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    Five Across the Eyes
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Five Across the Eyes
    Von Carsten Baumgardt

    Wie unabhängig ist eigentlich der Independentfilm heutzutage noch? Die meisten von Hollywoods Major Studios haben mittlerweile kleine Sublabels, die den Sektor neben den klassischen Indies beackern und somit die Reinheit dieser speziellen Art des Filmemachens verstärkt unterwandern. Da ist es doch erfrischend, wenn es einmal eine No-Budget-Produktion schafft, international auf Festivals gespielt und zumindest als Direct-To-DVD-Premiere vertrieben zu werden... möchte man jedenfalls meinen. „Five Across The Eyes“ von Greg Swinson und Ryan Thiessen ist bei sehr wohlwollender Betrachtung ein zweischneidiges Schwert. Der für 4.000 Dollar entstandene Horrorfilm hat an Produktionswerten nicht mehr zu bieten, als das Budget vermuten lässt. Das Amateurvideo bietet lausige Dialoge (die zusätzlich noch unter einer miesen Synchronisation leiden), ungehobeltes Schauspiel und haarsträubende Ideen, die den Film oftmals in Richtung Parodie drängen. Dennoch haben die beiden Nachwuchsfilmemacher ein Konzept, das sie konsequent verfolgen, und damit zumindest eine gewisse Originalität auf ihrer Seite, auch weil sie Inhalte bringen können, die in keinem irgendwie mit einem Studio verbundenen Film je eine Chance auf Umsetzung gehabt hätten.

    Die fünf Teenager-Freundinnen Stephanie (Jennifer Barnett), Caroline (Angela Brunda), Jamie (Danielle Lilley), Isabella (Sandra Paduch) und Melanie (Mia Yi) haben sich spät abends auf der Heimfahrt irgendwo im Nirgendwo im Hinterland Tennessees bös verfahren. Nach einem Stopp an einem Diner ditschen sie bei der Weiterfahrt mit ihrem Van ein anderes Auto an und setzen verunsichert die Fahrt fort. Ein schwerer Fehler, wie sich herausstellen soll. Die Fahrerin des beschädigten Wagens nimmt umgehend die Verfolgung auf und stellt die flüchtigen Fünf auf der Landstraße. Die psychopathische Fahrzeugführerin (Veronica Garcia) versteht überhaupt keinen Spaß. Sie bedroht die Mädchen mit einem Gewehr, lässt sie aussteigen und demütigt sie. Doch schon nach kurzer Zeit hat die Verwirrte genug gequält und verschwindet wieder. Allerdings nicht sehr weit. Bereits kurze Zeit später nimmt sie die Mädchen erneut aufs Korn und lässt diesmal keine Gnade walten…

    Fünf Teenagerinnen werden von einer Psychopathin dazu gezwungen, sich nackt auszuziehen und auf ihre Kleidung zu urinieren. Auf der sich anschließenden Flucht entwickeln die Mädels obskure Ideen, das Verfolgerauto zu attackieren. Wie wäre es zum Beispiel - der Wagen stinkt ja eh schon nach Urin - wenn eine ihren Stuhlgang kurzerhand in rasender Fahrt im Van verrichten und das „Paket“ als Wurfgeschoss benutzen würde? Eine effektive, aber auch gefährliche Maßnahme, da sie durchaus auch mit einem Schraubenzieherknauf in den Genitalien der Fäkalien-Werferin enden kann. Soviel zu einigen Story-Highlights aus „Five Across The Eyes“. Diverse bizarre Einfälle des Films entbehren zwar leglicher Logik, sorgen aber zumindest für belustigende Unterhaltung. Gross-Out-Humor meets Horror.

    Doch das Scheitern von „Five Across The Eyes“ hängt sich an mehreren zentralen Punkten auf. Technisch ist der Film schlicht unterirdisch. In Echtzeit, bei nahezu kompletter Dunkelheit gedreht, verlässt die wacklige Digicam, die selbst Blair Witch Projekt wie ein Hollywood-Epos aussehen lässt, nie den Van, selbst wenn sich das Geschehen nach Außen verlagert. Konsequent, richtig, aber es funktioniert leider in vielen Szenen einfach nicht. Der Horror der Szenerie soll sich überwiegend im Kopf des Betrachters abspielen - absehen vom Finale, das als wahrer orgastischer Blutrausch gefeiert wird. Die nervige, zittrige Dunkeloptik, die miesen Dialoge und das Laienschauspiel der Darstellerinnen torpedieren aber jede Möglichkeit, den Reißer ernst zu nehmen und den Kopfhorror wirken zu lassen. So entfaltet der Film nie seine bedrohliche Wirkung. Auch ein halbwegs versierter Kameramann hätte an dieser Stelle schon Wunder vollbringen können. Als launige Parodie auf das Genre wäre „Five Across The Eyes“ überzeugender, doch so war es offensichtlich nicht gemeint. Wer es als solche sieht, kann aber tatsächlich seinen Spaß haben.

    Auf der Habenseite steht immerhin die Tatsache, dass das Werk keinen kalt lassen wird. Lieben oder hassen sind zwei Optionen, die sich aufdrängen. Der Ansatz der beiden Filmemacher, eine existenzielle Reinform von Horror zu zelebrieren, ist sichtbar, wird aber immer wieder von dem sich verströmenden Charme einer „Video AG“ zur Schulprojektwoche ausgebremst. Dazu wirkt der aus Techno und Heavy Metal zusammengemixte Score wie aus einem 08/15-Playstation-Actionspiel entnommen und tönt nervenzerrend im Hintergrund.

    Fazit: „Five Across The Eyes“ ist ein interessantes, aber letztlich misslungenes Minifilm-Experiment, das seine lohnenswerten Ansätze nie zufriedenstellend umsetzt.

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