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    Blackwoods
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Blackwoods
    Von Carsten Baumgardt

    Im Jahr 2002 gab es für den berühmt-berüchtigten Dr. Uwe Boll einen wahrhaften Anlass zum Feiern. Nachdem er bereits mit dem Horror-Thriller „Sanctimony“ (2000) im US-Fernsehen landen könnte, bekam sein Mystery-Thriller „Blackwoods“ sogar einen kleinen Start in den amerikanischen Kinos. Darüber hinaus ist der Film wahrscheinlich Bolls bester der Karriere bis dahin. Das Dilemma: Auch wenn der umstrittene Filmemacher dazu gelernt hat, so erreicht „Blackwoods“ trotzdem nicht einmal das Mittelmaß, weil Boll aus der interessanten Grundidee zu wenig macht und wieder einmal als Geschichtenerzähler versagt.

    Matt (Patrick Muldoon) und seine neue Freundin Dawn (Keegan Conor Tracy) wollen den nächsten Schritt in ihrer Beziehung machen und ihre Eltern in der tiefsten Provinz besuchen. Kurz vor dem Ziel stoppen sie in einem Motel, um die traute Zweisamkeit im Bett auszunutzen. Als Matt aufwacht, ist Dawn verschwunden und er wird plötzlich von einem Mann mit einer Axt angegriffen. Zwar kann sich Matt der Attacke erwehren, aber weder der zwielichtige Motelbetreiber (Clint Howard) noch Dorfsheriff Harding (Michael Paré) glauben dem Fremden auch nur ein Wort. Deswegen macht sich Matt auf zu Dawns Elternhaus und muss eine große Überraschung erleben. Kurze Zeit später findet er sich gefesselt im Keller der Franklins wieder und blickt einer improvisierten Gerichtsverhandlung ins Auge. Zwei Jahre zuvor hatte Matt in betrunkenem Zustand Dawns Schwester, die jüngste der Franklin-Sippe, bei einem Verkehrsunfall getötet...

    In den richtigen Händen hätte „Blackwoods“ eine solide Genre-Produktion abgegeben, aber dies verhindern vordringlich zwei Tatsachen: Zunächst sitzt Uwe Boll auf dem Regiestuhl und lässt immer noch jegliches Gespür für das Medium Kino vermissen. Zweiter Genickbrecher ist die hanebüchene Drehbuchwendung gegen Ende, die den gesamten Film ad absurdum führt und ihn logisch aus allen Angeln hebt. Das ist im Endeffekt sehr schade, wäre doch Boll mal ein Achtungserfolg zu wünschen gewesen, schließlich präsentiert er in „Blackwoods“ immerhin leicht verbesserte handwerkliche Fähigkeiten. Auf atmosphärischer Ebene funktioniert der Film soweit erstmal. Die teils platten, hölzernen Dialoge liegen zwar unter B-Movie-Normalmaß, aber dafür ist das wenigstens hier und da unfreiwillig komisch.

    Matt: „Und, verrätst du mir jetzt, wo wir hinfahren, oder muss ich raten?“

    Dawn: „Du weißt doch, meine Familie wohnt in den Wäldern. Tief in den Wäldern.“

    Matt: „Tief in den Wäldern? Wie tief?“

    Dawn: „Nicht zu tief.“

    Dazu gesellt sich der unangenehme Humor Bolls („Der alte Sid merkt doch nicht mal, ob sein Daumen braun ist, wenn er sich ihn in den Hintern geschoben hat“), aber diese Ausreißer sorgen eher für willkommene Erheiterung, weil sie so schlecht sind, dass es schon wieder Freude macht.

    Die Anleihen bei Tobe Hoopers „The Texas Chainsaw Massacre“ sind allgegenwärtig, auch wenn Boll weder seinen Blutzoll in diese Regionen steuert noch eine derartige Bedrohung inszenieren kann. Immerhin: Die Grundidee ist okay, das Szenario taugt für einen ansprechenden B-Movie-Reißer - bis Boll und seinem Co-Drehbuchautor Robert Dean Klein die Gäule durchgehen. Dazu nerven die penetranten Flashbacks aus Matts Vergangenheit, die mit einem merkwürdigen Wischeffekt überzogen sind.

    Schauspielerisch wird nichts verlangt und auch ebenso wenig geboten. Patrick Muldoon (Starship Troopers) lässt sich deshalb nichts zu Schulden kommen, kann aber seinen Matt keineswegs als Sympathieträger etablieren, dafür ist der Charakter zu egoistisch angelegt. Das hat zur Folge, dass der Zuschauer sich um sein Schicksal auch nicht weiter schert. B-Movie-Ikone Michael Paré (Crash Landing) spielt seinen Sheriff auf Autopilot für den gefüllten Kühlschrank. Während Keegan Conor Tracy (Final Destination 2) zu Beginn überzeugt, geht sie mit dem Kippen in das wenig originelle Selbstjustizszenario unter wie der gesamte Film, der am Ende scheitert und nicht über einige ernstzunehmende Ansätze hinaus kommt. Wie tief sinkt Uwe Boll mit „Blackwoods“? Nicht zu tief... wir sind’s schließlich noch schlechter gewohnt.

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