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    Legion
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Legion
    Von Christoph Petersen

    Es gibt für einen Regisseur bekanntermaßen kaum etwas Schwierigeres, als seinen zweiten Film finanziert zu bekommen. Scott Stewart kann über dieses Problem hingegen nur müde lächeln. Er hatte seinen zweiten Langfilm, die Graphic-Novel-Verfilmung Priest, bereits abgedreht, bevor sein Debüt, der Sakral-Actioner „Legion", überhaupt in die Kinos kam. Bei so viel Gottvertrauen seitens der Geldgeber würde man meinen, dass der Kerl einiges auf dem Kasten haben muss. Aber weit gefehlt. „Legion" ging zwar – wenn er auch hinter den Erwartungen zurückblieb – am US-Box-Office nicht baden, doch von Kritikern und Kinobesuchern bezog der Film gleichermaßen Prügel. Und zwar zu Recht: Statt rasanter Shoot-Outs serviert Scott Stewart seinem angeödeten Publikum eine Aneinanderreihung moralinsaurer Monologe, die nur hin und wieder mal von kurzen Action-Einschüben unterbrochen werden.

    „In my version angels are the good guys."

    Gott hat die Schnauze voll. Deshalb sendet er den Erzengel Michael (Paul Bettany) und einen Haufen Fliegen, um das ungeborene Baby der Kellnerin Charlie (Adrianne Palicki) und damit die letzte Hoffnung der Menschheit zu töten. Doch Michael hat im Gegensatz zu seinem Boss die Hoffnung noch nicht vollends aufgegeben. Er schneidet sich die Flügel ab, bewaffnet sich mit einer Kofferraumladung vollautomatischer Gewehre und rast zu dem mitten in der Wüste gelegenen Diner, in dem Charlie als Bedienung arbeitet. Hier verschanzt er sich mit dem raubärtigen Besitzer Bob Hanson (Dennis Quaid), dessen naiv-gutmütigem Sohn Jeep (Lucas Black) und einer Reihe von Gästen, während Gott den Erzengel Gabriel (Kevin Durand) schickt, um über Michael und Charlie zu richten...

    Die Ausgangslage ist sicherlich nicht taufrisch. Eine zusammengewürfelte Truppe, die sich verschanzt, um einer übermächtigen Angreiferschar Paroli zu bieten, gab es bereits in den Howard-Hawks-Meisterwerken Rio Bravo und „El Dorado". In „Legion" taucht sogar ein prominent platzierter Ice-Cream-Truck auf - eine direkte Anspielung auf John Carpenters kultiges „Rio Bravo"-Remake Assault – Anschlag bei Nacht. Doch im Gegensatz zu diesen Klassikern vermag es „Legion" nicht, aus seiner räumlichen Begrenzung Kapital zu schlagen. Stattdessen läuft der Film nach dem immer gleichen Schema ab. Zwei der Protagonisten diskutieren über Gott und die Welt, halten moralintriefende Monologe über ihre Vergangenheit und wie sie versuchen, bessere Menschen zu werden, bis die göttlichen Heerscharen wieder einen Angriff starten, wobei sie jedes Mal genau einen der Eingebunkerten erwischen.

    Dass dieses Konzept einfach zum Scheitern verurteilt sein muss, liegt vor allem an den nichtssagenden Charakteren, die leichenblass bleiben, egal wie lange sie aus ihrem persönlichen Seelennähkästchen plaudern. Paul Bettany (Master And Commander, Wimbledon) als gottgesandter MG-Berserker und Dennis Quaid (Pandorum, G.I. Joe) als grummeliger Dinerchef beweisen bei dem einen oder anderen Oneliner zumindest ein wenig Präsenz, während sich der eigentliche Held der Story, Lucas Black (Jarhead), sogar als Totalausfall erweist. Die übrigen Performances von Tyrese Gibson (Death Race) als Schwarzer ohne Handyempfang, Willa Holland (serie,15) als aufmüpfige Teenagerin und Charles S. Dutton (Gothika) als bibeltreuer Einarmiger sind mit Beginn des Abspanns bereits wieder in Vergessenheit geraten.

    „I better get my bible."

    Freunde trashiger Unterhaltung werden natürlich einwenden, dass ihnen die Charaktere eh am Allerwertesten vorbeigehen. Doch auch in den rar gesäten Actionszenen ist „Legion" nicht halb so spaßig, wie man ihn sich gewünscht hätte. Zwar gibt es einige coole Ideen, etwa nutzen die Engel ihre Flügel wie eine Flex, um so die Bäuche ihrer Kontrahenten aufzuschlitzen, doch solche Einfälle sind absolute Mangelware. Die meiste Zeit wird in bester Zombiefilmmanier auf die herannahenden Horden von Besessenen geballert, was Michaels Kofferraumarsenal hergibt. Solche Szenen hat man nicht nur schon hundert Mal gesehen, ihnen fehlt auch jegliches Tempo. Lediglich zu Beginn, wenn eine resolute Rentnerin (Jeanette Miller, Norbit) plötzlich auf Spider-Man-Art an der Decke entlangkrabbelt, kommt tatsächlich ein wenig Spannung auf. Die Spezialeffekte, die hier genregemäß reichlich zum Einsatz kommen, rutschen im Finale arg ins Kitschige ab und hauen einen auch ansonsten nicht unbedingt vom Hocker. Gerade in diesem Bereich hätte man sich von Scott Stewart deutlich mehr erwartet. Schließlich hat der Newcomer vor seiner Regiekarriere mit seiner eigenen Effektschmiede The Orphanage solche Blockbuster wie Harry Potter und der Feuerkelch, Superman Returns, Pirates Of The Caribbean: Fluch der Kribik 2 oder Iron Man betreut.

    Fazit: Engel, die sich gegenseitig in den Hintern treten – klingt nach einer saucoolen Idee, ist aber einfach nur strunzlangweilig.

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