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    13
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    13
    Von Jan Hamm

    Wie inspiriert kann ein Filmemacher schon sein, dessen zweites Werk das nahezu exakte Remake des Debüts darstellt? Zu hart ins Gericht nehmen sollte man Gela Babluani für das US-Update seines Schwarz/Weiß-Thrillers „13 (Tzameti)" allerdings nicht. Welcher Jung-Regisseur würde wohl die Chance ausschlagen, gleich beim ersten Gehversuch auf amerikanischem Filmboden mit Jason Statham, Michael Shannon, Mickey Rourke und Ray Winstone zu drehen? Jetzt darf also auch das fremdsprachenfaule US-Publikum lauschen, wenn der Georgier seine brutale Mär um bemerkenswertes Glück und noch größeres Pech zum zweiten Mal erzählt. Sehr wohl vorwerfen lassen muss sich Babluani, die Schwächen des Originals nicht ausgemerzt zu haben. Wie schon die 2005er Version leidet auch der 2010er Aufguss unter einer holprigen Dramaturgie - der Neo-Noir startet zäh und ballt seine intensivsten Momente in der Filmmitte. Die aber haben es immernoch in sich!

    Talbot im US-Bundesstaat Ohio: Der Vater liegt im Krankenhaus, die Mutter steht ohne Einkommen da. Ehe das Familienhaus zur Schuldentilgung verschachert wird, nimmt Vince Ferro (Sam Riley) das finanzielle Glück in die eigene Hand. Bei einem Elektrikerjob fällt ihm ein Schreiben in die Finger, während er den Hausherren William Harrison (Michael Berry Jr.) über seinen baldigen Millionenverdienst plaudern hört. Als der Alte sich trotz allem einen goldenen Schuss setzt, springt Vince inkognito ein und folgt der Wegbeschreibung aus dem rätselhaften Briefumschlag. Nachdem er Wegpunkt um Wegpunkt abgelaufen hat, landet er schließlich auf einem verborgenen Anwesen in den Wäldern um Chicago. Und seine Hoffnungen bestätigen sich – hier winkt das ganz große Geld. Als Vince begreift, was er dafür tun muss, ist es für eine Umkehr bereits zu spät...

    Wie im Original braucht Babluani viel zu lange, um auf den Punkt zu kommen. Rund eine halbe Stunde irrt Vince umehr, ohne zu wissen, was Sache ist – und das Publikum mit ihm. Dass er seinen Protagonisten in der ersten, vorauseilenden Einstellung bereits mit einem Lauf an der Schläfe zeigt und damit klarstellt, dass sich die Ereignisse schon noch zuspitzen werden, gestaltet den zähen Auftakt kaum packender. Auch die hochkarätig besetzten Nebenfiguren werden auf diese Weise eingeführt; als Männer mit irgendwelchen Sorgen, die sich irgendwo hinbewegen. Das wirkt, als wolle Babluani krampfhaft verhehlen, worum es in seinem Film tatsächlich geht. Mag Vince' Pfad dabei noch so sehr mit unheilvollen Vorzeichen vollgepflastert sein, etwa einem unmissverständlichen „One Way"-Straßenschild – es bleibt dabei: Der erste Akt langweilt, statt zu involvieren.

    Sobald Vince sein Ziel erreicht und das Glücksspiel um Millionensummen beginnt, fällt die Notwendigkeit einer stringenten Narration ohnehin flach. Viel konnte Babluani hier nicht mehr falsch machen, das große Thema hinter „13" genügt sich selbst: Wie weit gehen Menschen, um sich auf einen Schlag aus wirtschaftlicher Misere zu befreien? Die fatale Situation im provinziellen Prunkbau ist zum Nägelkauen packend, aber das wäre sie auch ohne Vince gewesen. Denn die Hintergründe des nunmehr versammelten Figurenkabinetts lassen sich durchweg auf den Faktor finanzieller Existenzangst reduzieren. Und dafür braucht es nicht erst das dreckige Charisma eines Ray Winstone oder Mickey Rourke, das funktionierte 2005 mit unbekannten Gesichtern ebenso gut.

    Gleichwohl, jetzt sind die Granden einmal da, warum also nicht einfach zurücklehnen und das Spektakel wirken lassen? Jason Statham, der hier ausnahmsweise nicht eigenhändig alles kurz und klein schießt, lunzt grimmig wie eh und je durch die Gutshaus-Flure. Winstone gibt sich gewohnt bärbeißig, Rourke zieht seine Antihelden-Markennummer durch. Während die Glücksspieler alles geben, betreiben die Schauspieler dahinter bloße Image-Pflege - vor allem Michael Shannon, der wiedermal als Irrer vom Dienst auftritt und wie von Sinnen drauflos chargiert. Mit der eiskalten Versinnbildlichung wirtschaftlicher Verzweifelung fesselt „13" phasenweise enorm. Aufgrund des zerfahrenen Erzählstils und einem nahezu ermüdend-routinierten Cast bleibt Babluani jedoch auch beim zweiten Anlauf im Mittelmaß stecken.

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