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    Alle sagen: I Love You
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Alle sagen: I Love You
    Von Daniela Leistikow

    Edward Norton singt in einem Musical? Das erscheint auf den ersten Blick, als habe man den für Thriller wie Fight Club und Das Gesetz der Ehre bekannten Star in Woody Allens „Alle sagen: I Love You“ gegen den Strich besetzt. Ein Blick in seine Filmographie zeigt jedoch, dass sich bei Norton seit jeher harte Rollen mit Ausflügen in die unterschiedlichsten Genres abwechseln: Nach seinem Debüt in dem Justiz-Thriller Zwielicht bekam er die Musical-Rolle in „Alle sagen: I Love You“. Dem Durchbruch mit Fight Club folgte die romantische Komödie Glauben ist alles, bei der er auch Regie führte. Danach war Norton an der Seite von Robert De Niro in The Score zu sehen, bevor er in „Tötet Smoochy“ in einem lächerlichen Rhinozeros-Kostüm die Attraktion einer Kindershow mimte. Solche Experimentierfreudigkeit leistet sich nicht jeder. Aber bei einer Zusammenarbeit mit Woody Allen kann eigentlich kaum etwas schief gehen: Mit herrlich altmodischen Choreographien, diversen Love Storys und klassischen Songs der 20er und 30er Jahre erschafft Allen ein traumhaftes Musical für Genre-Freunde und Romantiker.

    Der abwechselnd in New York und in Paris lebende Schriftsteller Joe Berlin (Woody Allen, Der Stadtneurotiker, Match Point) findet nach der Scheidung von Steffi (Goldie Hawn, Groupies Forever) einfach nicht die richtige Frau. Steffi und ihr neuer Ehemann Bob (Alan Alda, Verbrechen und andere Kleinigkeiten) fungieren nach jeder neuerlichen Trennung als seine Seelentröster. Erneut von der Liebe enttäuscht, beschließt Joe mit DJ (Natasha Lyonne, American Pie), seiner Tochter aus der Ehe mit Steffi, nach Venedig zu fliegen, wo er sich auf den ersten Blick in die Kunsthistorikerin Von (Julia Roberts, Duplicity, Notting Hill) verliebt. Glücklicherweise verfügt DJ über fabelhaftes Insiderwissen, mittels dessen Joe Vons Herz erobert. Bobs Tochter Skylar (Drew Barrymore, Er steht einfach nicht auf dich) hat sich gerade mit Holden (Edward Norton, American History X, The Painted Veil) verlobt, während die jüngsten Töchter Laura (Natalie Portman, Garden State, Die Schwester der Königin) und Lane (Gaby Hoffmann, Schlaflos in Seattle) sich zum ersten Mal verliebt haben – ausgerechnet in denselben Jungen...

    Woody Allen verbindet klassische Musical-Elemente geschickt mit einem witzigen, geistreichen Erzählstil, der sehr nah an seine sonstigen Komödien grenzt. Typisch für das Multitalent hat Allen auch in „Alle sagen: I Love You“ wundervolle Bilder seiner Heimatstadt New York zu unterschiedlichen Jahreszeiten eingefangen. Die überbordende Harmonie, angefangen vom geschiedenen Pärchen, das sich perfekt versteht, bis zum zuckersüßen Happy End, wirkt allerdings zuweilen sehr nach einer gewollten Heile-Welt-Inszenierung.

    Trotzdem: Wenn Edward Norton in den ersten Minuten von „Alle sagen: I Love You“ mit Drew Barrymore verträumt dreinschauend „Just You, Just Me“ singt, muss man einfach Lächeln. Die fröhliche, federleichte Stimmung erinnert an klassische Musicals aus den 30er und 40er Jahren mit Fred Astaire („Osterspaziergang“) und Ginger Rogers („Ich tanz mich in dein Herz hinein“). Im Gegensatz zu vielen modernen Musicals finden sich in „Alle sagen: I Love You“ keine außergewöhnlich begabten Sänger oder Tänzer, sondern schlichtweg gute Schauspieler, die auch bei mittelmäßiger Musikalität sprichwörtlich die richtigen Töne treffen. Woody Allen ließ alle Darsteller, abgesehen von Barrymore, die erwiesenermaßen keinen Ton halten kann, selbst singen. Statt gewagter Performances werden in den Songs Gefühle zum Ausdruck gebracht, die nur durch Musik wirklich transportiert werden können: Ein einfaches „Nur du, nur ich“ sagt eben nicht halb so viel aus wie der Song-Klassiker „Just You, Just Me“ aus dem Jahr 1929.

    Das Titel-gebende Lied „Everyone Says I Love You“ hat das legendäre Songschreiber-Duo Bert Kalmar und Harry Ruby komponiert, aus deren Feder auch der Hit „I Wanna Be Loved By You“ aus Manche mögens heiß mit Marilyn Monroe stammt. Weitaus bekannter sind die Songs „Makin’ Whoopee“ und „My Baby Just Cares For Me“ von Walter Donaldson und Gus Kahn. Aber nicht nur die Musik in „Alle sagen: I Love You“ überzeugt, auch das Ensemble leistet hervorragende Arbeit. Julia Roberts als Woody Allens Geliebte ist einfach köstlich und Goldie Hawn war selten so charmant, wie in der Rolle der besorgten Ex-Frau. Edward Norton füllt den Part des naiv-harmlosen Bald-Ehemanns überraschend gut aus, auch wenn sein Saubermann-Auftreten anfänglich etwas gewöhnungsbedürftig daherkommt.

    Fazit: Durch eine ebenso witzige wie zeitlose Inszenierung mit Song-Klassikern aus den 20ern und 30ern, Stepptanz und allem, was dazu gehört, lässt „Alle sagen: I Love You“ die Blütezeit des Musicals wieder aufleben. Nicht nur Genre-Liebhaber werden sich beim Anschauen das Grinsen kaum verkneifen können, wenn Edward Norton gesanglich jubilierend durchs Bild schlendert.

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