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    13 Beloved
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    13 Beloved
    Von Ulf Lepelmeier

    Spätestens nach dem Box Office-, Kritiker- sowie Oscarerfolg von Departed: Unter Feinden ist das Anfertigen eines Remakes eines asiatischen Erfolgsfilms mit dem gewissen Etwas hoffähig geworden. Und so ist es auch kein Wunder, dass die Hollywoodstudios ihre Schergen ausschwärmen lassen, um sich in Asien Remakerechte von Filmen mit interessanten Konzepten frühzeitig unter den Nagel reißen zu können. Die neueste erfolgversprechende Beute ging der Weinstein Corp. in Thailand ins Netz und heißt im Original „13 Game Sayawng“. Mit dem Psycho-Thriller des Regisseurs Chukiat Sakweerakul, der einen um seine Existenz bangenden Angestellten an einem dubiosen, 13 Aufgaben umfassenden Spiel teilnehmen lässt, ist dem Studio ein schmackhafter Fisch ins Netz geraten. Das immer wieder überraschende Werk mit gesellschaftskritischem Unterton garantiert Filmvergnügen der spannenden Art.

    An manchen Tagen möchte man einfach nur noch verzweifeln. So einen schicksalhaften Tag durchlebt auch der Verkäufer Phuchit (Krissada Sukosol Clapp), der von seinem Chef mitgeteilt bekommt, dass er wegen zu niedriger Verkaufszahlen seinen Job verlieren soll. Sein Auto wird abgeschleppt und die Mutter liegt ihm auch wieder wegen Geld in den Ohren, dabei ist er selbst so hoch verschuldet, dass er überhaupt nicht mehr weiter weiß. Doch als Phuchit, der von allen immer nur Chit genannt wird, niedergeschlagen im Treppenhaus seiner Firma Trübsal bläst, erhält er einen mysteriösen Anruf. Die ihm unbekannte Stimme in der Leitung scheint alles über ihn zu wissen - kennt sogar seinen aktuellen Kontostand - und stellt ihm 100 Millionen Bath in Aussicht, wenn er sich 13 Herausforderungen eines Spiels stellt und diese meistert. Mit jeder bewältigten Aufgabe werde er augenblicklich mehr Geld auf seinem Konto vorfinden und es sei ihm jederzeit möglich, aus dem Spiel auszusteigen oder das Angehen einer Aufgabe zu verweigern, allerdings mit der Konsequenz wieder ohne Geld dazustehen. Auch wenn dem Verzweifelten das Spielangebot mit Riesengewinn sehr suspekt erscheint, sieht er sich aufgrund seiner prekären finanziellen Lage gezwungen, das Spiel anzutreten. Der erste Auftrag - eine Fliege im Treppenhaus zu töten - lässt Phutchit noch hoffen, relativ leicht an das Geld zu kommen, doch die Aufgaben werden immer schwieriger und schon bald sieht er sich mit moralischen Grundsätzen und dem Gesetz konfrontiert.

    Basierend auf einer thailändischen Manga-Vorlage erzählt Regisseurs Chukiat Sakweerakul („Evil“) die Geschichte eines ewigen Verlierers, der vor geraumer Zeit mit seiner Freundin aus einem kleinen Dorf nach Bangkok auszog, um sich den Traum eines besseren Lebens zu erfüllen und sich nach dem Zerplatzen aller Wunschkonstrukte nun mit der Möglichkeit konfrontiert sieht, doch noch an das große Geld zu kommen. Die entscheidende Frage ist, ob der an sich rechtschaffene Chit alle Moral und seine Selbstachtung für Geld einfach verraten wird und das wie ein Computerspiel anmutende, perfide Spielchen mit 13 Ebenen einfach so, ohne Skrupel an den Tag zu legen, durchlaufen wird. Das Spektrum der immer schwieriger zu bewältigenden Aufgaben ist dabei äußerst weit gefächert. So wartet der Spielleiter am anderen Ende der Telefonleitung mit lächerlichen, ekligen, zuweilen aber auch brutalen, bis hin zu blutigen und erschreckenden Handlungsaufforderungen auf. Im Zusammenhang mit der Aufgabenerfüllung führt der Film dann die amoralische Gesellschaft unserer Tage vor, in der Menschen bereit sind, alles für Geld zu tun, sich für ein bisschen Ruhm und ein paar Minuten im Scheinwerferlicht zum Affen machen oder sich nicht einen Funken um ihre Mitmenschen und deren Schicksal scheren. Auch die Maske der Ethik und des Anstandes, die gerade im Anonymität vorgaukelnden Internet leicht abgelegt wird und somit die Sensationslüsternheit, sowie die Freude am Brutalen und Perversen offenbart, wird hier auf erschreckende Weise gezeigt.

    „13 Beloved“ ist durchaus eine atmosphärische Nähe zum Psycho-Thriller The Game zu attestieren. Denn wie in dem Film von David Fincher fragt sich der Zuschauer fortwährend, was hier eigentlich gespielt wird und muss stets damit rechnen, dass so ziemlich alles Denk- beziehungsweise Undenkbare als nächstes passieren könnte. Auch einige Anspielungen auf Falling Down sind nicht von der Hand zu weisen und gegen Ende, wenn bei den Aufgaben die Gewaltschraube beträchtlich erhöht wird, kommen einem dann auch sofort die brutalen und perversen Spielchen von Jigsaw in den Sinn. Doch es geht nicht nur brutal zu. Auch zum Lachen wird immer wieder etwas geboten. Gerade zu Beginn darf man sich über eine gehörige Portion skurrilen, schwarzen Humor freuen, da der Film sich nicht fortwährend ernst nimmt und die ersten Aufgaben auch äußerst amüsant ausfallen.

    Dass Krissade Sukosol Clapp („Bangkok Loco“), der in Thailand vor allem als Kopf einer Rockband bekannt ist, den Hauptcharakter Chit extrem sympathisch und glaubhaft verkörpert, ist dabei ein Glücksfall für den hochspannenden Film. Durch sein natürliches Spiel ist man förmlich gezwungen, mit dem armen Loser mitzufiebern. Da die meisten der Spielstufen in direktem Zusammenhang mit der Vergangenheit des Protagonisten stehen, wird dieser für den Zuschauer im Laufe des Films zudem immer greifbarer und verständlicher. Auch Achita Wuthinounsurasit („Shutter“) macht als Chits besorgte Kollegin Tong einen guten Job. Leider ist die Auflösung der Frage, wer hinter dem brutalen Alles-oder-Nichts-Spiel steckt und so gut über alle von Chits Schritten informiert ist, letztlich nicht ganz zufriedenstellend und auch nicht alle Geschehnisse können als wirklich logisch angesehen werden. Nichtsdestotrotz ist das Verfolgen des Helden bis zum Showdown ohne Zweifel ungemein abwechslungsreich und spannend, so dass der temporeiche Film, bei dem immer wieder die Fragen um ethische Empfindungen und Moral mitschwingen, insgesamt einen wirklich guten Eindruck hinterlässt.

    Fazit: „13 Beloved“ ist ein fesselnder Psycho-Thriller aus Thailand, bei dem einem schnell klar wird, wieso die Remakerechte schon über den Ladentisch gingen. Die Aufgaben und der allwissende Anrufer im Hintergrund halten den Zuschauer über die gesamte Laufzeit mit einer gelungenen Mischung aus Witzigem bis Erschreckendem auf Trab und lassen keine Langeweile aufkommen. So ist der gesellschaftskritische Film überaus unterhaltsames Kino, das sich kein Asiafilmfan entgehen lassen sollte.

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