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    Streets of Blood
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Streets of Blood
    Von Lars-Christian Daniels

    In den Videoclips und Songtexten von 50 Cent und seiner Crew „G-Unit“ geht es in erster Linie um vier Dinge: Frauen, Bargeld, Drogen und Cops. Auch Charles Winklers Action-Thriller „Streets Of Blood“, in dem Curtis „50 Cent“ Jackson an der Seite von Val Kilmer eine Hauptrolle spielt, widmet sich diesen Themen. Problem dabei: Jackson mimt im Film, der hierzulande genau wie in den USA direkt in den Videotheken landet, nicht wie üblich den Gangster von der Straße, sondern einen von Gewissensbissen geplagten Polizisten und Familienvater. Aufgrund fehlender schauspielerischer Fähigkeiten setzt er so das I-Tüpfelchen auf einen Film, der genauso schnell in Vergessenheit geraten wird wie Jacksons jüngstes Album „Curtis“.

    New Orleans, 2005: Nachdem Hurricane „Katrina“ eine Schneise des Todes und der Zerstörung quer durch die Metropole gerissen hat, wird bei den Aufräumarbeiten unter den zahlreichen Opfern die Leiche eines Polizisten entdeckt. Schon bald stellt sich heraus, dass dieser nicht der Naturkatastrophe zum Opfer fiel, sondern ermordet wurde. Die Ermittlungen führen seinen ehemaligen Partner Andy Devereaux (Val Kilmer, Kiss, Kiss, Bang, Bang) in die düstere Unterwelt von New Orleans. Gemeinsam mit seinem neuen Partner Stan Green (Curtis Jackson, Get Rich Or Die Tryin‘, Righteous Kill) gerät Andy in einen Sumpf aus Gewalt und Korruption…

    Was inhaltlich zunächst an Training Day oder Street Kings erinnert, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als stupider Rohrkrepierer im Bandenkrieg-Milieu. Der eigentliche Ausgangspunkt des Plots – die Suche nach dem Mörder von Andys Ex-Partner – verkommt zunehmend zur Nebensache und dient letztlich nur noch als Rahmenkonstrukt einer losen Aneinanderreihung von banalen Schießereien und einfallslosen Dialogen. Geradezu ärgerlich ist dabei, dass die Schrecken des Hurrikans als Aufhänger missbraucht werden. Schon nach wenigen Minuten ist Katrina vergessen, das Wasser abgeflossen, die Stadt aufgeräumt. Erst im finalen Akt, der die Ermittler wieder zum Ausgangspunkt der Geschichte führt, wird die Katastrophe erneut zum Thema. Dieses willkürliche Einbinden ist nicht nur überflüssig, sondern auch ziemlich geschmacklos. Problemlos hätte Andys Ex-Partner einfach in einem Hinterhof erschossen oder sonstwie ermordet werden können – inhaltlich würde sich wenig ändern.

    Neben dem miesen Drehbuch krankt „Streets Of Blood“ vor allem an seinen schwachen Hauptdarstellern und klischeebehafteten Figuren. Spielte sich Curtis Jackson in „Get Rich Or Die Tryin‘“ noch weitestgehend selbst, ist er mit der Rolle des moralisch gebeutelten Cops an der Seite seines erfahrenen Schauspielkollegen Val Kilmer vollkommen überfordert. Jackson versucht vergeblich, sich mit seinem typischen, immer gleichen naiven Gesichtsausdruck durch den Film zu schleppen. Geradezu karikaturesk mutet es jedoch an, wenn er zu Beginn in eine Polizeiuniform gesteckt wird: 50 Cent, der mehrfach angeschossene Crack-Dealer aus Queens, der sich zum nuschelnden Platin-Rapper mauserte und angeblich noch heute bei Blaulicht die Flucht ergreift! Offensichtlich waren sich auch die Filmemacher dieses absurden Anblicks bewusst, weshalb Stan und sein Partner Andy fortan in zivil ermitteln. Kilmer, zu dessen Filmografie immerhin Meisterwerke wie Heat zählen, scheint hingegen einfach keine Lust zu haben, seinem frustrierten Cop Profil zu verleihen. Seine Performance wirkt weitestgehend gleichgültig und gelangweilt. Der eine kann es nicht besser, der andere will es nicht besser.

    Sharon Stone (Basic Instinct, Casino), deren Karriere auch durch „Streets Of Blood“ keinen neuen Aufschwung erleben wird, müht sich in ihrer Nebenrolle als Psychiaterin Nina Ferraro nach Kräften. Ihre Figur wird jedoch viel zu oberflächlich skizziert, als dass sie nachhaltig Eindruck hinterlassen würde. Die Gespräche mit Stan und Andy dienen lediglich als Atempause zwischen Blutbädern und Blowjobs. Lichtblick Barry Shabaka Henley (Collateral, Miami Vice) als Captain John Friendly verschwindet hingegen leider viel zu schnell von der Bildfläche.

    Wenn „Streets Of Blood“ überhaupt mal eine Duftmarke setzen kann, dann mit der einen oder anderen sehenswerten Actionsequenz. Leider werden diese in viel zu kurzen Abständen herunter gespult, so dass spätestens nach der dritten Schießerei Langeweile aufkommt. Daran ändern auch die attraktiven Latino-Bräute nichts, die pausenlos mit ihren nackten Silikonbrüsten durchs Bild wackeln. Und auf dem Polizeirevier genießt die Frage, welches Ermittlerduo im „Caddie“ auf Streife fahren darf, höhere Priorität als jeder Durchsuchungsbefehl.

    Fazit: „Streets Of Blood“ ist bis zum Showdown ein einfallsloser Action-Thriller, dessen Story sich problemlos auch im 3:30-Minuten-Videoclip zur neuesten 50-Cents-Single unterbringen ließe.

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