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    A Nightmare on Elm Street
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    A Nightmare on Elm Street
    Von Björn Helbig

    Nachdem zuletzt bereits John Carpenters Michael Myers, Sean S. Cunninghams Jason und Tobe Hoopers Leatherface Revivals erlebt haben, ist mit dem narbengesichtigen Freddy Krueger aus Wes Cravens „A Nightmare on Elm Street" nun die vielleicht bekannteste Horrorfilm-Ikone an der Reihe: Wie schon bei dem Reboot von „The Texas Chainsaw Massacre" und „Freitag der 13." ist Michael Bays Firma Platinum Dunes für die Produktion verantwortlich, die Regie hat der bisher vor allem auf Videoclips spezialisierte Samuel Bayer übernommen. Die gute Nachricht: Auch wenn „A Nightmare On Elm Street" nicht an das Original heranreicht, geht er doch als zufriedenstellende Kopie durch. Und dank eines tollen Hauptdarstellers und einiger albtraumhafter Momente hat er auch gegenüber den anderen Platinum Dunes-Produktionen die Nase vorn.

    Auf den ersten Blick geht im US-Dörfchen Springwood alles seinen gewohnt beschaulichen Gang – doch im Hintergrund wetzt ein gemeiner Dämon bereits seine Klingen: Als erstes trifft es Dean (Kellan Lutz), den Freund von Kris (Katie Cassidy). Vor ihren Augen schlitzt er sich im Diner die Kehle auf, nachdem er ihr gerade noch von seinen bösen Träumen berichtet hat. Kris und ein paar andere Jugendliche nehmen den Vorfall sehr ernst – denn auch sie haben seit einiger Zeit Albträume und trauen sich kaum noch zu schlafen. Doch gerade als Kris, ihr Ex-Freund Jesse (Thomas Dekker), Nancy (Rooney Mara) und Quentin Smith (Kyle Gallner) erkennen, dass sie im Schlaf alle von demselben narbengesichtigen Mann names Freddy (Jackie Earle Haley) verfolgt werden, schlägt der böse Geist wieder zu und holt sich Kris. Den anderen wird klar, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie nicht mehr wach bleiben können und im Schlaf den Tod finden werden. Sie müssen etwas unternehmen.

    1984 eröffnete Wes Craven mit „A Nightmare On Elm Street" eine der erfolgreichsten Horrorfilm-Reihen überhaupt. Sie umfasst inzwischen sieben reguläre Kinofilme, ein Crossover, in dem Freddy auf Jason aus „Freitag der 13." trifft sowie die 44 Episoden umfassende TV-Serie „Freddy's Nightmares". Im Laufe der Sequels liefen sich die Geschichten um den Traumdämonen Freddy allerdings langsam tot, echter Grusel wurde durch immer clowneskere Ideen ersetzt. Der Mann mit der Klinge mutierte nach und nach zur sprücheklopfenden Witzfigur. Die Reihe ist in eine Sackgasse manövriert worden, insofern ist es genau der richtige Moment für Michael Bay und seine Partner bei Platinum Dunes, den Nightmare-Stoff einer Generalüberholung zu unterziehen. Als Autoren wurden Wesley Strick („Arachnophobia", „Wolf") und Eric Heisserer („Final Destination 5") verpflichtet. Dazu wurde mit Samuel Bayer ein vielversprechender Regisseur unter Vertrag genommen. Der Amerikaner war bisher vor allem durch seine visuell beeindruckenden Musikvideos etwa für Metallica und Green Day aufgefallen und legt mit „A Nightmare On Elm Street" seinen ersten langen Spielfilm vor.

    Robert Englund hatte in Freddy Krueger die Rolle seines Lebens gefunden, sein Name ist untrennbar mit dem Narbengesicht und der Klingenhand verbunden. Nachdem die Entscheidung gefallen war, mit einem anderen Darsteller auch personell für einen absoluten Neuanfang zu sorgen, galt es bei der Wahl des Nachfolgers, besondere Sorgfalt walten zu lassen. Und die Produktion landete einen wirklichen Coup: Dass für die Rolle des Traumdämons niemand anderes als Jackie Earle Harley gewonnen werden konnte, versetzte viele Fans in Euphorie, denn der erfahrene Theater-, Film- und Fernsehschauspieler hat gerade in letzter Zeit etwa in seinem oscarnominiertem Part in „Little Children" und vor allem als Rorschach in „Watchmen" sein besonderes Talent für die Darstellung zwielichtiger Charaktere bewiesen. Eine interessante Randnotiz zu dieser Besetzung ist, dass Haley sich bereits bei Wes Cravens Ur-Nightmare um eine Rolle beworben hatte. Damals wurde der Mime von seinem Kumpel Johnny Depp zum Casting begleitet - am Ende kam der spätere Weltstar zu seinem allerersten Filmauftritt und Haley ging leer aus... Nun erhielt also indirekt eine späte Revanche und er nutzt sie zu einer eindrucksvoll furchteinflößenden Leistung.

