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    S. Darko - Eine Donnie Darko Saga
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    S. Darko - Eine Donnie Darko Saga
    Von Christian Schön

    Im Fahrwasser großer Erfolge verspricht sich so mancher Freischimmer etwas vom Kuchen abzubekommen. Es lässt sich nicht behaupten, dass am Ende von Richard Kellys Donnie Darko die Frage offen geblieben wäre, wie es wohl im zweiten Teil weitergehen wird. So ist Chris Fishers Direct-to-DVD-Sequel „S. Darko“ auch mehr eine Hommage an das Original - das zwar im US-Kino böse floppte, sich aber auf DVD eine Kultgemeinde schuf - als eine Fortführung der Darko-Familiengeschichte. Aber eine Fortsetzung ist in diesem Fall nicht einfach nur unnötig, sie ist sogar unmöglich: „S. Darko“ zeigt mit jeder Filmminute deutlicher, dass „Donnie Darko“ ein in sich geschlossenes Ganzes bildet, an das es im Sequel kein Herankommen gibt. „S. Darko“ hat dem Vorbild nichts Eigenständiges entgegenzustellen, sondern erweist sich recht bald als schlecht gemachte Kopie.

    Sieben Jahre nach dem Tod von Donnie Darko passieren auch im Umfeld seiner kleinen Schwester Samantha (Daveigh Chase) plötzlich seltsame, kaum rational erklärbare Dinge. Samantha ist mit ihrer Freundin Corey (Briana Evigan) von zuhause abgehauen. Nach einer Autopanne hängen die beiden in einem abgelegenen Provinznest fest. Am Tag nach ihrer Ankunft saust ein Meteorit auf eine Windmühle nieder, auf der es sich gerade der vogelfreie, verschrobene Außenseiter „Iraq Jack“ (James Lafferty) bequem gemacht hat. Kurz vor dem Einschlag erscheint ihm Samantha und rettet ihm so das Leben. Allerdings teilt Samanthas Geist ihm auch mit, dass die Erde in etwa vier Tagen untergehen wird. Nach diesem Ereignis gerät die Welt nach und nach tatsächlich immer mehr aus den Fugen...

    Was hier jedoch wirklich aus den Fugen gerät, ist in erster Linie der Sinn. Wer „Donnie Darko“ nicht kennt, wird sich sowieso außer Stande sehen, diesem Film überhaupt etwas abzugewinnen. Wer sie kennt, wird hingegen feststellen, dass Chris Fishers Film so voller dramaturgischer, logischer und handwerklicher Fehler ist, dass er schließlich weder als zweiter Teil noch als etwas Eigenständiges funktioniert. Aufgrund der Fülle von Unsinn, der hier aufgeboten wird, sei an dieser Stelle nur ein repräsentativer Querschnitt genannt:

    Die Hauptfigur, Samantha, trägt die Bürde, gleich zwei Figuren aus „Donnie Darko“ in sich zu vereinen. Sie übernimmt nämlich nicht nur die Funktion, die der stilbildende Frank mit dem Hasenkostüm innehatte, sie verkörpert zugleich auch die Figur des pubertierenden Identitätssuchenden Donnie selbst. Zugleich findet sich aber auch in „Iraq Jack“, dem stets gut gestylten Outlaw, der Donnie-Charakter, dem Samantha immer wieder in Visionen erscheint. Gerade durch die Vermischung dieser zentralen Figuren, die im Verlauf des Films sogar noch auf weiteres Personal verteilt werden, wird in „S. Darko“ jegliche Spannung und Rätselhaftigkeit zugunsten einer allgemeinen Verwirrung geopfert.

    Um in „S. Darko“ überhaupt eine Verwandtschaft zum Kultfilm aus dem Jahr 2001 herzustellen, war es nötig, einige markante Attribute aus dem Vorgänger zu übernehmen. So tauchen, eingeflochten in teils unterirdisch schlechte Dialoge, unter anderem die Hasenmaske und das Buch über Zeitreisen wieder auf. Beides macht hier aber inhaltlich überhaupt keinen Sinn. Das Buch über die „Philosophie des Zeitreisens“ befindet sich am Ende von „Donnie Darko“ unverändert im Besitz seines Physiklehrers. Ebenso müsste sich streng genommen die Existenz der Hasenmaske dem Wissen von Samantha entziehen. Entsprechend unvermittelt taucht beides im Verlauf der Geschichte auf und entsprechend isoliert vom Rest der Handlung erfüllt dies bloß den Zweck, zwanghaft auf das Original zu verweisen.

    Das Prädikat „Mysteriös“ erhalten hier lediglich die offensichtlichen Anschlussfehler. So passiert es schon mal, dass Sam barfuß durch die Stadt läuft, nur um in der direkt darauf folgenden Szene wieder Sandalen zu tragen, die offenbar aus dem Nichts auftauchten. Viel gravierender ist allerdings das völlige Ungleichgewicht, in dem sich der Rhythmus des Schnitts im Verhältnis zur Inszenierung befindet. Der Schnitt verfolgt die Strategie, die Geschichte zügig zu entwickelt. Dadurch gewinnt „S. Darko“ eine poppige Qualität, die auch zu den knalligen Farben und der verspielten Ausstattung passt. Dagegen stehen jedoch Szenerien, die mit einem enorm monumentalen Gestus daherkommen und an Fotografien von Tracey Moffatt, Cindy Sherman oder David LaChapelle erinnern. Die großen Gesten wirken im Rahmen der gewollt modernen Erzählweise aufgesetzt und mitunter unfreiwillig komisch.

    Fazit: Unabhängig von allen Darko-Anleihen versucht „S. Darko“, eine Art modernes Märchen zu erzählen. Hätte sich Regisseur Chris Fisher hierauf konzentriert und im Gegenzug darauf verzichtet, einen „Donnie Darko“-Verschnitt zu drehen, wäre vielleicht nicht alles danebengegangen.

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