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    Passengers
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Passengers
    Von Julian Unkel

    Mit ihrem Auftritt in Jonathan Demmes Familiendrama Rachels Hochzeit überraschte Anne Hathaway vergangenen Herbst die Kritiker. Die bisher auf seichte Komödien wie Der Teufel trägt Prada, Get Smart und Plötzlich Prinzessin abonnierte Schauspielerin gab die schwierige Rolle der drogenabhängigen Hauptfigur dermaßen überzeugend, dass es nicht nur zahlreiche Auszeichnungen und eine Oscar-Nominierung als beste Hauptdarstellerin hagelte, sondern auch den in den USA ungefähr zeitgleich gestarteten „Passengers“, in dem sie ebenfalls die Hauptrolle spielt, völlig überschattete. In Deutschland wird „Passengers“ nun direkt auf DVD veröffentlicht – und in den Videothekenregalen ist der öde Mystery-Thriller auch deutlich besser aufgehoben als auf der Leinwand.

    Mitten in der Nacht wird die junge Psychologin Claire (Anne Hathaway) aus dem Schlaf geklingelt: Sie soll die Therapie der Überlebenden eines verheerenden Flugzeugabsturzes übernehmen. Dabei fällt ihr besonders Eric (Patrick Wilson) auf, der von den Gruppensitzungen nichts wissen will und seit dem Unglück ein auffällig lebenslustiges Verhalten an den Tag legt. Während Claire Eric entgegen ihrer Prinzipien auch privat näher kommt, erfährt sie in den Gruppengesprächen immer mehr Details des Absturzes, die der offiziellen Unglücksursache entgegenstehen. Bestärkt durch das abblockende Verhalten von Arkin (David Morse), dem in diesem Fall zuständigen Vertreter der Fluggesellschaft, stellt Claire weitere Nachforschungen an und vermutet bald eine Vertuschungsaktion der Airline. Doch je näher Claire der Wahrheit kommt, desto gefährlicher wird die Lage für sie: Ein Unbekannter verfolgt sie und immer mehr von Claires Patienten verschwinden spurlos…

    Mit Anne Hathaway und Patrick Wilson (Watchmen, Little Children, Lakeview Terrace) konnten gleich zwei aufstrebende Hollywoodstars für „Passengers“ gewonnen werden, mit deren Hilfe der Film nicht nur spannendes Rätselraten, sondern auf einer zweiten Ebene auch noch eine kleine Love Story anbieten will. Beide spielen ihre Parts auch gleichsam überzeugend, glaubwürdig ist die Beziehung zwischen Psychologin Claire und Patient Eric dennoch nie. Das ist aber weniger den Darstellern anzulasten als vielmehr dem Drehbuch, das sowohl Erics Interesse an Claire als auch deren Einlassen auf eine Beziehung wider ihre Prinzipien völlig unmotiviert gestaltet. Eric benötigt keine zwei Tage, um die widerspenstige Claire zu verführen – und das, obwohl seine Avancen kaum über ein saloppes „Na, wie wär‘s mit uns?“ hinausgehen. Besonders in der ersten Filmhälfte wird der Beziehung der beiden viel zu viel Zeit gewidmet, was auf Kosten des Geheimnisses hinter dem mysteriösen Absturz geht.

    Der Mystery-Aspekt fällt es noch einmal deutlich schwerer als der Liebesgeschichte, zu überzeugen. Das Drehbuch hetzt Claire von einer hanebüchen konstruierten Situation in die nächste und erzeugt so anstelle von Spannung lediglich unfreiwillige Komik ob der zumeist komplett irrationalen Handlungsweise der Charaktere. Dass Claire trotz der immer kriminelleren Vorgänge zu keinem Zeitpunkt auf die Idee kommt, sich an die Polizei oder eine sonstige öffentliche Behörde zu wenden, ist da nur die Spitze des Eisbergs. Abgerundet wird der verquaste Mystery-Plot schließlich von einem fröhlich bei The Sixth Sense und Konsorten zusammengeklauten Twist, der aber freilich nicht im Ansatz die Raffinesse seiner Vorbilder erreicht und so, weil man die Wendung so oder ähnlich inzwischen schon etliche Male mal gesehen hat, nur noch ein müdes Gähnen hervorruft.

    Eine Überraschung präsentiert „Passengers“ in seinen Schlussminuten dann aber doch: Trotz der lächerlichen Ereignisse zuvor schafft es der bedrückende Epilog dennoch, den Zuschauer zu berühren. Hier zeigen sich zum ersten Mal die Qualitäten von Regisseur Rodrigo García, die dieser in seinen vorherigen, weitaus gelungeneren Arbeiten „Nine Lives“ und „Gefühle, die man sieht“ bereits unter Beweis stellen konnte. Abgesehen davon wird hier jedoch nur eine alte Filmregel bestätigt: Auch mit viel versammeltem Talent lässt sich aus einem schlechten Drehbuch, die Vita des Autors Ronnie Christensen umfasst immerhin solch klangvolle Titel wie „Chameleon 3: Dark Angel“, einfach kein guter Film machen.

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