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    Der Goldene Nazivampir von Absam 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Der Goldene Nazivampir von Absam 2
    Von Jens Hamp

    Samuel L. Bronkowitz, Produzent zahlreicher Seventies-Klassiker, ist zurück. Mit „Für eine Handvoll Yen“ etablierte er das Kung-Fu-Kino in Hollywood. „Cleopatra Schwartz“, sein Beitrag zur Blaxploitation, sorgte für eine schlagkräftige Völkerverständigung zwischen Farbigen und Juden. Schamlos. Wild und jenseits aller Perversionen zeigte er in „Katholische Schulmädchen in Not“, wie es wirklich hinter den Kirchenmauern nach der Sonntagsschule zugeht. Und der mit Stars gespickte „That’s Armageddon“ hat jeden Boden eines gefühlsaktiven Kinos zum Erzittern gebracht. Nach einer viel zu langen Filmpause präsentiert der Hitgarant nun eine neue spektakuläre Geschichte, die bisher dem Kinopublikum verschwiegen wurde und schockierender als Sissi ist: Während des Dritten Reichs machten die Nazis gewagte Okkultexperimente und versuchten mit einer Armee von unbezwingbaren Vampiren die Weltherrschaft zu erlangen. Für diese abstruse – aber natürlich wahre – Geschichte wählte der von Samuel L. Bronkowitz geförderte Regieneuling Lasse Nolte einen reißerischen Titel, neben dem The Dark Knight und Iron Man in den Videotheken verblassen werden. Aber nicht nur der Titel wird einschlagen wie eine Bombe, auch inhaltlich bietet die chaotisch-detailverliebte Komödie „Der goldene Nazivampir von Absam II: Das Geheimnis von Schloss Kottlitz“ nervenzerfetzende Spannung, literweise Blut und fesselnde Action. Dieser Film verwandelt heimische Wohnzimmer in ein Schlachtfeld!

    Der frontunerfahrene William „B.J.“ Blazkowicz (Daniel Krauss) ist der einzige Spezialist für Okkultes des OSS, dem militärischen Geheimdienst der US-Armee. Nach Monaten der Sesselfurzerei erhält er den Geheimauftrag, das österreichische Schloss Kottlitz zu infiltrieren. Er soll untersuchen, ob die von einem nunmehr verstorbenen Kameraden abgefangenen Vampirpläne der Nazis der Wahrheit entsprechen…

    „Ich halte Sie für einen verweichlichten Collegeboy, der für den militärischen Geheimdienst so nützlich ist wie ein Lolli mit Furzgeschmack!“ – General Donovan

    Die Verknüpfung des Dritten Reichs mit Klamauk ist offensichtlich noch immer nicht salonfähig. Denn nach einer aussichtsreichen Aufführungen in Cannes und einer ebenso erfolgreichen Premiere in München hätte es beinahe einen richtigen Eklat gegeben: Als der Nachwuchsregisseur Lasse Nolte den „Goldenen Nazivampir“ als Abschlussfilm an der Hochschule für Fernsehen und Film in der bayrischen Landeshauptstadt einreichte, weigerten sich die Professoren zunächst, dem Prüfling sein Diplom zu verleihen. „Da gefriert mir das Blut in den Adern“, soll der Vorsitzende der Prüfungskommission gesagt haben. Die Diskussion zwischen Student und Kollegium wäre beinahe eskaliert. Doch letztlich war die vom Zaun gebrochene Unstimmigkeit über die Qualität des Films unerheblich. Lasse Nolte erhielt sein Diplom – und das absolut zu Recht. Auch wenn der „Goldene Nazivampir“ inhaltlich nicht dem typischen Abschlussfilm entspricht, beweist Nolte überzeugendes Inszenierungstalent - dem Film ist sein geringes Budget (circa 35.000 Euro) keinesfalls anmerken.

    Das düstere Nazischloss bietet eine großartige Kulisse. Atmosphärisch untermalt der orchestrale Score von Tuomas Kantelinens das Szenario. Und mit Oliver Kalkofe wurde sogar ein Star für eine Minirolle gewonnen. Was aber noch viel überzeugender ist der abgedrehte Humor, der den „Goldenen Nazivampir“ prägt. Schon der Titel, der irrsinnigerweise auf eine Fortsetzung hindeutet [1], und der rein zufällig an den Kult-Shooter „Wolfenstein 3D“ erinnernde Name der Hauptfigur sind bestens gewählt. Im Film selber werden sodann in bewährter ZAZ-Tradition (Die nackte Kanone, Top Secret) hirnverbrannte Gags im Hintergrund platziert. Mit sinnfreien Dialogen wird um sich geschmissen. SpongeBobs deutsche Synchronstimme hat zudem einen Gastauftritt als Nazi-Folteropfer. Und wenn man seine Ohren spitzt, bekommt man sogar mit, dass in der Nazifestung nach einem SS-Sturmmann Grass, der sich in der Schreibstube melden soll, gesucht wird.

    Glücklicherweise hat Lasse Nolte bei all dem humoristischen Irrsinn erkannt, dass Handlung und Einfälle des „Goldenen Nazivampirs“ nicht für einen kompletten Spielfilm ausreichen. Komprimiert auf 45 Minuten entfaltet sich so der ganze Wahnsinn punktgenau. Zwar verpuffen ähnlich wie bei dem durchaus vergleichbaren Der Wixxer einige Pointen im Nichts. Wie aber auch schon bei Kalkofes Projekt merkt man dem Film in jeder Einstellung seine Liebe zum Detail an – und das lässt so manchen platten Witz und die schwächelnden Computereffekte des schmelzenden Vampirs im Finale verzeihen.

    „Das ist ja wie in einem schlechten Film hier.“ – William „B.J.“ Blazkowicz

    Sicherlich ist es nicht gerade geschmackvoll, dass sich nach Mein Führer nun erneut ein deutscher Film nicht nur über das Dritte Reich lustig macht, sondern das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte zudem auch noch in eine reißerisch-dämliche Vampirgeschichte verpackt. Freunde des Trashfilms werden jedoch großen Spaß an „Der goldene Nazivampir von Absam II“ haben. Denn Lasse Noltes Abschlussfilm macht es sich irgendwo in der Schnittmenge von Der Wixxer und „Operation Dance Sensation“ gemütlich – und schreit förmlich nach einem gemütlichen Filmabend mit Freunden.

    [1] Tatsächlich gibt es einen unvollendeten Kurzfilm mit dem Titel „Brick Bradford und Smokey Savallas gegen den goldenen Nazivampir“. Diese „Jugendsünde“ Lasse Noltes ist auf der sehr gut ausgestatteten DVD als Bonusfeature enthalten.

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