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    Experiment Killing Room
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Experiment Killing Room
    Von Ulf Lepelmeier

    Unter dem Namen MKULTRA firmierte in den 60er Jahren ein geheimes Militärprogramm der CIA, das darauf abzielte, Verhörmethoden zu optimieren und Soldaten zu kreieren, die jeden Befehle ohne zu zögern ausführen. Die Experimente zur menschlichen Gedankenkontrolle wurden an ahnungslosen Zivilpersonen durchgeführt und verliefen selten ohne Komplikationen oder bleibende Spätfolgen. Selbst der Tod einiger Probanden wurde bei diesen unmoralischen Versuchsreihen billigend in Kauf genommen. Regisseur Jonathan Liebesman (Texas Chainsaw Massacre: The Beginning, Der Fluch von Darkness Falls) lässt in seinem Psychothriller „Experiment Killing Room“ dieses Anfang der 70er Jahre eingestellte, menschenverachtende CIA-Programm im Zuge der 9/11-Panik wieder auferstehen. Leider will sich die Spannung trotz unterkühlter Kammerspiel-Inszenierung aufgrund fehlender psychologischer Raffinesse nicht beständig im Versuchsraum halten.

    Paul (Nick Cannon), Kerry (Clea DuVall), Crawford (Timothy Hutton) und Tony (Shea Whigham) haben sich als Probanden freiwillig für eine Studie über menschliches Verhalten gemeldet und füllen nun in einem sterilen Raum Fragebögen aus. Die 250 Dollar Aufwandsentschädigung scheinen leicht verdientes Geld zu sein, doch dann zieht Projektleiter Dr. Philips (Peter Storemare) beim Verlassen des Raumes plötzlich eine Pistole und erschießt einen der vier Ahnungslosen. Nun ist klar: Es handelt sich hier nicht um eine harmlose Versuchsreihe, sondern es geht für die Probanden ums nackte Überleben. Währenddessen fragt sich Philipps gerade frisch angeworbene Mitarbeiterin Emily Reily (Chloë Sevigny) auf der anderen Seite der Observationswand, ob sie diese brutalen Experimente im Rahmen der Verhaltensforschung überhaupt ertragen, geschweige denn gutheißen kann…

    Als Kammerspiel ist „Experiment Killing Room“ weder so konsequent und brutal wie Saw, noch so psychologisch unterfüttert wie Das Experiment oder so spannend wie der futuristische Cube. Regisseur Jonathan Liebesmann entnimmt aus diesen drei Filmen jeweils erprobte Ingredienzien, mixt sie mit einem gehörigen Schuss Verschwörungswahn und Taliban-Paranoia und injiziert dieses – zumindest auf dem Papier durchaus unterhaltsame - Gemisch in ein kammerspielartiges Szenario. Das unterkühlte Setting wird dabei von der Kamera ansprechend eingefangen und von der Lichtregie sowie der musikalischen Untermalung in seiner klaustrophobischen Wirkung unterstützt.

    Während im mit vielen Klappen versehenen Experimentierraum die Probanden mit Psychospielchen getestet, gegeneinander aufgehetzt und mit ihrem womöglich baldigen Ableben konfrontiert werden, wird die junge Militärpsychologin Emily Reily hinter der Wand hinsichtlich ihrer Loyalität und Eignung getestet. Doch gerade dieses hin- und herspringen zwischen den Gepeinigten und deren Beobachtern, zwischen weißem Probanden- und schwarzem Beobachtungsraum, nimmt dem Film etwas von seinem Spannungspotential und bremst das Geschehen rund um die Testpersonen aus, deren Verhaltensveränderungen zum Ende hin immer weniger nachvollziehbar werden. Etwas mehr psychologischer Tiefgang wäre hier wünschenswert gewesen.

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    Während Peter Storemare (Constantine, Dancer In The Dark, Fargo) den gefühlskalten, unerbittlichen Dr. Philipps mit viel Spaß an der Bösartigkeit verkörpert, enttäuscht Chloë Sevigny (Zodiac, Melinda und Melinda, Boys Don‘t Cry) mit ihrer Darstellung der ehrgeizigen Ausnahmewissenschaftlerin, die sich in der moralischen Klemme sieht. Sie spielt die junge Frau so nervös und fahrig, dass man ihr nach kurzer Zeit ihre Zielstrebigkeit und Hartnäckigkeit nicht mehr abkauft und vielmehr glaubt, sie würde jeden Moment hysterisch kreischend das Weite suchen. Dabei betont Dr. Philipps doch immer wieder, wie außergewöhnlich belastungsfähig Reily doch sei. Zudem findet auch die brillante Beobachtungsgabe der neuen Mitarbeiterin immer wieder Erwähnung, ohne dass sich die Psychologin mit ihren Aussagen zu den Probanden als besonders scharfsinnig erweisen würde.

    Das Finale kommt dann zwar noch mit einem unerwarteten Twist daher, wird aber trotz des Überraschungseffekts wohl nur die wenigsten Zuschauer zufriedenstellen. Zumindest stellt Regisseur Jonathan Liebesman mit der Wahl des Endes gekonnt die Weichen, um seinen Verschwörungsthriller für eine mögliche Fortsetzung in Stellung zu bringen.

    „Experiment Killing Room“ ist weit weniger psychologisch ausgefeilt, als er zu sein vorgibt. Außerdem verliert er mit zunehmender Laufzeit an Glaubwürdigkeit. Dank bewährter Verschwörungstheorien und einem ordentlichen Spannungslevel landet der Thriller dennoch im soliden Mittelfeld, wobei die Auflösung die Geister in „The Outer Limits“-Manier scheiden wird.

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