Mein Konto
    Auf der anderen Seite des Bettes
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Auf der anderen Seite des Bettes
    Von Christoph Petersen

    Die Geschichte vom Rollentausch zwischen den Geschlechtern ist zwar ganz sicher nicht neu, aber dafür ähnlich zeitlos wie die eines gewissen selbstmordlüsternen dänischen Prinzen. Schließlich lässt sich die Idee alle paar Jahre durch die Dreingabe von etwas Zeitgeist ohne merkliche Verschleißerscheinungen wieder auf Hochglanz polieren. Es ist deshalb auch kein Zufall, dass die Story einer erfolglosen Sängerin, deren Karriere erst in Schwung kommt, als sie sich als Mann ausgibt, gleich drei Mal in drei verschiedenen Dekaden - 1933: „Viktor und Viktoria“ von Reinhold Schünzel; 1957: „Viktor und Viktoria“ von Karl Anton; 1982: „Victor/Victoria“ von Blake Edwards - erfolgreich fürs Kino verfilmt wurde. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass der Geschlechtertausch per se ein Selbstgänger wäre. Dass man das Konzept nämlich auch in den Sand setzen kann, beweist nun Pascale Pouzadoux mit ihrer Beziehungskomödie „Auf der anderen Seite des Bettes“. Trotz der Besetzung des französischen Dreamteams Sophie Marceau/Dany Boon beschränkt sich der Film auf altbackene Klischees, statt das satirische Potential des noch immer tobenden Geschlechterkampfs auszuschöpfen.

    „Das bisschen Haushalt macht sich von allein, sagt mein Mann. Das bisschen Haushalt kann so schlimm nicht sein, sagt mein Mann.“ Ähnlich wie Johanna von Koczian in ihrem berühmten Schlager von 1977 muss auch Ariane Marciac (Sophie Marceau) die Erfahrung machen, dass ihr Ehemann Hugo (Dany Boon) ihren Beitrag zum Familienleben nicht sonderlich ernst nimmt. Haushalt und Kindererziehung sind für den Manager mit Freizeit gleichzusetzen. Überfordert mit dem Umbau des Traumhauses platzt Ariane schließlich der Kragen: Sie fordert einen einjährigen Rollentausch. Mit der Aussicht auf eine Trennung stimmt Hugo widerwillig zu. Fortan markiert Ariane im Bagger-Verleih ihres Mannes den strengen Chef, während Hugo zwischen Abwasch und dem Schmuckhandel seiner Frau zunehmend seine feminine Seite erkundet. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten scheint es fast so, als würde diese Rollenverteilung sogar besser zu den beiden passen…

    Das Jonglieren mit Geschlechterrollen bietet ein nahezu unerschöpfliches Reservoir an satirischen Spitzen. Leider scheint Pascale Pouzadoux („All Girls Are Crazy“) an diesen nicht ernsthaft interessiert. Stattdessen verliert sie sich bereits in den ersten paar Minuten in allerlei Albernheiten, die mitunter eher zum Fremdschämen als zum drüber Schmunzeln einladen. Auch das erwartete Spiel mit den festgefahrenen Geschlechterklischees bleibt aus – statt diese ironisch zu hinterfragen, suhlt sich der Film geradezu in ihnen: Arianes erste Amtshandlung als Chef ist das Beordern einer neuen Kaffeemaschine und Hugo versucht Diamanten zu verkaufen, indem er ihre Funktionalität anpreist. Ganz schlimm wird es dann noch einmal im Finale, wenn Pouzadoux ihren Plot in einer Frauen-gehören-an-den-Herd-Moral auflöst. Immerhin bleibt die Regisseurin diesem rückständigen Zeitgeist treu, wenn sie den Film im Abspann ihren Großeltern widmet.

    Für die Besetzung der beiden französischen Stars Sophie Marceau und Dany Boon, die in „Auf der anderen Seite des Bettes“ erstmals gemeinsam vor der Kamera stehen, gibt es in Deutschland eigentlich gar kein passendes Pendant, das sich als Beispiel für den Eventcharakter dieses Casting-Clous heranziehen ließe. Auf der einen Seite Marceau, die nach ihrem Durchbruch 1980 mit La Boum – Die Fete seit nunmehr fast dreißig Jahren als die wohl beliebteste Schauspielerin Frankreichs gilt; und auf der anderen Boon, der 2008 mit seiner Hit-Komödie Willkommen bei den Sch’tis mehr als 20 Millionen Franzosen in die Kino lockte, was umgerechnet auf die Einwohnerzahl Deutschlands in etwa doppelt so vielen Zuschauern wie Michael Herbigs Der Schuh des Manitu entspricht. Und tatsächlich ist es einzig der Präsenz dieses Duos zu verdanken, dass die Komödie nicht komplett baden geht, sondern sich zumindest das Prädikat „leidlich amüsant“ verdient.

    Fazit: Die Besetzung verspricht mehr, als der Film halten kann. Statt satirischer Kinounterhaltung bietet „Auf der anderen Seite des Bettes“ leider nur klischeehafte Geschlechterplattitüden auf dem Niveau eines TV-Films der Woche.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top