folgenden Auftritten zeigte Sandler immer wieder erstaunlich viele Facetten seiner Paraderolle des traurigen Clowns. Im Drama Die Liebe in mir überraschte er gar mit der sensiblen Darstellung eines Arztes, der durch die Terror-Anschläge am 11. September 2001 seine Familie verloren hat. Dass Sandler, der mittlerweile Hollywoods Großverdienern gehört, nun mehr oder weniger in die Gilde der ernst zu nehmenden Schauspieler aufgenommen ist, ist das eine. Sein Mitwirken in einem Familienfilm der Walt Disney Studios, bei denen Moral und Anstand noch immer groß geschrieben wird, ist hingegen etwas ganz anderes. Wie vermutet kommt es hier gelegentlich zu Reibungen.

    Sandler selbst geht kaum Kompromisse ein. Seine Figur ist angelegt, wie man es von ihm kennt: Er agiert schrill und schlägt nicht selten über die Stränge. Der typische Disney-Held sieht anders aus. Doch wie man auch zu dem 1966 in New York geborene Schauspieler steht: Sandler bringt unstrittig den meisten Schwung in die ansonsten konventionell - um nicht zu sagen bieder – erzählte Geschichte. Ohne ihn und die anderen durchweg sympathisch auftrumpfenden Schauspieler wäre der Film gleich einige Klassen schlechter: Guy Pearce (Memento, L.A. Confidential) brilliert in der ungewohnten Rolle als schleimiger Manager, der zum Schluss noch ein kultiges Ständchen zum Besten gibt. Auch Richard Griffiths (Harry Potter und der Orden des Phönix) als sich vor Keimen ängstigender Hotelmagnat und Teresa Palmer (Restraint) als seine Paris-Hilton-Verschnitt-Tochter Violet überzeugen. Keri Russell (Der Klang des Herzens, Mission: Impossible 3, Rohtenburg) ist als liebenswürdige Kindergärtnerin mit Öko-Touch total süß.

    Das eigentliche Problem von „Bedtime Stories“ ist sein fades Drehbuch. Wie Adam Shankman (Hairspray, Der Babynator) die Geschichte erzählt, geht absolut in Ordnung. Was sich das Drehbuchduo Tim Herlihy (Mr. Deeds, Klick und Matt Lopez (Sky High, Die Jagd zum magischen Berg) hat einfallen lassen, überzeugt hingegen weniger. Der monotone Ablauf der Komödie könnte im schlimmsten Fall gar dazu führen, dass der Film seinem Titel alle Ehre macht und der Zuschauer ins Reich der Träume abdriftet. Warum sind eigentlich gerade Filme, die von der Kraft der Fantasie erzählen, oft dermaßen fantasielos? Herlihy und Co-Autor Lopez beschränken sich jedenfalls darauf, einmal mehr die immer gleiche Leier zu wiederholen.

    Die ersten Male hat es noch einen gewissen Reiz, wenn Skeeters Gutenachtgeschichten wahr werden. Doch auf Dauer ist das Schema einfach zu monoton. Auch der Humor bleibt zwischendurch auf der Strecke. Statt wirklich lustigen Ideen gibt es schließlich nur noch vorhersehbare Kalauer. Ein gutes Beispiel dafür ist das putzig animierte Meerschweinchen Bugsy: Das hat anfangs ein paar lustige Szenen, muss mit seinen Riesenaugen dann aber im Verlauf des Films sooft für Späßchen herhalten, dass die Gags irgendwann nur noch aufgewärmt wirken. Ein wenig mehr Abwechslung und ein Quäntchen mehr Fantasie hätten wahre Wunder gewirkt. Immerhin hat etwa Terry Gilliam („Time Bandits“, König der Fischer, Tideland) schon häufig gezeigt, wie's besser geht.

    Fazit: Es ist schon schade, dass „Bedtime Stories“ trotz guter Grundidee nur im Mittelmaß landet. Hätten die Autoren sich etwas mehr ins Zeug und dafür weniger Wert auf Disney-Tauglichkeit gelegt, wäre ein faszinierender Film für jung und alt möglich gewesen. Dass die Erwachsenen im Publikum letztlich nicht völlig leer ausgehen, ist in erster Linie dem gut aufgelegten Cast zu verdanken. Besonders einem starken Adam Sandler, der eine Kostprobe seines ganz eigenen Humors zwischen Brachialwitz und sensiblen Tönen gibt. Allerdings sollte man sich, wenn möglich, den Film unbedingt im Original ansehen. In der deutschen Fassung bleiben doch einige Pointen auf der Strecke.

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