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    Mondkalb
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    Fundamentalontologe
    Fundamentalontologe

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    4,5
    Veröffentlicht am 12. März 2010
    Selten hat man in deutschen Filmen so eine psychosubtile und psychotraumatologische Analyse bewundern können. In Sachen Psychologie und deren Visualisierung hat der Film jede Menge Stärken und kann den Zuschauer so bannen und bestechen. Der Film ist dabei sehr viel psychologisch direkter als das so manche amerikanische Filmemacher inszenieren (Allen voran David Cronenberg und David Lynch). Bei diesen Filmemachern findet sich auch jede Menge filmische Psychologie, jedoch ist diese häufig versteckter, latenter und verborgener. Hier werden die Mechanismen, Reaktionen, Symptome und Verhaltensweisen, welche auf eine Traumatisierung hinweisen sehr viel offener gelegt. Für selbst traumatisierte Menschen oder jene, die ähnliches bezüglich dem Verlust einer frühen Bindungs- und Bezugsperson oder familiärer Gewalt erlebt haben, ist der Film ein unvergessliches Schmankerl, der auf die Tränendrüse drücken wird. Er ist aber durch seine psychologische Spezifik nicht für jedermann etwas. Wer nicht auf Psychodramen steht, dem sei von diesem Film auch abgeraten, denn er würde ihn mit "sentimental", "überemotional" oder uninteressant brandmarken. Allen anderen sei der Besuch wärmstens empfohlen. Wahrscheinlich hat auch nur eine Regisseurin als Frau solch einen Film produzieren können.



    Die Schauspieler spielen überzeugend, so als ob sie tatsächlich das Milieu, in dem der Film kennen und dort aufgewachsen werden. Kein Zweifel, die Darstellung des traumatisierten Kindes ist sowas von gelungen, dazu der prügelnde und wirklich überforderte Vater und die sensible und schüchterne Ex-Gefängnisinsassin, die eigentlich Kontakt sucht und will, aber andererseits auch allein sein möchte um mit sich und ihrem Leben ins Reine und Klare zu kommen ergeben eine explosive Mischung und das zeigt sich auch an den schon am Anfang daseienden kleineren Konflikten, Unstimmigkeiten und Misstrauen untereinander. Der Junge sucht nach seiner verlorenen Mutter, die er anscheinend tatsächlich tot am Galgen hängend gefunden hat (die eine Szene, in der er sich selbst aufhängen will und die Herumdrucksigkeit des Vaters, als die Frau ihn darauf anspricht sind Indikatoren dafür) und glaubt diese Mutter eben in Alex zu finden oder wiedergefunden zu haben. Das äußert sich in mehreren Szenen. Alex hingegen ist zwiegespalten, lässt sich einerseits auf den Jungen ein, weist ihn aber auf der anderen Seite genauso oft zurück. Angesichts ihrer Lage ist das mehr als verständlich, denn sie hat eine eigene Tochter, zu der sie keinen Kontakt hat und die nichts von ihr wissen will.



    Eine wirklich merkwürdige Person, die nicht in das Dreiergespann Alex, Piet und Tom reinpasst ist Piets Nachbar, dessen Figur sehr blass bleibt und aus der man nicht schlau wird. Auch nimmt man ihm den Beruf des Krankenpflegers nicht so richtig ab, er passt einfach nicht in die Rolle rein. Diese Fehlbesetzung ist aber zu verschmerzen und macht den Film nicht schlechter. Alles andere stimmt, außer das Alex in so einem großen Haus lebt und anscheinend schon etwas materiellen Wohlstand angehäuft hat, man aber davon keine Hintergründe erfährt. Die emotional berührenden Szenen sind stimmig und intensiv eingebaut (Wobei sie nie zu lange dauern, was auch ein großer Pluspunkt ist! Die Kamera fährt in den meisten Szenen nah an die Gesichter heran, um die emotionalen Gesichtsausdrücke breit auf der Leinwand einzufangen, was die Intensität verstärkt), das offene Ende verleiht dem Film nochmals Besonderheit und Tiefe und die Dialoge wirken authentisch, ohne großes Gefasel und Anspruch, sondern eher alltäglich, wie es in diesem Milieu so üblich ist miteinander zu reden (Außer die Szene im Supermarkt, in der die Verkäuferin so betont überfreundlich ist - was die meisten der Erfahrung nach nicht sind...wirkt fast alles realistisch).



