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    Herr Bello
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Herr Bello
    Von Christoph Petersen

    Das aus Regisseur Ben Verbong, Produzent Ulrich Limmer und Autor Paul Maar bestehende Kinderfilm-Gespann ist ein eingespieltes Team. Vor der phantasievollen Komödie „Herr Bello“ zeichneten die drei bereits für die Kinoerfolge „Das Sams“ und dessen Nachfolger Sams in Gefahr verantwortlich. Während es bei diesen beiden ersten Anläufen jedoch so ablief, dass sich das Team Paul Maars bereits veröffentlichen Kinderbuch-Bestseller vorknöpfte und zu Stoff für die große Leinwand verarbeitete, ist nun bei „Herr Bello“ das genaue Gegenteil der Fall. Diesmal haben Limmer und Maar zunächst das Drehbuch verfasst, erst anschließend hat Maar dieses auch noch in einen Kinderroman umgewandelt. Und weil die Veröffentlichung eines Buches nun einmal wesentlich schneller von statten geht als das Machen eines Films, hat sich nicht nur der erste Band „Herr Bello und das blaue Wunder“ mittlerweile eine große Fangemeinde unter den jungen Leseratten erarbeitet, mit „Neues von Herrn Bello“ ist sogar schon die erste Fortsetzung erschienen. Wer also am Kinobesuch von „Herr Bello“ – und die Chancen hierfür stehen wahrlich nicht schlecht – seinen Spaß hat, kann gleich im Anschluss in den Büchern nachlesen, wie die aufregenden Abenteuer weitergehen.

    Auch wenn seine Mutter schon vor längerer Zeit gestorben ist, geht es dem 12-jährigen Max (Manuel Steitz) eigentlich doch recht gut. Gemeinsam mit seinem Vater, dem Apotheker Sternheim (August Zirner), bildet er ein funktionierendes Duo. Nur einen Freund, mit dem er über alles reden kann, wünscht sich Max noch. Doch dann geschehen zwei Dinge, die die ländliche Harmonie durcheinander rütteln. Sein Vater versteht sich mit der neuen, ausgesprochen attraktiven Mieterin Verena Lichtblau (Sophie von Kessel) auf Anhieb eindeutig zu gut. Und in dem streunenden Mischlingsrüden Bello findet Max endlich einen Gefährten. Von einer Freundin seines Großvaters hatte Apotheker Sternheim eine geheimnisvolle Wachstumstinktur bekommen, die nun im Labor vor sich hinbrodelt. Beim Verstecken spielen schmeißt Max die Flasche aus Versehen herunter und Bello schlabbert die merkwürdig lila farbene Flüssigkeit sofort auf. Schon kurze Zeit später steht Herr Bello (Armin Rohde) vor Max – der Streuner hat sich in einen Menschen verwandelt, der zwar sprechen kann, sich aber ansonsten noch immer wie ein verlauster Vierbeiner verhält. Als sich Herr Bello ebenso wie sein Vater in die neue Nachbarin verliebt, sieht Max seine Chance gekommen, gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Wenn er Herrn Bello mit Frau Lichtblau verkuppeln könnte, würde dieser dabei sicherlich ein menschlicheres Verhalten erlernen und Vater Sternheim würde weiterhin Single bleiben…

    Wenn sich Bello nach dem Trinken der mysteriösen Flüssigkeit in Herrn Bello verwandelt, ist man zunächst ein wenig traurig, war der zottelige Mischlingsrüde doch so unheimlich süß. Doch das legt sich recht schnell, weil die Auftritte des menschlichen Hundes einfach unheimlich lustig sind. Ob er nun nachts auf dem Dach sitzt und den Vollmond anheult oder lernt, wie man eine Toilette benutzt, Paul Maar sind viele amüsante Probleme eingefallen, die ein Vierbeiner, der plötzlich nur noch auf zweien davon läuft, so haben könnte. Auch die anderen Figuren, von der netten Nachbarin über den leicht überforderten Vater hin zum Hundefreund Max, sind ausgesprochen sympathisch ausgefallen. Eine Geschichte über diese Leute liest, hört und sieht man sich einfach gerne an. Da passt es, dass der Inszenierungsstil, auch wenn die Story ein wenig auf der momentanen Fantasywelle mitreitet, äußerst klassisch angelegt ist. Erinnerungen an die gute alte und vor allem Schnickschnack-lose Kinderunterhaltung kommen hier wieder hoch.

    Die einzige Schwäche, die beim charmanten Erzählen des Hundemärchens auffällt, ist, dass die Geschichte an einigen Stellen einen Tick zu komplex, in manchen Momenten sogar ein wenig verworren ist. Nicht nur der Hund verwandelt sich in einen Menschen, später machen Hühner, eine Sau, ein Hase und eine Kuh noch das Gleiche durch. Auch die Liebesgeschichten inklusive Eifersucht und heimlichen Verehrern sind für ein ganz junges Publikum wohl noch zu kompliziert, diesem dürfte es schwer fallen, hier immer den roten Faden zu behalten. Zum einen dauert es so ein wenig, bis der Film die zahlreichen Figuren und Handlungsstränge zu Beginn in Position gebracht und angeschoben hat. Zum anderen wartet „Herr Bello“ so zwar stets mit genug Einzelszenen auf, über die man in jedem Alter Lachen und sich freuen kann, aber die kompletten Zusammenhänge dürften wohl erst einem Publikum ab acht Jahren voll verständlich sein.

    Die Rolle des Herrn Bello ist für einen so extrovertierten Darsteller wie Armin Rohde (Die Bluthochzeit, Lola rennt) natürlich ein gefundenes Fressen. Aber man merkt ihm dabei angenehmerweise auch immer an, dass er die ganze Sache nicht nur als kleinen Gag betrachtet, sondern sie im Gegenteil wirklich ernst nimmt. Wenn er sich vor dem Schlafen in Hundemanier ein paar Mal um die eigene Achse dreht, um die richtige Liegeposition zu finden, ist das nicht einfach nur sehr lustig, sondern auch wirklich gut gespielt. Jungdarsteller Manuel Steitz macht wie schon bei seinem Auftritt als Seppel in der Kinoversion von Der Räuber Hotzenplotz wieder einen sehr abgeklärten Eindruck. August Zirner, der mit Sandra Nettelbecks Sergeant Pepper bereits Erfahrungen im Hundegenre sammeln konnte, kommt als leicht schusseliger Apotheker ungemein sympathisch rüber. Und Sophie von Kessel ist als hübsche neue Mieterin toll wie immer, nur verkörpert sie hier fast haargenau dieselbe Rolle wie vor gerade mal ein paar Wochen in Rennschwein Rudi Rüssel 2. Auch wenn man sich ihr charmantes Spiel unheimlich gerne anschaut, auf Dauer tut ein wenig mehr Abwechslung doch dringend Not.

    „Herr Bello“ ist gelungene klassische Familienunterhaltung – zwar gerade zu Beginn manchmal ein klein wenig behäbig, aber ansonsten immer lustig, phantasievoll und sehr charmant.

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