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    Monster Village
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    0,5
    katastrophal
    Monster Village
    Von Christian Horn

    Vier Jugendliche allein im Wald – und dann geschieht etwas Unheimliches. Dieser Topos des Horrorfilms wird auch in „Monster Village“ bemüht und wer trotz dieser abgeschmackten Ausgangssituation auf innovative, überraschende Ideen oder gar selbstironische Anklänge hofft, der kann lange warten. Regisseur Steven R. Monroe (House Of 9), sozusagen ein Garant für fades Horrorkino, schafft es auch in seinem neuen Film nicht, Spannung aufkommen zu lassen. Zu lasch ist sein für das amerikanische Fernsehen produzierter Fantasy-Grusel-Film, der hierzulande nun als Direct-to-DVD-Veröffentlichung erscheint.

    „Monster Village“ beginnt – wie so viele Filme mit Dämonen oder Flüchen vor ihm – mit einer Szene aus der Vergangenheit. Ellensburg, ein kleines amerikanisches Dorf, wird im Jahre 1800 von einer todbringenden Seuche befallen. Ein ortsansässiger Magier besiegt dieselbe, mit drei Nebeneffekten: Die Dorfbewohner altern nicht mehr, dürfen ein abgegrenztes Areal nicht verlassen und jedes Jahr muss einer von ihnen einer im Wald lebenden Bestie geopfert werden, einem Oger; ansonsten müssen alle Einwohner sterben. In der Jetztzeit machen sich vier Junge Leute – zwei Jungs, zwei Mädels – auf die Suche nach diesem mysteriösen Dorf, das aus der Zeit gefallen ist. Während zwei von ihnen das Lager herrichten (und prompt den Oger mit tödlichen Folgen aus seinem Schlaf wecken), erkunden die beiden anderen die Umgebung, überschreiten ein „Betreten verboten“-Schild und finden Ellensburg. Doch dort ist man gar nicht zum Spaßen aufgelegt, schließlich muss doch gerade wieder ein Menschenopfer dargebracht werden. Und warum sollen das nicht die Reisenden werden? Doch es regt sich Widerstand im Dorf. Viele sind dem alljährlichen Opferritus überdrüssig und wollen dem Fluch ein Ende bereiten.

    Steven R. Monroe inszeniert diese Geschichte ohne Einfallsreichtum und es gelingt ihm, jegliche Spannung aus derselben zu verbannen. Die Ereignisse und Wendungen tröpfeln vor sich hin und der Betrachter steht dem Dargebotenen mit einer gewissen Lethargie gegenüber. Mit vielen fernsehtypischen Großaufnahmen ringt der arg geschwätzige Film um eine differenzierte Charakterzeichnung und versagt dabei völlig. Zwar werden verschiedene Figuren mit verschiedenen Eigenschaften ausgestattet, bleiben dabei aber eindimensional und oberflächlich – reine Eigenschaft sozusagen. Selbst große Wendungen in den Figurenkonstellationen – etwa, wenn die Tochter des Magiers merkt, wer die eigentliche Triebfeder hinter dem Fluch ist – verpuffen dadurch in Bedeutungslosigkeit. Und auch die Schauspieler können ihren Figuren nicht über die platten Dialoge hinaus interessant machen, wurde hier doch die reinste B-Riege aufgefahren. Chelan Simmons (Final Destination 3) und Brendan Fletcher (Freddy Vs. Jason) seien hier stellvertretend für die mittelmäßig bis gar nicht begabten Darsteller genannt.

    Nun gut, wofür braucht man eine spannende, stimmige Geschichte oder klug gezeichnete Charaktere, wenn man doch einen blutrünstigen Oger hat? Und da ist sie, die nächste Stolperfalle des Films, der Genickbruch. Der Oger ist so furchtbar schlecht animiert, dass er in seiner Anwesenheit mehr Kopfschütteln als Furcht auslöst und kommt darüber hinaus so oft zum Einsatz, dass seine Präsenz schon als inflationär bezeichnet werden muss. Noch dazu laufen seine Auftritte nach dem immer gleichen Muster ab: Der grüne, dickbäuchige und knapp drei Meter hohe Oger schleicht sich unbemerkt durch das Gehölz an seine Opfer heran, diese erblicken ihn (gefilmt aus der Untersicht), schreien und werden zermalmt oder dergleichen. Schon in der Exposition des Films trampelt das Ungetüm ins Bild und der Zuschauer kann sich darauf verlassen, dass das Grünvieh immer wieder auftauchen wird, sobald einer oder mehrere Figuren im Wald unterwegs sind, was seinen Auftritten jeglichen Überraschungsmoment und jede Spannung raubt. Ein Oger allein, zudem ein furchtbar schlecht animierter, dem seine Künstlichkeit ins Gesicht geschrieben steht, kann einen verkorksten Film wie „Monster Village“ eben auch nicht mehr interessant machen.

    Kommt der Oger, dann werden in der Regel auch Köpfe abgerissen, Bäuche aufgeschlitzt, Körper zerstampft oder Gliedmaßen abgerissen – solcherlei Gore-Effekte werden in „Monster Village“ alles andere als sparsam eingesetzt. Leider sind auch diese größtenteils computeranimiert und können dies kaum verbergen, was ihnen die Attraktion, um derentwegen sie wohl derart exponiert werden, größtenteils raubt. Kunstblut macht eben mehr Spaß, genauso wie ein furchteinflößender Oger mehr Spaß macht, als einer, der einem mittelmäßigen Videospiel entflohen zu sein scheint. Und dass „Monster Village“ eine TV-Produktion ist und kein großer Kinofilm, macht die Sache auch nicht besser.

    Alles in allem kann „Monster Village“ überhaupt nicht überzeugen. Ein lächerlicher Oger stapft durch eine eintönig und holprig inszenierte Geschichte und der Großteil des Films besteht aus platten Dialogen und grässlichem Geschrei. Die eindimensionalen und in ihren Handlungen unglaubwürdigen Figuren sorgen dafür, dass Steven R. Monroes Horrorschinken auch der letzte Funke von Spannung abgeht. Lediglich einige der Darsteller verdienen das Prädikat Durchschnitt, was im Kontext des Films einem wahren Verdienst gleichkommt. Das seltsam melancholische Ende darf nicht nur als Inbegriff der holprigen Inszenierung des Films gelten, sondern bricht mit dem Fluch: der Oger ist gebannt, der Abspann ist da.

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