    Die Wohnungen sind milieutechnisch und angleichend eingerichtet, auch der Aufenthalt auf dem Bauernhof passt in die Provinz hinein. Das negative Verhalten der Mitarbeiter gegenüber Alex an ihrem Arbeitsplatz passt ebenso, wobei man die Figur des Chefs noch hätte vertiefen können, der sich anfänglich sehr für Alex interessiert, aber später überhaupt gar keine Rolle mehr spielt. Sowieso treten die Berufe von Piet und Alex vollkommen in den dunklen Hintergrund des Nichtwissens. Was Piet arbeitet kommt gar nicht erst raus und Alex ist nur anfänglich auf ihrer Arbeit zu beobachten, während sie später einfach gar nicht mehr hinzugehen scheint und das auch im Film nicht weiter verarbeitet wurde.



    Die eigentliche Hauptfigur des Films ist aber tatsächlich der kleine Junge Tom, der seinen sich deviant verhaltenden und psychisch gekränkten und trotzigen Protagonisten derart glaubhaft verkörpert, das es eine helle Freude ist ihm beim schauspielern zuzusehen. Solche Jungtalente sind wahrhaftig zu bewundern. Im Grunde dreht sich alles um ihn, die Verbindung zwischen Alex und Piet basiert auf seinem Engagement. Er wünscht sich eine heile Familie und liebt seinen Vater, obwohl dieser ihn verprügelt, wenn er nicht spurt. Auch das ist komischerweise glaubwürdig. Vom Anfang bis zum Ende ein gut durchkomponiertes Drama, das mit der Exposition der Charaktere etwas fahl beginnt, dann aber Fahrt aufnimmt, konfliktträchtig wird und in einem storytechnisch ausgezeichneten Finale gipfelt. Sehenswert und eine große Hilfe für all diejenigen, denen ähnliches widerfahren ist und die sich ohne Probleme und Zweifel identifizieren werden können...
    Kino:
    Anonymer User
    4,5
    Veröffentlicht am 19. März 2010
    Selten hat man in deutschen Filmen so eine psychosubtile und psychotraumatologische Analyse bewundern können. In Sachen Psychologie und deren Visualisierung hat der Film jede Menge Stärken und kann den Zuschauer so bannen und bestechen. Der Film ist dabei sehr viel psychologisch direkter als das so manche amerikanische Filmemacher inszenieren (Allen voran David Cronenberg und David Lynch). Bei diesen Filmemachern findet sich auch jede Menge filmische Psychologie, jedoch ist diese häufig versteckter, latenter und verborgener. Hier werden die Mechanismen, Reaktionen, Symptome und Verhaltensweisen, welche auf eine Traumatisierung hinweisen sehr viel offener gelegt. Für selbst traumatisierte Menschen oder jene, die ähnliches bezüglich dem Verlust einer frühen Bindungs- und Bezugsperson oder familiärer Gewalt erlebt haben, ist der Film ein unvergessliches Schmankerl, der auf die Tränendrüse drücken wird. Er ist aber durch seine psychologische Spezifik nicht für jedermann etwas. Wer nicht auf Psychodramen steht, dem sei von diesem Film auch abgeraten, denn er würde ihn mit "sentimental", "überemotional" oder uninteressant brandmarken. Allen anderen sei der Besuch wärmstens empfohlen. Wahrscheinlich hat auch nur eine Regisseurin als Frau solch einen Film produzieren können.