    Eine Horror-Ikone, gespielt von einem großartigen Schauspieler sowie ein talentierter Regisseur sind eine gute Grundlage für einen gelungenen Film, sie allein reichen dazu aber noch nicht aus. Viele der angesichts früherer Platinum Dunes-Produktionen geäußerten Kritikpunkte treffen leider auch auf das Remake von „A Nightmare On Elmstreet" zu: Diese Neuauflagen berühmter Genreklassiker strotzen allesamt nicht gerade vor Originalität, dazu sind ihre Protagonisten meist bemerkenswert dumm und so sucht man dann vergeblich nach Identifikationsfiguren. Auch der Versuch, Spannung durch Gewalt zu ersetzen, scheitert in der Regel. Das gilt auch für Bayers Film. Zwar wirkt seine neue Version des Wes-Craven-Klassikers lange nicht so seelenlos wie Marcus Nispels Remake von „Freitag, der 13.", aber eine wirklich albtraumhafte Stimmung kommt nur gelegentlich auf. Das liegt auch daran, dass der Film viel zu sehr nach dem Prinzip „Copy & Paste" aufgebaut ist. Schon das Grundgerüst der Geschichte ähnelt allzu stark dem Original. Aber bis auf wenige Ausnahmen stammen von dort auch alle guten Szenen: Wenn Freddy Kris im Bett ermordet und durchs Zimmer wirbelt, die schaurigen Kulissen der verlassenen Fabrik, die berühmte Badewannen-Szene – all das kennt der Zuschauer schon aus der 1984er-Version. Gut kopiert ist allerdings besser als schlecht ausgedacht, das zeigt sich vor allem bei den unpassenden und oft unfreiwillig komischen Dialogen, in denen plump das Offensichtliche ausgesprochenwird. Zum anderen nervt das ganz und gar unsubtile Sounddesign des Film: Mit allzu lautem Getöse und übertriebenen Effekten wird eigentlich spannenden Szenen mehr als einmal die Wirkung genommen.

    Ist das Remake von „A Nightmare On Elm Street" also gescheitert? So vernichtend fällt das Urteil nicht aus, denn es gibt auch Gutes zu berichten: Der schon erwähnte Besetzungscoup mit Haley (der sich selbst unter der im Übrigen sehr gelungenen Maske ganz ausgezeichnet schlägt und sich nicht einschränken lässt) gelingt vollauf und Regisseur Bayer rechtfertigt das in ihn gesetzte Vertrauen zumindest szenenweise. Neben den Momenten, die die Vergangenheit Kruegers beleuchten, ist vor allem die Drogerie-Sequenz hervorzuheben, in der Traum und Realität langsam verschmelzen. Auch die übrigen Darsteller machen ihre Sache recht ordentlich: Kyle Gallner ("Veronica Mars"), der schon in „Jennifer's Body" seine Eignung für Horrorfilme unter Beweis stellen durfte, ist einfach nicht der 08/15-Horror-Teenie und fällt schon deswegen positiv auf. Rooney Mara, die demnächst in David Finchers „Social Network" zu sehen sein wird, schlägt sich ebenfalls wacker durch ihre unvorteilhaften Dialogzeilen. Trotz der erwähnten Defizite ist das Remake auch in inhaltlicher Hinsicht gelungen: Schon im Original mussten die Kinder für das Fehlverhalten ihrer Eltern büßen. Dieses Motiv ist im nun noch klarer herausgearbeitet worden. Die Erziehungsberechtigten handeln vermeintlich im Interesse ihrer Kinder, schaden ihnen aber eher als ihnen zu helfen. Die pädagogische Einsicht, dass im Namen des Kindeswohls und Jugendschutzes nicht immer nur Gutes getan wird, lässt sich im Remake angenehm dezent zwischen den Zeilen lesen.

    Fazit: Einen Preis für Originalität gewinnt das Remake von „A Nightmare Elm Street" mit Sicherheit nicht. Insgesamt ist Samuel Bayer jedoch eine akzeptable Neuauflage gelungen: Eine Handvoll guter Szenen und der fantastische Jackie Earle Haley wiegen die miesen Dialoge und das effekthascherische Sounddesign zu einem guten Teil auf.

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