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    Mit Dir an meiner Seite
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Mit Dir an meiner Seite
    Von Sascha Westphal

    Die Romane von Nicholas Sparks („Weit wie das Meer“, „Ein Tag wie ein Leben“) haben sich als echte Glücksfälle für Hollywood erwiesen. Die immer wieder um Liebe und Schmerz, Freude und Trauer kreisenden Geschichten des Bestsellerautors sind nicht nur wie geschaffen für große Kinobilder und –gefühle. Sie haben zudem noch eine Lücke gefüllt, die sich aus all den Umwälzungen ergeben hat, die in den 70er und 80er Jahren das Profil der Traumfabrik grundlegend verändert haben. Die Ankunft der Blockbuster und Eventfilme markierte das Ende einiger klassischer Hollywood-Genres. Neben dem Western und dem Musical, das erst kürzlich wieder etwas an Boden gewonnen hat, ist auch das Melodrama weitgehend aus der Produktpalette der großen Studios verschwunden. Aber ganz ohne dieses Genre, das im goldenen Zeitalter Hollywoods seine Blüte erlebte, ging es natürlich nicht. Ein Gegengewicht zu den eher auf ein junges männliches Publikum schielenden Großproduktionen war zumindest auf längere Sicht unverzichtbar. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass Nicholas-Sparks-Verfilmungen mittlerweile zum Standardrepertoire der Traumfabrik gehören. Schließlich finden in ihnen die Konventionen und Konstellationen der alten Melodramen ein zeitgemäßes Gewand. Für „Mit Dir an meiner Seite“, Julie Anne Robinsons zu gleichen Teilen romantisches wie tragisches Drama einer rebellischen 18-Jährigen, hat Sparks zunächst das Drehbuch geschrieben. Der gleichnamige Roman ist erst danach entstanden. Diesen für Sparks ungewöhnlichen Entstehungsprozess kann Robinsons Kinodebüt in keiner Szene verleugnen. Die Mechanik des Melodramatischen tritt in ihm viel offener zutage als in Luis Mandokis „Message In A Bottle“ oder in Nick Cassavetes’ Wie ein einziger Tag.

    Veronica Miller (Miley Cyrus), die alle nur Ronnie nennen, ist eine Rebellin ohne Grund und Ziel. Vor Jahren hat ihr Vater Steve (Greg Kinnear) sie, ihren kleinen Bruder und ihre Mutter (Kelly Preston) verlassen. Das konnte sie ihm nie verzeihen. Seither lehnt sie sich gegen alles und jeden auf. Nun soll sie, die gerade die High-School abgeschlossen hat und schon einmal wegen Ladendiebstahls verhaftet wurde, den Sommer zusammen mit ihrem Bruder Jonah (Bobby Coleman) in Steves Haus am Meer verbringen. Natürlich macht Ronnie erst einmal alles, damit ihr Vater sie wieder nach Hause schickt. Doch dann lernt sie Mädchenschwarm Will (Liam Hemsworth) kennen – eine Begegnung, die für sie alles verändert…

    Alles an „Mit Dir an meiner Seite“ ist durch und durch konventionell. Ronnies Enttäuschung und ihre Wut könnten direkt aus einem Handbuch über die Verletzungen von Scheidungskindern kommen. Und da ihre Geschichte für Hollywood ersonnen wurde, wird sich auch niemand weiter darüber wundern, dass sie einmal als musikalisches Wunderkind gehandelt wurde und schon im Alter von sieben Jahren in der Carnegie Hall aufgetreten ist. Der athletische, ungeheuer sensible Will könnte wiederum direkt aus den Wunschphantasien unzähliger Teenagerinnen auf die Leinwand herabgestiegen sein. Und natürlich sind seine Eltern auch noch sagenhaft reich. Auch Steve erweist sich von Anfang an als eine Art Traumvater, was seine Tochter nur erst begreifen muss. Als es endlich so weit ist, wird ihre gemeinsame Zeit allerdings durch eine tragische Entwicklung auch schon wieder knapp.

    Grundsätzlich gibt es gegen all diese Melodramen-Zutaten gar nichts einzuwenden. Sie können durchaus aufgehen. Dafür muss letztlich nur der emotionale Funke überspringen, dann entwickeln selbst abgedroschene Konflikte und stereotype Charaktere einen unwiderstehlichen Zauber. Im Prinzip haben die meisten Sparks-Verfilmungen bisher genau so funktioniert. Sparks und seine Regisseurin greifen also nur auf eine erprobte Formel zurück. Nur gelingt es ihnen nicht, diese mit Leben und Gefühlen zu füllen. Die Nähe ihres Films zu Nur mit Dir, dessen Regisseur Adam Shankman hier als Produzent fungiert, ist dabei schon eklatant. Aber genau darin liegt das Problem. Die einzelnen Plot-Bausteine und emotionalen Manipulationen bleiben nur das: Plot-Bausteine und emotionale Manipulationen. So kann die Welt, in die sie den Betrachter eigentlich hineinziehen sollten, einfach keine Gestalt annehmen. Sie bleibt so etwas wie ein unfertiger Rohbau, der die Vision des Architekten höchstens erahnen lässt.

    Vielleicht – und das ist eine letztendlich müßige Spekulation – hätte eine großartige Schauspielerin in der Rolle der Ronnie zumindest einige Schwächen des Drehbuchs und der Regie überspielen können. Nur gelingt Miley Cyrus (Hannah Montana – Der Film) dies nicht einmal ansatzweise. Allem Anschein nach wollte sich der Star der Fernsehserie „Hannah Montana“ mit dem Part der wütenden Teenagerin, die erst noch lernen muss, was leben und lieben bedeutet, als ernsthafte Darstellerin beweisen. Dazu gehört auch, dass sie in ihrer Rolle nur einmal kurz einen Song im Radio mitsingt, sich sonst aber ganz aufs Schauspielern verlegt. Die Fans ihrer Musik müssen auf den Abspann warten, bis ein Stück von ihr erklingt. Allerdings kann Miley Cyrus ihren großen Ambitionen (noch) nicht gerecht werden. Weder Ronnies Wut noch ihr langsamer Wandel wirken sonderlich glaubhaft. Im Endeffekt verlässt sie sich auf zwei oder drei Ausdrücke, die zudem noch einen aufgesetzten, wenn nicht gar erzwungenen Eindruck machen. In der Rolle der unbedarften Hannah Montana war sie weitaus lebendiger und auch glaubhafter.

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