in zeiten, in denen es auf der leinwand von mehr oder weniger brauchbaren superhelden nur so wimmelt, ist es mehr als erfrischend auch einmal einen helden zu sehen, der quasi von nebenan ist. das dachte sich auch sicherlich james gunn, der mit "super" im jahr 2010 einen superhelden-film an den start brachte, der bisher jegliche sehgewohnheiten bei superhelden-filmen außer acht lässt und super-hart darstellt, wie schwer es sein kann superheld zu sein, wenn man weder übermenschliche kräfte noch genug geld für geniale gadgets - aber wenigstens eine rostfreie rohrzange - hat. im gleichen jahr brachte matthew vaughn mit "kick-ass" einen comic-film in die kinos, der in die gleiche kerbe (und nicht weniger derbe) schlägt und aus der sicht eines jungen high-school gängers der zum helden mutiert ohne zu mutieren. warum gunns "super" ein wenig hinter "kick-ass" steht aber dennoch seine reize versprüht versuche ich jetzt einmal in worte zu fassen.
der vergleich der beiden filme liegt so nahe wie die niederlande an deutschland. das beide filme trotzdem eine (fast) andere sprache sprechen wird nach nur ein paar minuten klar. während "kick-ass" wirklich die welt ein wenig besser machen will und versucht menschen aus misslichen situationen zu retten, bekommt "der blutrote blitz" (der wahrscheinlich trashigste name eines superhelden) durch eine vision in der ihm gott seinen segen gibt gegen das verbrechen anzutreten, den entscheidenen anstoß für sein vorhaben. sein eigentlicher antrieb ist seine vom gangsterboss jock (wie immer evil - kevin bacon) "entführte" frau sarah, die unter drogengesetzt gar nicht gerettet werden will. fortan geht es dem 'blitz' auch um das einhalten der gebote, die ihm sein 'auftraggeber' nahelegte. aber auch leichte vergehen lässt der blitz nicht außer acht und geht mit seinen wiedersachern nicht zimperlich um. so etwa geschehen in dieser szene: unmaskiert steht unser held in einer warteschlange. als sich auf einmal ein pärchen einige meter vor ihm erfolgreich in die schlange drängelt. angestachelt von einem passanten, der sich leise drüber beschwert erhebt der unmaskierte blitz seinen zeigefinger, macht ein paar schritte vor und deutet lautstark an: "vordrängeln ist verboten!". ein müdes lächeln samt "ach, fick dich!" kommt ihm entgegen. sein gesichtsausdruck bleibt verhärtet und er rennt zu seinem auto welches unmittelbar in der nähe steht. man sieht ihn wie er sich sein heldenanzug anzieht. während er sich verrenkt um in sein kostüm zu kommen und dabei sein halbnackter arsch aus dem fenster ragt sieht ein kleines mädchen ihm dabei zu, zeigt mit dem finger auf ihn und fängt an zu weinen. eine kongeniale szene in der der humor hervorsticht. ein krasser kontext zur darauffolgenden handlung. denn kurz darauf rennt der 'blitz' mit enormen tempo und mit seiner rohrzange bewaffnet auf das pärchen zu und macht kurzen prozess indem er mit einem hieb ersteinmal den kopf des begleiters spaltet. danach bekommt noch die weibliche begleiterin eins übergebraten und beide liegen blutüberströmt auf dem boden. das lachen, welches gerade noch aus der kehle hallte entwickelt sich rasch zum klops der erstmal geschluckt werden muss. "boah!"
so und nicht anders ist der grad zwischen humor und gewalt zu beschreiben. schreiende und teils abgefuckte komik wechselt sich mit ultraharten schießeinlagen und prügelszenen ab. und ab und an wird es dann auch mal ernst, wenn der 'blitz' alias frank auf seinem bett sitzt und über sich, seine frau und seine entscheidungen philosophiert. der film fängt so mehrere charakteristiker der jüngsten comic-film geschichte ein. hier ein wenig nolans ernster batman und da witzige wortgefechte eines iron man. dabei bleibt der film zwar nicht durchgehend homogen, bringt aber seinen ganz eigenen charme ein. trotzdem ist "kick-ass" um einiges runder geraten und wirkt nicht so trashig wie "super".
ein ganz (leider) klarer minuspunkt ist die darstellung von 'blitz's' sidekick: 'blitzi'. dargestellt vom schnuckel ellen page. diese punktet anfangs durch ihren nerdigen part als mitarbeiterin eines comic-shops. ratschlagend steht sie ihrem späteren heldenkollegen zur seite indem sie erklärt welcher held welche fähigkeiten besitzt. ihr charakter entwickelt sich im weiteren verlauf des films zur nervensäge. als sie erkennt das frank der 'blutrote blitz' ist, sieht sie ihre chance: sie wird sidekick eines echten superhelden. widerwillig erlaubt ihr frank sie mitziehen zu lassen. ab da an wird 'blitzi' zur schlagkräftigen nervensäge. anfangs noch durch ihren unbeholfenen charme punktend, wird ihre lust am kloppen immer unerträglicher. im bösem finale findet ihr charakter auch eine jehes ende. nach dem finale wird noch einmal schön geschnulzt um den film mit einem gewissen wohlfühlgefühl zu beenden. dieses passt im kontrast recht wenig zur vorrangegangenen spielzeit. dennoch wird man befriedigt zurück gelassen. FAZIT: brachiale comic-komödie mit leichten stimmungsschwankungen, dennoch sehenswert.