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    Lightspeed
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Lightspeed
    Von Björn Becher

    „Stan Lee’s Lightspeed“, das weckt Erwartung und sorgt für Assoziationen. Schließlich ist Stan Lee der geniale Comicautor, dem man schlussendlich die auf seinen Werken und Charakteren basierenden Blockbuster wie die Spider-Man-Trilogie, Hulk, die X-Men-Reihe oder in Zukunft Iron Man, Thor, Ant-Man und Nick Fury verdanken darf. Bei „Stan Lee’s Lightspeed“ denkt natürlich vor allem der deutsche, mit den zahlreichen amerikanischen Comicfiguren nicht so vertraute Filmkonsument, dass es sich da um die nächste Comicverfilmung handeln muss. Aber Lee ist nicht nur ein kreativer Kopf, sondern vor allem auch ein erfolgreicher Geschäftsmann und so hat er hier einfach seinen Namen für ein TV-Projekt des Sci-Fi-Channels hergegeben. Das Ergebnis sieht aus, wie eine Comicadaption, ist nur keine - quasi die erste ohne Vorlage. Das Werk von Kameramann (Jeepers Creepers) und B-Movie-Regisseur Don E. FauntLeRoy (Urban Justice - Blinde Rache) ist dabei bisweilen ganz vergnüglich, scheitert aber in seiner Gesamtheit an dem uninteressanten Hauptcharakter, dem niedrigen Budget und einer Fülle von Logikfehlern.

    Angetrieben von dem Wunsch, seine am ganzen Körper verbrannte Schwester zu heilen, forscht der Wissenschaftler Edward (Daniel Goddard) jahrelang an einer Möglichkeit, die menschliche Haut nach dem Vorbild der Schlangenwelt zu regenerieren. Doch dann stellt die Regierung seine Forschung ein und Edwards Schwester stirbt kurz darauf. Wütend und voller Hass bricht er ein letztes Mal in sein altes Labor ein, wo es zu einem tragischen Unfall kommt. Das Labor explodiert, doch der Forscher ist nicht tot, wie alle Welt glaubt, sondern kann sich mit seinem eigenen Experiment retten. Allerdings wird er dabei in eine Art Schlangenmensch, ein Monster, verwandelt. Jahre später kehrt er als Superbösewicht Phyton auf die Bildfläche zurück. Bei einem Überfall mit seiner Gang auf ein High-Tech-Labor greift das Polizeisonderkommando „Ghost Squad“ unter Leitung von Tanner (Lee Majors) ein. Mitglieder der Eliteeinheit sind Daniel Leight (Jason Connery) und seine Freundin Beth (Nicole Eggert). Zwischen Daniel und Phyton kommt es zu einer Konfrontation, wobei Daniel seinen alten Freund Edward wieder erkennt. Doch der Bösewicht triumphiert und jagt das Gebäude in die Luft. Daniel kann schwer verletzt als gelähmter Krüppel geborgen werden. Doch Phyton, der auch Daniel die Schuld für die Einstellung seiner Forschung gibt, will den alten Freund umbringen und setzt ihn im Krankenhaus einer überhöhten Strahlung aus. Die überlebt Daniel nicht nur wie durch ein Wunder, sondern er merkt, dass seine kaputten Beine nicht nur wieder funktionieren, sondern ihn schneller als das Licht laufen lassen. Als Superheld Lightspeed fängt er an, Jagd auf Phyton und seine Bande zu machen und das keinen Moment zu spät…

    „Lightspeed“ überrascht zu Beginn mit einer interessanten Herangehensweise. Nicht der Superheld steht im Mittelpunkt, sondern die Einführung in die Geschichte wird dem Bösewicht überlassen. Die Rückblende in die Vergangenheit widmet sich ihm. Er erscheint auch als der gebrochene Charakter, der seine neu gewonnenen Kräfte auf der einen Seite begeistert aufnimmt, auf der anderen die Last der Verwandlung in ein hässliches Monster verflucht. Der Held entsteht erst später als eine Folge der Zerstörungswut seines Widersachers. Das sorgt allerdings dafür, dass diese, von nun an im Mittelpunkt stehende Figur völlig uninteressant ist und auch bleibt. Vor allem vermag es Hauptdarsteller Jason Connery („Shanghai Noon“) auch nie, aus dem Charakter nur ansatzweise etwas Interessantes hervorzubringen. Die Figur bleibt eigentlich die ganze Laufzeit über blass, außer im Gesicht. Da bekommt er nämlich Windbrand wegen der hohen Geschwindigkeiten, weswegen er sich eine Maske zulegen muss.

    Für die Autoren John Gray und Steve Latshaw scheint die Entwicklung interessanter Storykomponenten sowieso keine Rolle gespielt zu haben. Wichtig war nur ein typisches Szenario zwischen Pro- und Antagonist aufzubauen: Bösewicht will zerstören, Held ihn stoppen, Bösewicht entführt Freundin, Held startet Befreiungsaktion, Held hat natürlich noch einen Spitzel in seinem Team. Ganz klassisch also, schon hunderte Male durchgekaut. Wenigstens geht man diesen Weg aber konsequent. Wenn zum Beispiel der Spitzel seine Motivation für den Verrat vorbringt, dann kommen da nicht Gründe wie Geld, Sex, Macht oder Erpressung, sondern… nichts. Er hat es einfach mal so gemacht, sozusagen um der Story willen. Daneben sollte man zu keinem Zeitpunkt anfangen, den Plot zu hinterfragen. So braucht Held Daniel zum Beispiel Monate zur Regeneration. In dieser Zeit scheinen sowohl Bösewicht Phyton als auch das „Ghost Squad“ die Beine hochzulegen und nichts zu tun. Warum „Lightspeed“, der im Übrigen ein ziemliches Rip-Off des DC-Comics Charakters „Flash“ ist, seine Fähigkeiten manchmal nicht einsetzt, sondern stattdessen doof rumsteht, bleibt wohl auch das Geheimnis der Autoren.

    In dieser Umgebung können sich natürlich auch die übrigen Darsteller nicht profilieren. Ex-„Baywatch“-Nixe Nicole Eggert macht allein aus optischen Gründen noch die beste Figur. Auch den Serienkultstar Lee Majors („Ein Colt für alle Fälle“) sieht man immer wieder gerne. Vom ehemaligen „Unknown Stuntman“ ist hier immerhin ein solide heruntergeleierter Nebenpart zu vermelden. Da es Regisseur Don E. FauntLeRoy schafft, trotz des beschränkten Budgets und schlecht aussehenden Explosionen, Langeweile weitgehend zu vermeiden und phasenweise solide zu unterhalten, hebt sich „Lightspeed“ immerhin von der untersten Klasse der Videothekenware ein wenig ab. Schmerzfreie Hardcore-Videothekenkonsumenten und Comicverfilmungsfans können also bei der Suche nach kurzer Zerstreuung mal zugreifen.

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