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    Scorpion King: Aufstieg eines Kriegers
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Scorpion King: Aufstieg eines Kriegers
    Von Jan Hamm

    Der Sinn eines Prequels ist, den Vorspann einer bereits erzählten Geschichte nachzureichen – zumindest, sofern es auch etwas zu erzählen gibt. Bei einem eigenen Universum, wie es etwa Peter Jackson mit seiner Herr der Ringe - Trilogie auf die Leinwand gebracht hat, ist das der Fall. Keine Frage, Guillermo Del Toros kommende Tolkien-Adaption Der kleine Hobbit wird freudig erwartet. Von einem eigenen Universum kann man bei Stephen Sommers’ ebenfalls frisch zur Trilogie angewachsenen Die Mumie-Reihe hingegen nicht sprechen. Trotzdem gab es mit Scorpion King bereits ein Prequel. Das hatte weder viel mit Sommers’ Skorpionkönig zu tun, noch mit dem Stil der Mutterfilme. Lukrativ genug war die poppige Barbarenfilm-Revue mit Ex-Wrestler Dwayne „The Rock“ Johnson (Welcome To The Jungle, Doom) allerdings, weshalb die Wüstenklopperei nun in die zweite Runde geht. Und jetzt bitte einmal laut aussprechen: Russell "Highlander" Malcahys „Scorpion King: Aufstieg eines Kriegers“ ist das Prequel zum Prequel zum Sequel der ersten Mumienhatz.

    Das klingt nicht nur albern, das ist es auch. Denn ebenso wie beim Vorgänger (pardon, Nachfolger) gibt es keinen zwingenden Bezug zur filmischen Verwandtschaft. Wie auch eine sinnige Vorgeschichte zu einem Film ersinnen, der selber schon bereitwillig auf eine nennenswerte Handlung verzichtet? Darum schert sich bei Universal aber natürlich niemand, immerhin ist die Marke bereits etabliert. Und da jetzt praktischerweise die Jugend des Skorpionkönigs im Mittelpunkt der „Handlung“ steht, ist sogar der inzwischen teurer gewordene Dwayne Johnson verzichtbar. Künstlerischen Anspruch hat so ein Projekt ja sowieso nicht, ohne das raubeinige Charisma Johnsons fehlt nun aber wirklich alles, was den Ableger hätte auszeichnen können. Und so ist der „Aufstieg eines Kriegers“ eine typische Direct-to-DVD-Produktion – mäßig inszeniert, laienhaft gespielt und hastig animiert. Oder, wie im finalen Showdown gegen einen gewaltigen Skorpion, einfach gar nicht animiert...

    Der junge Mathayus muss miterleben, wie sein ehrenhafter Kriegervater von einem Schwarm Skorpione dahingerafft wird. Urheber des Unglücks ist der Schwarzmagier Sargon (Randy Couture, Redbelt), Befehlshaber der königlichen Leibgarde, der auf Insubordination ausgesprochen biestig reagiert. Zum jungen Mann gereift, tritt Mathayus (Michael Copon) das Erbe seines Vaters an und lässt sich zum Skorpionkrieger ausbilden. Ungünstigerweise ist er damit ausgerechnet Sargon die Treue schuldig, denn der ist inzwischen zum König aufgestiegen. Klar, dass der hitzige Jungspund davon wenig hält und das Weite sucht. Unterwegs trifft er auf seine Jugendfreundin Layla (Karen David) und den griechischen Poeten Pollux (Andreas Wisniewski), der Mathayus ein Geheimnis anvertraut: Tief im Hades liegt ein besonderes Zauberschwert, dessen Macht selbst Sargon nicht gewachsen ist. Und so begibt sich die Truppe in die Unterwelt, um das Artefakt zu bergen und den Tyrannen zu stürzen...

    Wie das alles ausgeht, ist bei einem Prequel naturgemäß kein Geheimnis, denn der Nachfolger (pardon, Vorgänger) ist ja längst erschienen. Mathayus, der spätere Skorpionkönig, war bei „The Rock“ schon mehr Testosteron-Schablone als Charakter, folglich gibt es auch hier nichts Relevantes über die Figur zu erfahren. Die hat sich übrigens verändert. Abgesehen von Teint und Haarfarbe hat Michael Copon keinerlei Ähnlichkeit mit seinem späteren Alter Ego. Geändert hat sich einmal mehr auch das Genre. „Aufstieg eines Kriegers“ verlässt den Barbarenfilm wieder und erzählt stattdessen eine klassische Abenteuergeschichte mit vielen Versatzstücken aus der griechischen Mythologie. Ein Minotaurus will besiegt, der Hades durchquert und ein Kampf gegen eine missgünstige Göttin geschlagen werden. Diese Göttin herrscht übrigens in der Unterwelt. Soviel zur Vorlagentreue.

    Mit derartigen Interpretationsfreizügigkeiten und dank seiner TV-Optik wirkt „Aufstieg eines Kriegers“ wie eine überlange „Xena“-Episode. Der Film ist zu sehr blankpoliert. Die Sets sind einfach zu sauber, um atmosphärisch von einer antiken Umwelt zu erzählen. Ebenso wie die Gesichter der Figuren, die jederzeit ausschauen, als seien sie frisch aus der Dusche gehüpft. Auch die Frisuren sitzen stets prächtig, ganz gleich, wie schweißtreibend zuvor gefochten wurde. Und wenn gerade mal kein Fight ansteht, gibt es albernes Buddy-Movie-Gehabe. Beispielsweise zwischen Mathayus und Layla, die er als ganzer Mann nicht als Kampfgefährten anerkennen will. Die Verprellte bombardiert ihn dann aber so lange mit kecken Sprüchen, bis er sich dümmlich grinsend geschlagen gibt.

    So hüpft der Film vergnügt seinem Finale entgegen. Das wäre allerdings selbst bei Xena spektakulärer ausgefallen. Denn sobald sich Sargon in Schale schmeißt und als übergroßes Stachelvieh gen Showdown trappelt, dreht „Aufstieg eines Krieger“ so richtig ab. Bis Mathayus sein Tagewerk beendet hat, ist der fiese Skorpion nämlich schlicht und ergreifend unsichtbar. Wenn da mal nicht ein patenter Drehbuchautor Mitleid mit seinen überforderten CGI-Kollegen hatte! Das ist natürlich ein eiskalter Betrug am Publikum, das damit um den eigentlichen Höhepunkt des Films gebracht wird. Allerdings versprüht diese Budget-bedingte, selbstironische Maßnahme auch ein wenig trashigen Charme.

    Unterm Strich ist „Aufstieg eines Kriegers“ als alberne Abenteuertour mit TV-Format bestens in der Videothek aufgehoben. Für einen kurzweiligen DVD-Abend in geselliger Runde eignet sich das bunte Treiben gerade noch, da der Film seine Natur nie verleugnet, dank Andreas Wisniewskis Ulknummer als poetischer Sidekick gelegentlich leisen Charme verbreitet und sich tadellos an alle möglichen Genregesetze hält. Das macht ihn zwar umso vorhersehbarer, aber als Prequel ist er das ja ohnehin. Was war noch gleich der Sinn von Prequels? In diesem Fall wohl eindeutig das Geldscheffeln des Verleihs – und der Zuschauer zieht einmal mehr den Kürzeren.

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