Mein Konto
    Black Swarm
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Black Swarm
    Von Lars-Christian Daniels

    Spätsommerzeit – Wespenzeit. Wem sind die schwarz-gelben Plagegeister im August oder September beim gemütlichen Frühstück im Garten oder beim Eis im Straßencafé nicht schon einmal um die Nase gesurrt. Sie nerven einfach, insbesondere wenn sie in Schwärmen auftreten. Im Herbst 2009 kommt nun mit leichter jahreszeitlicher Verspätung David Winnings „Black Swarm“ in die DVD-Regale geschwirrt – und wird Freunden des gepflegten Horrorfilms vermutlich mehr Schmerzen bereiten als so mancher Wespenstich.

    Das idyllische Örtchen Black Stone wird von genetisch mutierten Wespen angegriffen, die ihre Opfer in mordende Killer-Drohnen verwandeln. Kammerjäger Devin Hall (Sebastien Roberts, Lucky Number Slevin), dessen Zwillingsbruder Dan Jahre zuvor bei der Ausräucherung eines Wespennests ums Leben gekommen war, und Polizistin Jane Koznik (Sarah Allen) machen sich auf die Suche nach der Ursache. Janes kleine Tochter Kelsey (Rebecca Windheim) trifft derweil auf den mysteriösen Eigenbrötler Eli Giles (Robert Englund, Freddy Vs. Jason). Widmet sich dieser in seinem Garten wirklich nur den Pfirsichen?

    Das Hauptproblem von „Black Swarm“ sind nicht etwa die stellenweise peinlich schwachen Darsteller oder die über weite Strecken hirnlosen Dialoge. Nein, es ist der Schlingerkurs der Drehbuchautoren Todd Samovitz und Ethlie Ann Vare, die sich neben halbgaren Liebesgeschichten und abgegriffenen Mutter-Tochter-Problemen einfach nie entscheiden können, von wem denn nun eigentlich mehr Gefahr ausgehen soll – von den Insekten oder den Gestochenen. Während die CGI-Schwärme dem Zuschauer bei ihren spärlich gesäten Attacken allenfalls ein gelangweiltes Gähnen abringen, tragen die malträtierten Dorfbewohner ausnahmslos zur unfreiwilligen Komik bei. Da laufen Gestochene in Zombie-Manier gelähmt und offensichtlich geistesabwesend durch die Straßen – doch schöpft die Polizistin und alleinerziehende Mutter Jane Verdacht? Nein! Stattdessen schickt sie ihre Tochter zum netten Zombie-Eismann von nebenan. Wäre dieser absurde Scheuklappenblick wie in Shaun Of The Dead beabsichtigt – man könnte sich köstlich darüber amüsieren. Weil die merkwürdig taumelnden, stöhnenden Passanten mit den großen Beulen auf der Stirn hier aber offenbar keinen der Ermittler misstrauisch stimmen, stellen sich dem Betrachter sämtliche Nackenhaare auf.

    Wünschenswerter wäre eine körperliche Reaktion der Zuschauer auf die Schockmomente, die jedoch nie das Blut in den Adern gefrieren lassen. „Black Swarm“ – auch als Eigenproduktion deutscher Privatsender mit dem Untertitel: „Angriff der Killer-Wespen“ denkbar – scheitert kläglich bei dem Versuch, menschliche Urängste vor Flattervieh und allem, was kreucht und fleucht, zu wecken. Was beim Hitchcock-Klassiker Die Vögel atmosphärisch hervorragend funktioniert und bei Snakes On A Plane wenigstens noch Spaß macht, führt bei „Black Swarm“ unvermeidlich zur Bruchlandung. Die Filmemacher verzichten beinahe vollständig auf einen Spannungsaufbau: Hier und da surrt und brummt es ein wenig im Dorf, und plötzlich verschwindet eine Leiche vom Obduktionstisch, die kurze Zeit später als Killer-Drohne auf Menschenjagd geht. Leider bleibt ihr erster Mord der letzte Moment, der halbwegs gelungen inszeniert ist. Auch Horror-Ikone Robert Englund (A Nightmare On Elm Street) als kauziger Dorfbewohner wird vollkommen verschenkt. Alle anderen Charaktere agieren blass, so bleibt dem Zuschauer nur Gleichgültigkeit oder leichtes Genervtsein wie im Fall von Kelsey. Der absolute Tiefpunkt ist erreicht, wenn das Mädchen bei strahlendem Sonnenschein im Maisfeld kreischend vor einer Vogelscheuche erstarrt. Jede Geisterbahn auf dem Rummel verfügt über eine bessere Ausstattung und über mehr Atmosphäre.

    Würde „Black Swarm“ weniger ernst und mit einem kleinen Augenzwinkern versehen daherkommen und nicht zu allem Überfluss auch noch in einem vollkommen dämlichen Finale gipfeln, hätte aus dem Horror-Thriller zumindest eine kleine Perle sinnfreier Trash-Unterhaltung werden können. So mutiert der Angriff der schwarz-gelben Insekten und ihrer schwachsinnigen Zombie-Drohnen zu einem eineinhalbstündigen Feuerwerk unfreiwilliger Komik und fehlzündender Schockmomente.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top