    Die Schauspieler spielen überzeugend, so als ob sie tatsächlich das Milieu, in dem der Film kennen und dort aufgewachsen werden. Kein Zweifel, die Darstellung des traumatisierten Kindes ist sowas von gelungen, dazu der prügelnde und wirklich überforderte Vater und die sensible und schüchterne Ex-Gefängnisinsassin, die eigentlich Kontakt sucht und will, aber andererseits auch allein sein möchte um mit sich und ihrem Leben ins Reine und Klare zu kommen ergeben eine explosive Mischung und das zeigt sich auch an den schon am Anfang daseienden kleineren Konflikten, Unstimmigkeiten und Misstrauen untereinander. Der Junge sucht nach seiner verlorenen Mutter, die er anscheinend tatsächlich tot am Galgen hängend gefunden hat (die eine Szene, in der er sich selbst aufhängen will und die Herumdrucksigkeit des Vaters, als die Frau ihn darauf anspricht sind Indikatoren dafür) und glaubt diese Mutter eben in Alex zu finden oder wiedergefunden zu haben. Das äußert sich in mehreren Szenen. Alex hingegen ist zwiegespalten, lässt sich einerseits auf den Jungen ein, weist ihn aber auf der anderen Seite genauso oft zurück. Angesichts ihrer Lage ist das mehr als verständlich, denn sie hat eine eigene Tochter, zu der sie keinen Kontakt hat und die nichts von ihr wissen will.



    Eine wirklich merkwürdige Person, die nicht in das Dreiergespann Alex, Piet und Tom reinpasst ist Piets Nachbar, dessen Figur sehr blass bleibt und aus der man nicht schlau wird. Auch nimmt man ihm den Beruf des Krankenpflegers nicht so richtig ab, er passt einfach nicht in die Rolle rein. Diese Fehlbesetzung ist aber zu verschmerzen und macht den Film nicht schlechter. Alles andere stimmt, außer das Alex in so einem großen Haus lebt und anscheinend schon etwas materiellen Wohlstand angehäuft hat, man aber davon keine Hintergründe erfährt. Die emotional berührenden Szenen sind stimmig und intensiv eingebaut (Wobei sie nie zu lange dauern, was auch ein großer Pluspunkt ist! Die Kamera fährt in den meisten Szenen nah an die Gesichter heran, um die emotionalen Gesichtsausdrücke breit auf der Leinwand einzufangen, was die Intensität verstärkt), das offene Ende verleiht dem Film nochmals Besonderheit und Tiefe und die Dialoge wirken authentisch, ohne großes Gefasel und Anspruch, sondern eher alltäglich, wie es in diesem Milieu so üblich ist miteinander zu reden (Außer die Szene im Supermarkt, in der die Verkäuferin so betont überfreundlich ist - was die meisten der Erfahrung nach nicht sind...wirkt fast alles realistisch).



    Die Wohnungen sind milieutechnisch und angleichend eingerichtet, auch der Aufenthalt auf dem Bauernhof passt in die Provinz hinein. Das negative Verhalten der Mitarbeiter gegenüber Alex an ihrem Arbeitsplatz passt ebenso, wobei man die Figur des Chefs noch hätte vertiefen können, der sich anfänglich sehr für Alex interessiert, aber später überhaupt gar keine Rolle mehr spielt. Sowieso treten die Berufe von Piet und Alex vollkommen in den dunklen Hintergrund des Nichtwissens. Was Piet arbeitet kommt gar nicht erst raus und Alex ist nur anfänglich auf ihrer Arbeit zu beobachten, während sie später einfach gar nicht mehr hinzugehen scheint und das auch im Film nicht weiter verarbeitet wurde.



    Die eigentliche Hauptfigur des Films ist aber tatsächlich der kleine Junge Tom, der seinen sich deviant verhaltenden und psychisch gekränkten und trotzigen Protagonisten derart glaubhaft verkörpert, das es eine helle Freude ist ihm beim schauspielern zuzusehen. Solche Jungtalente sind wahrhaftig zu bewundern. Im Grunde dreht sich alles um ihn, die Verbindung zwischen Alex und Piet basiert auf seinem Engagement. Er wünscht sich eine heile Familie und liebt seinen Vater, obwohl dieser ihn verprügelt, wenn er nicht spurt. Auch das ist komischerweise glaubwürdig. Vom Anfang bis zum Ende ein gut durchkomponiertes Drama, das mit der Exposition der Charaktere etwas fahl beginnt, dann aber Fahrt aufnimmt, konfliktträchtig wird und in einem storytechnisch ausgezeichneten Finale gipfelt. Sehenswert und eine große Hilfe für all diejenigen, denen ähnliches widerfahren ist und die sich ohne Probleme und Zweifel identifizieren werden können...

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