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    Rain Fall
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Rain Fall
    Von Constantin von Harsdorf

    Mit „Das Bourne Ultimatum" trieb Regisseur Paul Greengrass die auf den Romanen von Robert Ludlum beruhende Agentenreihe 2007 auf ihren vorläufigen Höhepunkt. Mit rasant geschnittenen Kampfsequenzen und atemberaubenden Verfolgungsjagden presste Greengrass die Zuschauer förmlich in die Sitze und drückte dem gesamten Action-Genre nachhaltig seinen Stempel auf. Auf diesen mit waghalsigem Tempo heranrauschenden Express-Zug wollte augenscheinlich auch Regisseur Max Mannix mit seiner Roman-Verfilmung „Rain Fall" aufspringen, trotz ordentlicher Ansätze kommt seine Adaption des gleichnamigen Buches von Autor Berry Eisler jedoch eher wie eine gemächliche Regionalbahn daher. „Rain Fall" ist kein kompletter Reinfall, aber mit einer etwas schwungvolleren Inszenierung, weniger unnötigen Nebenschauplätzen und einem raffinierteren Drehbuch wäre deutlich mehr drin gewesen.

    Der hohe japanische Regierungsbeamte Yasuhiro Kawamura (Takeo Nakahara) stirbt eines Tages überraschend an einem Herzanfall in der Tokioter U-Bahn. Was zuerst wie ein natürlicher Tod aussieht, entpuppt sich schon bald als die Tat des berüchtigten Auftragskillers John Rain (Kippei Shiina). Die CIA um William Holtzer (Gary Oldman) ist dem ehemaligen Special-Forces-Mitglied schon länger auf den Fersen, bekommt ihn trotz intensiver Bemühungen jedoch einfach nicht zu fassen - zu gut beherrscht Rain sein Handwerk. Der ermordete Kawamura hatte einen USB-Stick bei sich, der äußerst brisante Daten über Korruption und andere Machenschaften innerhalb der japanischen Regierung enthält und den er ursprünglich an die Medien weitergeben wollte. Nun scheint Rain im Besitz des wertvollen Sticks zu sein. In den falschen Händen könnten diese Informationen zu einem unangenehmen Druckmittel werden, weshalb Rain bald auch in das Visier der japanischen Yakuza gerät...

    Eine Romanvorlage in eine adäquate filmische Form zu bringen ist keine leichte Aufgabe. Da müssen Erzählstränge vereinfacht, verschmolzen oder gänzlich weggelassen werden, was treuen Fans der Bücher regelmäßig sauer aufstößt – daher gilt es die richtige Balance zwischen Vorlagentreue und individueller Aneignung zu finden. Im Falle von „Rain Fall", bei dem Drehbuchautor Mannix erstmals auch gleichzeitig auf dem Regiestuhl Platz nimmt, ist das Ergebnis allerdings enttäuschend. So wird aus dem vielschichtigen Buch-Protagonisten, dem für guten Whiskey und Jazz schwärmenden Judo-Experten und Auftragskiller John Rain, eine eindimensionale und belanglose Filmfigur. Seine Vergangenheit bleibt genauso größtenteils im Dunkeln wie die Beweggründe für sein Handeln; vieles wirkt beliebig, wodurch der emotionale Zugang zu der Geschichte erheblich erschwert wird. So ist einem Rains Schicksal schon bald herzlich egal, zu austauschbar wirkt die Figur des harten Assassinen mit weichem Kern. Darsteller Kippei Shiina („Outrage") gelingt es auch nicht, seiner formelhaften Rolle die nötigen Ecken und Kanten zu verpassen, mit seinem glatten Auftritt unterstreicht er die Oberflächlichkeit der Figur sogar noch.

    Anstatt die im Grunde recht simple Geschichte sinnvoll zu bündeln, verzettelt sich Mannix immer wieder auf zahlreichen Nebenschauplätzen sowie in überlangen und ermüdenden Dialogen. Auch bei den zahlreichen Figuren verschiedener Parteien, die zum allergrößten Teil ohnehin nur schemenhaft bleiben, wäre weniger mehr gewesen. So verkommt die furchteinflößende Yakuza zu einer unorganisierten Dilettantentruppe, die anfänglich etwas halbherzig hinter dem USB-Stick her ist, schließlich jedoch komplett in der Versenkung verschwindet, nur um kurz vor Schluss doch noch einmal ausgegraben zu werden. Ein ähnliches Schicksal ereilt den Journalisten Thomas Perryman (Dirk Hunter), der genauso plötzlich auftaucht wie er auch wieder verschwindet und dadurch wie ein Fremdkörper wirkt. Der Filmemacher, der als Co-Autor des feinfühligen Dramas „Tokyo Sonata" bereits bewies, dass er es auch besser kann, nimmt seiner Erzählung letztlich selbst sämtlichen Wind aus den Segeln und wenn doch einmal so etwas wie Spannung aufkommt, wird diese im Keim erstickt.

    Die Jagd nach dem Stick inszeniert Mannix teilweise durchaus solide, auch wenn der Einsatz wilder Kameraschwenks und schneller Schnitte keineswegs eine Garantie für gelungene Action-Sequenzen bietet. So ist die Verfolgungsszene in einer Tokioter U-Bahn-Station zu Beginn des Films trotz einiger inhaltlicher Ungereimtheiten zwar spannend umgesetzt, aber sie erinnert auch mehr als nur vage an die immer noch deutlich packendere Hatz in der Londoner Waterloo-Station aus „Das Bourne Ultimatum". Ungehalten vor zahlreichen Monitoren gestikulierend und fluchend, versucht Gary Oldman („Dame, König, As, Spion") als cholerischer CIA-Mann Holtzer seine Männer in Stellung zu bringen, während die Situation in der U-Bahn immer mehr außer Kontrolle gerät. Der charismatische Brite macht seine Sache dabei gewohnt souverän, fast wirkt es so, alles wolle er mit seinen impulsiven Ausbrüchen den gesamten Film aus seiner Lethargie reißen, was ihm zuweilen sogar gelingt. Allerdings ist seine Figur fast vollständig an die CIA-Einsatzzentrale gebunden, wo sie vor großen Bildschirmen gebetsmühlenhaft die immer gleichen Kommandos geben muss. So kann letztlich auch Oldman insgesamt nur wenig gegen die immer wieder aufkommende Langatmigkeit ausrichten.

    Fazit: „Rain Fall" ist ein überlanger Agenten-Thriller, der an einer schwachen Figurenzeichnung krankt und gerade im Mittelteil deutlich den nötigen Schwung vermissen lässt. Da hilft auch ein überzeugend aufspielender Gary Oldman nur bedingt.

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