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    Bride Wars - Beste Feindinnen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Bride Wars - Beste Feindinnen
    Von Björn Helbig

    Hilfe, die Bräute sind los! Für viele ist die Hochzeit der schönste Tag im Leben und in etlichen Liebesfilmen spielt sie eine bedeutende Rolle. Doch nicht immer überwiegt die Romantik, gelegentlich schleichen sich auch ernstere Töne ein. Und manchmal greifen die Ehefrauen in spe sogar zu rabiaten Mitteln. Prominentes Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit ist "die Braut", Beatrix Kiddo, aus Quentin Tarantinos Kill Bill, die sich mit einem Samuraischwert auf einen Rachefeldzug begibt. Auch in „Bride Wars“ geraten Heiratswillige außer Kontrolle. Statt Hattori-Hanzo-Schwertern stehen in Gary Winicks Komödie allerdings Bräunungscreme, Haartönung und jede Menge Zickenterror auf dem Programm.

    Liv (Kate Hudson) und Emma (Anne Hathaway) sind schon seit Kindertagen beste Freundinnen. Seitdem sie eine Hochzeit im Plaza-Hotel miterlebt haben teilen sie außerdem den Traum, auch ihren eigenen großen Tag im Ambiente des Luxushotels zu zelebrieren. Tatsächlich bekommen beide, mittlerweile 26 Jahre alt, von ihren Partnern kurz nacheinander Heiratsanträge. Zunächst geht alles glatt: Liv und Emma engagieren die berühmte Hochzeitsplanerin Marion St. Claire (Candice Bergen, The Women, Ein ungleiches Paar). Doch dann läuft etwas schief: Die Reservierungen wurden aus Versehen so getätigt, dass die beiden Hochzeiten am selben Tag stattfinden sollen. Und nur eine von beiden wird die Feierlichkeiten im Plaza ausrichten können. Aus den Freundinnen werden erbitterte Feindinnen...

    Dass zwei Personen, die eine lange Freundschaft verbindet, aufgrund der Kollision ihrer innigsten Wünsche zu erbitterten Feinden werden, ist natürlich eine ernste Sache, die durchaus das Potenzial für ein verstörendes Drama in sich trägt. Regisseur Gary Winick und seine Autoren hatten allerdings andere Pläne. Greg DePaul („Zickenterror“), dem die Zuschauer auch die Idee für den Film verdanken, Casey Wilson und June Diane Raphael versuchten sich lieber an einer Komödie, in deren Mittelpunkt zwei Bräute stehen, die sich im Rahmen ihrer Hochzeitsvorbereitungen ganz und gar nicht verhalten, wie man es von den Grazien in Weiß erwarten dürfte. Überraschungen bietet das Skript allerdings kaum. Schon der Titel sagt exakt, auf was sich der Zuschauer bei „Bride Wars“ einstellen darf. Nach einer leidlich langen Einleitung wird er Zeuge, wie Liv und Emma immer stärkere Geschütze auffahren, um die Gegnerin fertigzumachen. Und wie das bei Kriegen so ist: Hat man erst einmal angefangen, ist es schwer, wieder aufzuhören.

    Strukturell funktioniert Gary Winicks Film ein wenig wie Peyton Reeds Trennung mit Hindernissen, mit dem kleinen Unterschied, dass „Bride Wars“ nicht ganz so bösartig und alles in allem etwas weniger abgehoben ist. Dafür hat Winick mit dem einstigen Almost Famous-Sternchen Kate Hudson (Ein Schatz zum Verlieben, Liebe auf Umwegen) und Anne Hathaway (Get Smart, Der Teufel trägt Prada) zwei Hauptdarstellerinnen, die mit ihrer Vorstellung nicht einmal das komödiantische Format von Reeds Protagonisten Vince Vaughn (Mein Schatz, unsere Familie und ich) und Jennifer Aniston (Friends With Money) erreichen. Identifikationsfiguren sind in „Bride Wars“ Fehlanzeige. Die Chemie zwischen Hudson und Hathaway stimmt einfach nicht. Weder als beste Freundinnen noch später als verfeindete Brautfurien geben sie eine funktionierende Paarung ab. Vor allem Hudsons übertriebenes Spiel lässt durchweg zu wünschen übrig. Hathaway hält sich dagegen etwas zurück, aber auch ihre Rolle ist schwer verdaulich nervtötend angelegt.

