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    Silent Predators
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Silent Predators
    Von Nicole Kühn

    Kalifornien 1999: Den tatkräftigen Feuerwehrleiter Vic Rondelli (Harry Hamlin) verschlägt es in die Kleinstadt San Catalano. In den letzten 20 Jahren hat der beschauliche Ort seine Einwohnerzahl verfünffacht, und Baulöwe Max Farrington (Jack Scalia) treibt weitere Neubauprojekte im großen Maßstab voran. Doch nicht nur Menschen finden hier eine neue Heimat. Auch eine extrem gefährliche und aggressive Schlangenart hat sich hier eingenistet, nachdem sich vor zwei Jahrzehnten eine importierte tropische Klapperschlange mit der heimischen Diamantklapperschlange kreuzte. Entwickelt hat sich dabei ein höchst explosiver Bastard, dessen tödlicher Jagdinstinkt, aufgeschreckt durch die Bauarbeiten, sich auf die „Eindringlinge“ in sein Reich richtet – die ganze Stadt ist bedroht.

    Die Story kann man sich simpler kaum denken: Das ohnehin angstbesetzte Tier „Schlange“ wird mit einem Schuss Exotik aufgeblasen zu einem tödlichen Monster, gegen das zunächst kein Kraut gewachsen scheint. Die durch einen Unfall ermöglichte und ungeplante Kreuzung stellt auch die Wissenschaftler vor Rätsel. Anleihen des Teen-Horrors sorgen dafür, dass das frisch verliebte Pärchen den Rückzug ins schützende Gebüsch nur teilweise überlebt.Um dem recht phantasielosen Spiel von Angriff und Verteidigung zwischen Monster und Mensch etwas mehr Würze zu geben, kommt der soziale Aspekt der Moral mit aufs Tablett. Der brave Naturbursche Nick steht dem gewissenlosen Farrington mit seiner völlig konträren Herangehensweise mitten im Weg herum. Zwischen beiden steht die attraktive und intelligente Mandy Stratford (Shannon Sturges). Keine der beiden Konstellationen wird jedoch geschickt zu einem echten Konflikt aufgebaut. Vielmehr fragt man sich an manchen Stellen, weswegen die beiden überhaupt gegen- und nicht miteinander arbeiten. So konstruiert die von Anfang an zu spürende Rivalität wirkt, so aufgesetzt kommt das Motiv des dunklen Flecks in der Vergangenheit des Mannes mit der weißen Weste daher. Nick wird dadurch zum ewig verkannten Gutmenschen, sein Kontrahent Max zur berechnenden und korrupten Inkarnation des Bösen. Zeitgemäß political correct bekommt auch die Sparte der Natur- und Tierschützer eine Nische zur Verfügung gestellt. Deren Vertreterin wirkt die meiste Zeit über eher drollig als resolut, behält am Ende aber doch zumindest in ihrem persönlichen Rahmen Recht. Das übrige Personal bleibt farblose Marginalie.

    Anfangs bemüht sich die Kamera noch um einen Spannung erzeugenden Wechsel der Perspektive, indem sie sich zum Auge der anpirschenden Schlange macht. Allzu schnell wird diese Bemühung zugunsten schon allzu oft gesehener Abläufe von Arglosigkeit, Panik und Ableben aufgegeben. Keiner der angedeuteten Entwicklungsrichtungen der Story wird konsequent durchgeführt. Stattdessen werden die Ereignisse zu schnell abgespult, ohne Zeit zu lassen für die eine Entwicklung der Charaktere. Deren Beweggründe werden holzschnittartig und grob skizziert, so dass glatte Figuren ohne Zwischentöne entstehen. Handwerklich verlässt sich Nosseck bis auf wenige Ausnahmen auf das pure Zeigen des Geschehens. Gelungene Schockeffekte oder nervenaufreibende Ungewissheiten über den unberechenbaren und tödlichen Gegner lassen auf sich warten. Eine Zuspitzung der zwischenmenschlichen oder sozialen Konflikte sucht man ebenfalls vergeblich. So dümpelt die eindeutig auf den Videomarkt des Nebenbeiguckens zugeschnittene Story blut- und belanglos vor sich hin, bis sich am Ende – wer hätte es gedacht – die Protagonisten glücklich in den Armen liegen, während der moralisch Schlechte seiner gerechten Strafe zugeführt wird, ohne dass sich dabei jemand die Finger schmutzig machen muss.

    John Carpenter in den Credits als Drehbuchautor zu lesen (Titel des Drehbuchs: „Fangs“), schürt denn doch die Erwartung an etwas mehr Mühe in der Dramaturgie. Genau besehen bieten seine Filme wie die Halloween-Reihe oder „The Fog“ nicht immer (aber manchmal eben doch erheblich) mehr Tiefgründigkeit. Allerdings versteht Carpenter sein Handwerk so gut, dass Bildgestaltung und Musik immer fesselnde Spannung und nachhaltiges Gruseln erzeugen. Genau diesen Mitteln schenkt Regisseur Noel Nosseck kaum Beachtung. Viel zu wenig in jedem Fall, um den Zuschauer an seine Personen zu binden. Das vermögen auch die Darsteller, die hauptsächlich bei TV-Produktionen (Harry Hamlins in „L.A. Law“) engagiert sind, nur in ganz wenigen Sequenzen. Die Dialoge bieten ihnen dazu ebenso wenig Gelegenheit wie die bemüht wirkenden Aktionismen, die der vorhersehbaren Story Dramatik und emotionale Spannung verleihen sollen. Jack Scalia ist inmitten eines namhaften Casts in End Game zu sehen und wird 2008 bei „Knight Rider: The Movie“ dabei sein. Der große Wurf ist „Silent Predators“ nicht, für Freunde des Genres immerhin eine passable Möglichkeit der Abendgestaltung.

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