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    A Better Tomorrow 3
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    A Better Tomorrow 3
    Von Christian Horn

    A Better Tomorrow brachte 1986 für Regisseur John Woo (Hard Boiled) und Darsteller Chow Yun-Fat (City On Fire) den Durchbruch, begründete das Sub-Genre des Heroic Bloodshed und wurde schlicht und ergreifend zum Klassiker. Kritik und Publikum waren aus dem Häuschen; der Film wurde in Asien der große Sommerblockbuster des Jahres und trotz hoher Temperaturen liefen die Fans in Chow Yun-Fats stilprägendem Filmoutfit, er spielt den charismatischen Helden Mark Gor und trägt Sonnenbrille kombiniert mit langem Trenchcoat, durch Hongkong City. Es war damals allen Beteiligten klar: Eine Fortsetzung muss her. Und so inszenierte John Woo einen zweiten Teil, der weit hinter seinem Vorgänger zurück blieb, aber wenigstens grandiose Schießereien mit immens hohem Bodycount bieten konnte – legendär ist vor allem das blutige Finale, das besonders unter Fans gepflegter Action gefeiert wird. Da Chow Yun-Fat alias Mark Gor den ersten Teil nicht überlebt hat, bei der Fortsetzung aber unbedingt dabei sein musste (jetzt war er ein Superstar), griff man zu einem kuriosen und billigen Trick: Ken wurde eingeführt, Marks Zwillingsbruder! Erfolgreich war das dennoch und Tsui Hark („Peking Opera Blues“, Once Upon A Time In China), der Teil eins und zwei produziert hatte, übernahm im dritten Aufguss dann selbst die Regie; mit John Woo hatte er sich nämlich heftig zerstritten. Um Mark Gor wieder auf der Habenseite verbuchen zu können, verlegte er die Handlung einfach ins Jahr 1974, erzählt also die Vorgeschichte zum ersten Teil. Die hat aber rein gar nichts mit „A Better Tomorrow“ zu tun und stützt sich einzig und allein auf den Mythos des Filmklassikers. Uninspiriert, müde und ohne Konsistenz spult Hark, der ansonsten gerne für Überraschungen gut ist, seinen Streifen ab.

    Mit großem Budget drehte Hark seinen Film überwiegend an Originalschauplätzen in Saigon, wobei sich allein die Schmiergelder für die Behörden auf 100.000 HK-Dollar beliefen. Der junge Mark reist in die Stadt und verwickelt sich recht schnell in eine Romanze mit einer wild um sich ballernden Unterwelt-Lady (Anita Mui). Er wird in Machtkämpfe gezogen, an denen auch korrupte Militärs beteiligt sind, und muss bald selbst zur Waffe greifen. In überdrehten Actionszenen kommen unter anderem Panzer zum Einsatz, gerne mal fliegt etwas in die Luft und geschossen, was das Zeug hält, wird sowieso.

    Die Erzählung zerbröckelt dabei in unzusammenhängende Teile und kann das Interesse des Zuschauers nicht gewinnen. Einige gelungene Szenen können den missratenen Film dann auch nicht mehr retten, machen ihn aber immerhin erträglich. Die eindrucksvollste ist eine rabiate Zollkontrolle auf dem Flughafen, die das „In-Saigon-herrscht-Terror“-Motiv sehr beeindruckend und fesselnd einführt. Ebenfalls ambitioniert sind Anspielungen auf das Tiananmen-Massaker in Peking und auf die Rückgabe Hongkongs an China im Jahr 1997.

    Der Rest des Films besteht dann allerdings aus Großaufnahmen der Stars, unendlich zähen Längen und einer unfertigen Story. Die Actionszenen sollen anscheinend wie von John Woo persönlich inszeniert wirken: Zeitlupen, Blut, verschränkte Schnittpassagen. Aber auch das funktioniert nicht, sondern wirkt wie ein billiges Plagiat.

    Tsui Hark hätte sicherlich mehr aus dem dritten „A Better Tomorrow“-Teil heraus holen können. Wenn er etwa seine eigene Handschrift genutzt und nicht den Versuch einer Kopie unternommen hätte. Wenn er seine Darsteller nicht penetrant als Stars (vor allem trifft das auf Chow Yun-Fat zu), sondern als Charaktere inszeniert hätte. Und auch der Schauplatzwechsel, das Verlassen Hongkongs als Kulisse, war keine glückliche Entscheidung. Vor allem, da Saigon dermaßen klischeehaft inszeniert wird. Das ist vor allem schade, weil Tsui Hark zu den Größten des Hongkong-Kinos zählt und als Produzent, Regisseur, Autor und Darsteller Maßstäbe gesetzt hat – in den verschiedensten Genres und Budgetklassen. Mit „ A Better Tomorrow 3“ wollte er ganz offenkundig den schnellen HK-Dollar machen, und das hat er wohl auch. Aber vor allem hat er eines: versagt. Zwar nicht in jeder Sequenz, aber in den meisten.

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