    Unter den missratenen Hauptfiguren hat „Bride Wars“ bereits arg zu leiden, aber damit nicht genug: Auch die ungelenke Konstruktion der Handlung macht sich immer wieder störend bemerkbar. Dass hier viele Personen am Drehbuch herumgewerkelt haben, die wie in Hollywood üblich nicht alle mit einer Nennung im Vorspann belohnt wurden, ist dem Film auf ungünstige Weise anzumerken. Warum ist es eigentlich nicht möglich, dass beide Frauen ihre Hochzeit im begehrten Hotel feiern? Dies wird im Film zwar erklärt, doch wirken diese Gründe aufgesetzt. Konstruiert wirkt auch das Ende, an dem ein Bräutigam als Bauernopfer herhalten muss, um das für das Genre zwangsläufige Happy-End plausibel zu machen. Auch hier erweisen sich die Autoren als selten einfallslos.

    „Einfallslos“ ist im Übrigen das Wort, das den kompletten Film am besten beschreibt. Bei einem Werk, das eine Komödie sein soll, macht sich das natürlich am schmerzhaftesten beim Humor bemerkbar. Maximal zwei bis drei Momente laden in „Bride Wars“ wirklich zum Lachen ein. Die stärkste weibliche Rolle im Film hat eindeutig Kristen Johnston (Whatever Works), die als Emmas Kollegin Deb durch ihr nonchalantes Auftreten und ihre im Original witzig tiefe Stimme für Erheiterung sorgt. Ansonsten bewegt sich der Humor auf unterstem Niveau: Liv engagiert für Emma den falschen Tanzlehrer, so dass diese einen Muskelkater bekommt. Emma revanchiert sich mit Pralinen, die Liv für Geschenke ihres Zukünftigen hält und die dafür sorgen, dass das Hochzeitskleid nicht mehr passt. Liv spendiert Emma die falsche Bräunung, Emma rächt sich mit einer fiesen Haartönung.

    „Your wedding's gonna be huge, just like your ass at prom!“ (Emma)

    Insgesamt lässt sich dem Film wenig Positives abgewinnen. Die Männer des Films, die beiden Bräutigame Daniel (Steve Howey) und Fletcher (Chris Pratt) sowie Livs Bruder Nate (Bryan Greenberg) sind zwar recht blass geraten, bieten aber im Vergleich zu den hysterischen Frauen ein entspannendes Gegengewicht. Die Regiearbeit von Gary Winick (30 über Nacht, Schweinchen Wilbur und seine Freunde) ist dazu durchaus solide. Natürlich kann auch er nicht das Wunder vollbringen, aus dem miesen Skript einen guten Film zu machen, doch er widersteht zumindest meistens der Versuchung, die dummen Gags zu sehr in den Vordergrund zu stellen. Nichtsdestotrotz muss leider eines festgestellt werden: Egal ob man nun den charmanten Vier Hochzeiten und ein Todesfall, den melancholischen Last Kiss, den bösen Nach 7 Tagen – Ausgeflittert, den erfrischenden Ein Trauzeuge zum Verlieben oder einen Klassiker wie Die Nacht vor der Hochzeit herausgreift, die Wahl aus dem enorm großen Pool von Werken mit ähnlichen Themen wird ein sicheres Ergebnis haben. Der ausgesuchte Film wird definitiv besser als „Bride Wars“ sein.

    Fazit: „Bride Wars“ ist absolut unkomisch: Zwei Frauen, ausschließlich fixiert auf ihre Hochzeit im Plaza-Hotel, ansonsten aber völlig charakterlos, führen einen ermüdenden Zickenkrieg auf, um sich beim unglaubwürdigen Happy-End wieder in den Armen zu liegen. Wo Sex And The City auf charmante Weise gnadenlos übertreibt, sich selbst nicht völlig ernst nimmt und es in den zwischenmenschlichen Momenten trotzdem schafft, die Emotionen der Zuschauer anzusprechen, versagt "Bride Wars" komplett.

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