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    Tödliche Magie
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Tödliche Magie
    Von Patrick Becker

    Nach Prestige und The Illusionist flimmert nun das dritte Zauberei-Drama der jüngeren Vergangenheit über die heimische Mattscheibe. Mit „Tödliche Magie“ liefert Regisseurin Gillian Armstrong gediegenes Ausstattungskino irgendwo zwischen „The Next Uri Geller“ und spiritistischem Beziehungsdrama. Für Fans von Romanzen, Bühnenmagie oder einem der beteiligten Schauspieler durchaus sehenswert, reicht es aber leider nicht für wirklich magische Filmmomente.

    Die ebenso resolute wie attraktive Witwe Mary McGarvie (Catherine Zeta-Jones) verdient ihren Lebensunterhalt als Geisterbeschwörerin in einem Varieté in Edinburgh. Hier nimmt sie als exotische Wahrsagerin „Prinzessin Kelley“ Kontakt mit Verstorbenen auf. Die Informationen für ihre Auftritte spioniert sie zusammen mit ihrer Tochter Benji (Saoirse Ronan, Abbitte) aus, indem sie den späteren Zuschauern in der Warteschlange vor dem Theater ein paar persönliche Dinge entwendet. Dazu verschafft sie sich weitere Daten aus dem Personenstandsregister, die sie abends auf der Bühne als Kunde aus dem Jenseits ausgibt: eine recht aufwändige, aber beeindruckende Nummer. Da ist es umso ärgerlicher, dass das gewitzte Duo plötzlich den Job verliert, weil das Theater schließen muss. Im Kino ergibt sich für Mary und ihre Tochter bald eine Chance, der drohenden Armut zu entfliehen: Der weltberühmte Magier Harry Houdini (Guy Pearce) hat es sich zur Aufgabe gemacht, falsche Spiritisten, Wahrsager und andere Scharlatane zu entlarven. Daher bietet er per filmischer Annonce demjenigen 10.000 Dollar, der ihm die letzten Worte seiner Mutter auf dem Sterbebett nennen kann. Von nun an setzen Mary und Benji alles daran, das Geheimnis des großen Houdini zu lüften. Doch die Begegnung mit dem Illusionisten bringt ihre raffinierten Pläne ins Wanken. Denn während sich Mary und Harry langsam näherkommen, weiß bald niemand mehr, wer nun wen betrügt...

    Die australische Regisseurin Gillian Armstrong, die mit Die Liebe der Charlotte Gray ein waschechtes Liebesdrama verfilmte, versucht sich hier an einem seltsam blutleeren Genremix. Der Balanceakt zwischen Drama, Liebesgeschichte und mystischem Thriller will nicht recht gelingen. Zu unausgegoren wirkt das Drehbuch von Tony Grisoni (Tideland, „In This World“) und Brian Ward (Die Dolmetscherin). Besonders den Szenen zwischen den beiden Hauptdarstellern fehlt manchmal der letzte Schliff, aber der Film leidet als Ganzes unter mangelnder Kohärenz. Wenn Houdini, hier wie auch im wirklichen Leben ein brennender Gegner der „Spiritualismus-Bewegung“ seiner Zeit, medienwirksam 10.000 Dollar Belohnung für ein „echtes“ Medium auslobt, sollte davon auszugehen sein, dass Mary und Benji bei ihrem Unterfangen, den misstrauischen Magier zu betrügen, einigermaßen vorsichtig zu Werke gehen. Aber nein. Sie brechen munter in Houdinis Hotelzimmer ein und lassen sich erwischen. Zwei Mal. Aber anstatt die beiden Gaunerinnen zu entlarven, lädt der Hintergangene sie zum Essen ein. Es mag eine Sache sein, einem Kind einen Einbruch nachzusehen, etwas ganz anderes ist es, wenn dessen Mutter dann das Gleiche versucht. Nun könnten Grisoni, Ward und Armstrong dem entgegnen, dass Liebe schließlich blind macht, aber dazu müsste zumindest das Gefühl vermittelt werden, die zwei Protagonisten würden sich mögen, was leider nicht der Fall ist.

    Tatsächlich wird es dem geneigten Pantoffel-Cineasten recht schwer gemacht, Sympathien für die Charaktere zu entwickeln. Catherine Zeta-Jones (Chicago, Rezept zum Verlieben, Traffic) spielt auf zickige Weise eine unangenehm rechthaberische Mary und Guy Pearce (Memento, L.A. Confidential) zeichnet einen Harry Houdini, der vor lauter manischer Energie kaum eine Sekunde stillstehen kann. Für sich genommen sind ihre Leistungen gut bis großartig. Aber gemeinsam sorgt das Paar für ähnlich viel Begeisterung wie eine zersägte Jungfrau beim jährlichen Kongress der Berufsmagier. Lediglich Timothy Spall, Harry Potter und der Gefangene von Askaban, Last Samurai) als Houdinis Manager Sugarman vermag es, der Geschichte ein wenig emotionalen Tiefgang zu verleihen - ironischerweise gerade dadurch, dass er sich von Anfang an gegen eine Beziehung zwischen Mary und Houdini stellt.

    Das Drehbuch ist gespickt mit ironischen Seitenhieben auf den historischen Harry Houdini, aber ein wirkliches Interesse an der berühmten Person ist nicht spürbar. Zwar handelt es sich bei „Tödliche Magie“ sicherlich nicht um den Versuch einer Biographie des 1926 verstorbenen Illusionisten, allerdings bleibt es schwer nachvollziehbar, warum hier ein romantisches Drama um eine historische Persönlichkeit konstruiert wird, deren Leben dazu hervorragend dokumentiert ist, ohne dass dem Publikum mehr geboten würde als nur ein bekannter Name und einige flotte Anspielungen. Das riecht nach Augenwischerei, Taschenspielertricks und anderen schwarzmagischen Gaunereien des modernen Marketing… Und immer wenn der Film zum Wohle des dramatischen Effekts ins Mystisch-Magische abdriftet, verliert die Geschichte ihre mühsam zusammengeschusterte Glaubwürdigkeit völlig. Da ist die nicht besonders liebevolle deutsche Synchronisation, bei der Catherine Zeta-Jones leider nicht wie sonst zumeist von Arianne Borbach, sondern von Madeleine Stolze gesprochen wird, keine Hilfe. Abgesehen vom wesentlich spannenderen Originaltitel „Death Defying Acts“ und einer ganzen Menge schottischen Lokalkolorits gehen durch die Übersetzung gerade am Ende des Films viele inhaltliche Feinheiten verloren.

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