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    Harold & Kumar - Alle Jahre wieder
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Harold & Kumar - Alle Jahre wieder
    Von Jan Hamm

    Wenn sich die Titelhelden der weihnachtlichen Stoner-Comedy „A Very Harold & Kumar 3D Christmas" darüber auslassen, dass die ganze 3D-Angelegenheit doch längst zur Lachnummer verkommen sei, dürften sie damit vielen Kinogängern aus dem Herzen sprechen. Im schlimmsten Fall bringt eine schlampige 3D-Konvertierung das räumliche Filmerlebnis durcheinander, mindestens aber sorgen die Brillen für eine deutliche Bildverdunkelung. Dass Todd Strauss Schulson mit seinem Beitrag zur inzwischen dreiteiligen „Harold & Kumar"-Reihe dennoch massiv auf den 3D-Effekt setzt, kann man ihm bei einem so witzigen Einsatz der kassenträchtigen Technologie kaum verübeln. Den Kinosaal mit dreidimensionalem Grasnebel einzuräuchern ist nämlich schlicht und ergreifend eine geniale Idee. Ja, nach "Avatar" war die Kinowelt in der Tat high auf 3D! Bei zwei so ursympathischen Protagonisten wie Harold und Kumar fällt dann auch nicht ganz so schwer ins Gewicht, dass der Film gelegentlich ins Fäkale abrutscht und dass die subversiven Spitzen des Vorgängers „Harold & Kumar 2 - Flucht aus Guantanamo" einer süßen, dabei aber auch ziemlich harmlosen Weihnachtsversöhnlichkeit gewichen sind.

    Während Harold (John Cho) die gemeinsame Kiffer-WG verlassen hat, um Karriere an der Wall Street zu machen und eine Familie mit seiner Freundin Maria (Paula Garces) zu gründen, verscherzt es sich der sternhagelbreite Kumar (Kal Penn) mit seiner Herzensdame Vanessa (Danneel Harris), als er auf die Nachricht seiner baldigen Vaterschaft hin keinen geraden Satz herausbringt. Mit einem an Harold adressierten Päckchen hat der niedergeschlagene Kumar immerhin einen Grund, seinem entfremdeten Ex-Mitbewohner einen Botenbesuch abzustatten. Seine Laune bessert sich schlagartig, als die beiden das Päckchen öffnen und einen gewaltigen Joint vorfinden. Dann überschlagen sich die Ereignisse: Die weihnachtliche Wundertüte setzt den Christbaum in Brand, den Marias griesgrämiger Daddy (Danny Trejo) so liebevoll großgezüchtet hat. Auf der Suche nach tauglichem Ersatz taumeln Harold und Kumar in ein irres Abenteuer...

    Leise rieselt der Schnee – hier allerdings erst, nachdem er auf einer dubiosen Teenie-Party im Anwesen eines rabiaten Gangsterbosses (Elias Koteas) aus noch dubioseren Päckchen aufgewirbelt wurde. Einer der Leidtragenden ist ein schnuckeliges Baby, das zuvor bereits auf einer Taxirückbank in deftige Marihuanaschwaden eingehüllt wurde. Wenn sich das völlig zugedröhnte Stoner-Christkind dann in „Matrix"-Zeitlupen mit dem Hausherren anlegt, bekennen sich Strauss Schulson und seine Drehbuchautoren nicht nur zum hemmungslosen Ulk. Vielmehr ist dieses Zitat über ein Jahrzehnt nach dem Wachowski-Erfolg längst so totgelaufen, dass es schon als gelungener Antiwitz gelten muss. Die sonstigen Verweise sind nicht immer besonders clever, in ihrer unverschämten Albernheit aber doch oft brüllkomisch: Da wird im Eierhagel hochdramatisch à la Willem Dafoe in „Platoon" zu Boden gegangen und da tönt ein halbstarker Partybengel zur Frage nach dem einzig wahren „Karate Kid": „My man Jaden Smith, yo!"

    Auch bei den hauseigenen Gags kennt das Team hinter „A Very Harold & Kumar 3D Christmas" kein Erbarmen. Mit barbusigen Lesben-Nonnen samt Kruzifix-Tattoos im Schritt wird Trash- und Exploitation-Kultur gefeiert, während Kumar seine zwischenzeitliche Verwandlung in eine Knetfigur zum Anlass nimmt, sein Gemächt aus der Hose zu zaubern und über die Leinwände der prüden USA zu schwingen. Die eigentliche Pointe folgt später, wenn dann plötzlich auch ein mehr oder eher weniger realer 3D-Knüppel in den Kinosaal ragt. Wirklich provokant ist der Film damit aber noch lange nicht – trotz wüster Drogeneskapaden steuern die Titelhelden schlussendlich so gründlich geläutert in die Arme ihrer Liebsten zurück, dass sogar Danny „Machete" Trejo warm ums Herz wird. Weniger herzlich ist das halbe Dutzend dämlicher Fäkalwitze, das im „Harold & Kumar"-Serienkontext zwar nicht überrascht, dabei aber genau so plump wie eh und je ausfällt.

    John Cho und Kal Penn lassen es in ihren Paraderollen dabei ordentlich krachen, sorgen sich aber ebenso um die leiseren Zwischentöne und verleihen den Augenblicken ernsthafter Auseinandersetzung zwischen den entfremdeten Freunden so tatsächlich eine emotionale Tragweite, die der Reihe bislang abgegangen ist. Ganz und gar obligatorisch ist wiederum der überdrehte Gastauftritt des „How I Met Your Mother"-Stars Neil Patrick Harris, der die referenziellen Spielchen des Films in schwindelerregende Höhen treibt und sich auf der Undercover-Jagd nach jungen, hübschen Dingern als Homosexueller ausgibt. Unterstützt wird der seit langer Zeit offen schwule Hollywood-Darling dabei von seinem Lebensgefährten David Burtka.

    Fazit: Wer auch nur im Mindesten etwas mit dem Stoner-Comedy-Subgenre anfangen kann, kommt mit Todd Strauss Schulsons alberner Guerilla-3D-Parodie „A Very Harold & Kumar 3D Christmas" voll auf seine Kosten – und darf sich außerdem über Mr. Harris' hier bereits schelmisch vorausgeschickte Ankündigung eines vierten Teils freuen.

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